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Am Mittwoch hat der bislang längste Bahnstreik begonnen – parallel wollen Bauern in Stadt erneut demonstrieren.
  • Am Mittwoch hat der bislang längste Bahnstreik begonnen – parallel wollen Bauern in Stadt erneut demonstrieren.
  • Foto: dpa/Bearbeitung: MOPO

Bahnstreik und Bauerndemo: Einschränkungen in Hamburg

Bahnkunden dürften schon Übung haben: Erst vor zwei Wochen hatte die Lokführergewerkschaft GDL große Teile des Bahnverkehrs lahmgelegt. Seit Mittwochmorgen, 2 Uhr, sind die Mitglieder erneut zu einem Streik aufgerufen. Dazu erwartet die Polizei ab Mittwoch Nachmittag noch rund 100 Trecker im Stadtgebiet.

Mit sechs angesetzten Tagen ist es der längste Streik überhaupt bei der Deutschen Bahn. Reisende im Fern- und Regionalverkehr sowie in Hamburg im S-Bahnverkehr müssen bis Montag kommender Woche um 18 Uhr mit erheblichen Einschränkungen rechnen.

Bahnstreik führt zu Staus auf Autobahnen bei Hamburg

Für viele Autofahrer hat der erste Streiktag mit langen Staus begonnen. Die Verkehrslage sei lebhaft, der Bahnstreik deutlich spürbar, sagte ein Sprecher der Verkehrsleitzentrale am Mittwochmorgen. Auf der A7 staute sich der Verkehr in Richtung Süden zwischen Hamburg-Volkspark und Waltershof auf acht Kilometern. In Richtung Norden stockte der Verkehr zwischen Seevetal-Fleestedt und Hamburg-Hausbruch. Auf der A1 stauten sich die Fahrzeuge ab dem Dreieck Hamburg-Südost bis Billstedt. Die Sperrung der parallel verlaufenden Straße Unterer Landweg habe dazu geführt, dass viele Lastwagen auf die Autobahn ausweichen mussten, hieß es.

Auf der A7 Richtung Hannover war zeitweise eine Spur wegen eines liegengebliebenen Lastwagens blockiert. Auch im Süden Hamburgs auf der B73 und dem bei Pendlern aus Niedersachsen beliebten Ehestorfer Heuweg seien Autofahrer nur langsam vorangekommen, hieß es. Ein Wasserrohrbruch auf dem Nincoper Deich, der die A26-West mit Finkenwerder verbindet, habe den Verkehr ebenfalls beeinträchtigt.

Bahnstreik: S-Bahn Hamburg bietet Notfahrplan

Wie bei den Arbeitskampfmaßnahmen der GDL zuvor arbeitet die Bahn auch diesmal mit einem stark ausgedünnten Notfahrplan. Bei den vorigen Arbeitskämpfen waren rund 80 Prozent der Züge im Fernverkehr ausgefallen.

Auch die Hamburger S-Bahn versucht, nach einem Notfahrplan Fahrten anzubieten. Auf den Linien S1, S2 und S3 soll ein 20-Minuten-Takt aufrechterhalten werden. Die S5, die zwischen Neugraben und Stade pendelt, soll stündlich fahren. Wegen der enormen Streiklänge rechnen aber sowohl der Fahrgastverband Pro Bahn als auch die GDL mit großen Schwierigkeiten, das über so lange Zeit aufrechtzuerhalten.

GDL-Streik: So stark ist der Regionalverkehr betroffen

Der HVV rechnet zudem auch im Regionalverkehr mit starken Beeinträchtigungen, da dieses Mal auch die Stellwerke bestreikt werden. Deshalb sind neben den Regio-Zügen der Deutschen Bahn auch Metronom, die Nordbahn und AKN betroffen, obwohl dort die Zugführer nicht streiken.

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Der RE8 und der RE80 (Hamburg – Lübeck) sollen stündlich fahren, die Linien RE7 und RE70 zwischen Kiel und Hamburg nur alle zwei Stunden. „Fahrgäste werden gebeten, nach Möglichkeit U-Bahnen und Busse zu nutzen“, so der Verkehrsverbund.

GDL-Streik beeinträchtigt Hamburger Flughafen

Der Lokführerstreik beeinträchtigt außerdem auch den Betrieb am Hamburger Flughafen. „Es wird schwieriger für die Leute zum Flughafen zu kommen“, erklärte der neue Geschäftsführer des Airports, Christian Kunsch.

Beim letzten Streik der Lokführergewerkschaft GdL vor zwei Wochen habe die S-Bahn alle 20 Minuten fahren sollen, dennoch seien Züge ausgefallen. Aus Angst, ihren Flug zu verpassen, kämen viele Passagiere zwei oder drei Stunden früher als nötig zum Flughafen. Die Terminals seien darum voller als sonst. Vor dem Check-in bildeten sich lange Schlangen, obwohl die Schalter noch gar nicht geöffnet seien. „Unser normaler Prozess wird gestört“, sagte Kunsch. Auf seiner Internetseite rät der Airport, U-Bahnen und Busse für die Anreise zu nutzen.

Darüber hinaus wird der Streik auch Folgen für den Güterumschlag in den Seehäfen an der Nordsee haben. „Wir rechnen damit, dass deutlich weniger Züge an- und ablaufen werden“, sagte ein Sprecher des Containerterminalbetreibers Eurogate. Das genaue Ausmaß sei aber nicht abzuschätzen. Eurogate betreibt an der deutschen Nordseeküste große Containerabfertigungen in Bremerhaven, Wilhelmshaven und Hamburg. Die HHLA hingegen rechnet für Hamburg nicht mit größeren Einschränkungen an den Terminals.

Bauern rufen zur nächsten Trecker-Demo auf

Laut Polizei werden zudem gegen 16 Uhr um die 100 Traktoren von Seevetal in Niedersachsen kommend südlich der Elbe, in der HafenCity und Innenstadt unterwegs sein. Die Demonstration ist Teil der Bauernproteste und findet unter dem Tenor „Landwirte kämpfen um ihre Zukunft“ statt. Am Gänsemarkt ist von etwa 19 bis 20 Uhr eine Zwischenkundgebung geplant. Gegen 23 Uhr soll die Demo an der niedersächsischen Grenze wieder beendet sein.

Bei der GDL ist es im laufenden Tarifstreit seit November der vierte und längste Arbeitskampf. Neben finanziellen Forderungen dreht sich die Auseinandersetzung vor allem um das Thema Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter. Die GDL will diese von 38 auf 35 Stunden bei gleichbleibendem Gehalt reduzieren.

Die Bahn hat bisher ein Wahlmodell angeboten, das eine einstündige Absenkung ohne finanzielle Einbußen vorsieht. Wer sich dagegen entscheidet, erhält stattdessen 2,7 Prozent mehr Geld. Gewerkschaftschef Claus Weselsky sieht in der Offerte keine Grundlage für weitere Verhandlungen. (dpa/aba)

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