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Polizeibeamte patrouillieren auf der Großen Freiheit in der Silvesternacht.
  • Polizeibeamte patrouillieren auf der Großen Freiheit in der Silvesternacht.
  • Foto: dpa | Marcus Brandt

Böller-Debatte: „Heiligengeistfeld absperren und alle rumballern lassen“

Die Bilanz der Silvesternacht ist erschreckend: Bundesweit kommt es in vielen Städten zu Angriffen auf Polizei und Feuerwehr. Auch in Hamburg wurden Rettungskräfte mit Böllern beworfen oder sogar mit Raketen beschossen. Gewaltforscher Thomas Feltes sucht nach Erklärungen für die Eskalationen.

Geht es nach Thomas Feltes, lässt sich nach den Vorkommnissen des Jahreswechsels nicht mehr von einem Böllerverbot für Privatpersonen absehen. Der 71-jährige Jurist und Kriminologe sieht hierfür die Politik in der Pflicht. Diese müsse Jugendliche durch mehr Sozialarbeit „von solchen Dummheiten“ abhalten, sagte Feltes im Interview mit dem „Spiegel“. Und: „Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, große Areale wie das Heiligengeistfeld in Hamburg abzusperren und dort alle rumballern zu lassen, die wollen“.

Gewaltforscher Feltes: Heiligengeistfeld zum Böllern absperren

Wer zu Silvester dort böllern wolle, müsse vorher nur Raketen, Knaller und Co. überprüfen lassen. Für alle anderen – die „friedlich feiern wollen“ – könnten die Städte zentrale Großfeuerwerke veranstalten, schlägt Feltes vor.

Thomas Feltes ist emeritierter Kriminologie-Professor an der Ruhr-Uni Bochum. (Archivbild) imago/Future Image
Thomas Feltes ist emeritierter Kriminologie-Professor an der Ruhr-Uni Bochum. (Archivbild)
Thomas Feltes ist emeritierter Kriminologie-Professor an der Ruhr-Uni Bochum. (Archivbild)

Silvester sei generell ein Tag, der in Großstädten ein hohes Potenzial für solche Eskalationen mitbringe. Es sei „eine einzige Ausnahmesituation, eine völlig unübersichtliche Lage“, sagt der Kriminologe. Das wiederum locke insbesondere Jugendliche an, „die sich zusammentun wollen, um auch einmal Ärger zu machen.“ Einflüsse wie zum Beispiel Alkohol würden dies noch verstärken.

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In den vergangenen Corona-Jahren hätte sich gerade bei jungen Menschen „sehr viel zusätzliche Wut angestaut“, vermutet Feltes. Faktoren wie fehlende Freizeitangebote, soziale Ausgrenzung oder Perspektivlosigkeit spielten ebenfalls eine Rolle.

Ob dies auch auf einen Migrationshintergrund zurückzuführen wäre, wie in Teilen der politischen Debatte bereits geschehen, wollte Thomas Feltes nicht abschließend bewerten. In der Forschung sei ein „erhöhtes Aggressionspotenzial“ als Folge „kultureller Missverständnisse“ zwar durchaus festzustellen, sagt der 71-Jährige. Jedoch: „Ich tue mich schwer damit, nur von Zeitungsbildern aufs große Ganze zu schließen.“ (fbo)

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