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Workout-Kurs bei einem Hamburger Sportverein (Symbolbild).
  • Workout-Kurs bei einem Hamburger Sportverein (Symbolbild).
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Hamburgs Breitensport schlägt Alarm: Angst vor Energie-Lockdown

Die Inflation und vor allem die Energiekrise machen vielen Sportvereinen und Fitnesscentern Sorgen. Sie haben Angst vor einem „Energie-Lockdown“ – und kündigen Preiserhöhungen für Mitglieder an.

„Es ist eine extrem schwierige Situation“, sagte Frank Fechner. Er ist der Vereinschef des Eimsbütteler Turnverbandes e.V. (ETV), einem der größten Sportvereine Hamburgs. Erst die Corona-Pandemie, nun die starke Inflation und vor allem die in ihren Folgen kaum absehbare Energiekrise: Fechner und sein Verein befürchten enorme Belastungen für den Breitensport.

Breitensport in Hamburg: ETV erhöht Beiträge

„Die größte Sorge ist die Planungsunsicherheit der Kosten für Energie“, sagt er. „Wir müssen momentan von einer Verdrei- bis Verfünffachung der Energiekosten ausgehen. Das kann Mehrkosten für unseren Verein von 500.000 bis 700.000 Euro ausmachen, das ist richtig viel Geld für uns.“

Frank Fechner ist Vorsitzender des Eimsbütteler Turnverbands (ETV). dpa
Frank Fechner ist Vorsitzender des Eimsbütteler Turnverbands (ETV).
Frank Fechner ist Vorsitzender des Eimsbütteler Turnverbands (ETV).

Nun erhöht der ETV die Mitgliederbeiträge um durchschnittliche 14 Prozent. Erwachsene müssen ab dem 1. Oktober 28 Euro zahlen anstatt 24,50 Euro. „Es ist mir fast unangenehm, dass wir nach der Coronapandemie die Beiträge so stark erhöhen müssen“, so der Erste Vorsitzende, „aber wir können die Kosten sonst nicht mehr decken“.

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Auch andere Institutionen des Breitensports wie Fitnesscenter kündigen Preiserhöhungen für ihre Mitglieder an. „Es werden schwierige Wochen und Monate werden, denn die immensen Kosten werden auf die Mitglieder umgelegt werden müssen“, sagte Theodor Stemper, Vorsitzender des Bundesverbandes Gesundheitsstudios Deutschland e.V.. „Während der Pandemie sind den Fitness- und Gesundheitsstudios im Schnitt 20 bis 25 Prozent der Mitglieder weggebrochen. Die Gefahr ist da, dass es jetzt nochmal deutlich mehr werden. Wir spüren neue existenzielle Nöte.“

Deutscher Olympischer Sportbund: Angst vor einem Energie-Lockdown

Schon der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) versuchte im Juli mit einem Positionspapier einem befürchteten sogenannten Energie-Lockdown, bei dem Sportangebote heruntergefahren werden, um Energie zu sparen, vorzubeugen. Eine weitere Zwangspause würden viele Vereine, vor allem die kleinen, womöglich nicht überleben. Von den physischen und psychischen Folgen bei den Menschen ganz zu schweigen, argumentierte der Dachverband.

„Wir haben große Sorgen davor, dass sich Fehler, die während der Corona-Pandemie gemacht worden sind wie pauschale Schließungen, jetzt wiederholen“, sagte Michaela Röhrbein, DOSB-Vorstand Sportentwicklung: „Wir sollten aus der Corona-Pandemie lernen. Das heißt, dass wir nicht kurzfristige adhoc-Handlungen vornehmen, sondern kluge Maßnahmen angehen.“

Verband fordert: Energiepauschale auch für Sportvereine

Kurzfristig sollten die Auswirkungen der Energiekrise mit Maßnahmen wie Temperaturabsenkungen in Schwimmbädern und Sporthallen oder kalten Duschen abgemildert werden. Zugleich müssten die Sportvereine nach Wunsch des DOSB in den Genuss von Energiekostenentlastungspauschalen kommen. Mittel- bis langfristig müssten laut Dachverband schließlich die vielen überalterten Anlagen modernisiert und auf einen energetisch aktuellen Stand gebracht werden. Die jüngst vom Bund bereitgestellten 476 Millionen Euro für die Sanierung kommunaler Einrichtungen dürften laut dem Dachverband dabei nicht ausreichen.

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„Unsere Forderung war vor der Energiekrise eine Milliarde Euro pro Jahr. Aber jetzt wird das nicht mehr ausreichen, wir brauchen mindestens diese eine Milliarde pro Jahr über mehrere Jahre hinweg, damit die 30 Milliarden Euro Sanierungsstau abgebaut werden“, sagte Röhrbein.

Unabhängig von den langfristigen Investitionen ist Fechner „überzeugt, dass wir Hilfen brauchen werden, auch staatliche Hilfen“, um die Herausforderungen der nächsten Monate zu meistern. „Die Menschen werden weniger Geld in den Taschen haben und ich hoffe sehr, dass sie die Kosten nicht beim Sportverein einsparen wollen“. (mp)

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