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Sabine Mertens, Gründerin der Anti-Gender-Initiative, hält ein Plakat, das sich gegen Gendersprache richtet.
  • Sabine Mertens, Gründerin der Anti-Gender-Initiative.
  • Foto: picture alliance / dpa/Marcus Brandt

Initiative gegen das Gendern gestartet: „Größte Bürgerbewegung seit dem Mauerfall“

Die Volksinitiative gegen das Gendern an Hamburger Schulen und in der Verwaltung ist am Dienstagnachmittag im Rathaus angemeldet worden und kann damit starten: Ab sofort können Hamburger gegen „Büger:innen“ und Schüler*innen“ unterschreiben, Sammellisten herunterladen und selbst losziehen. Initiatorin Sabine Mertens sammelt prominente Unterstützer um sich, vom Kabarettisten bis zum Promi-Anwalt, würde aber am liebsten viel mehr abschaffen als nur Sternchen und Doppelpunkt.

Angesichts der heftigen Ablehnung des Genderns bei der Mehrheit der Bevölkerung scheut Mertens sich nicht vor großen Vergleichen: „Das Volk holt sich die Sprache zurück. Unsere Volksinitiative hat das Potenzial zur größten deutschen Bürgerbewegung seit dem Umsturz der Mauer.“

Der Hamburger Promi-Anwalt Gerhard Strate stärkt den Sternchen-Gegnern den Rücken und geißelt gendersensible Sprache in amtlichen Schreiben gar als „versuchte Nötigung“: „Linguistische Eingriffe mittels massiver Propaganda sind Kennzeichen totalitärer Systeme.“ Julia Ruhs, die als sehr konservative junge Reporterin beim Bayerischen Rundfunk in den sozialen Medien für viel Furore sorgt, unterstützt die Hamburger Initiative aus der Ferne und verurteilt das Gendern als „sexistische Praxis“: „Wer gendert, thematisiert ständig das Geschlecht von Menschen. Geschlecht wird plötzlich zur wichtigsten Identitätskategorie.“

CDU unterstützt die Anti-Gender-Initiative

Auch der Hamburger CDU-Chef Christian Ploß, Sternchen-Verabscheuer der ersten Stunde, hat die gesamte lokale Parteistruktur in den Dienst des Genderverbots gestellt – und bekommt dafür Zustimmung, aber auch jede Menge Gegenwind auf Twitter, zumal die CDU ja unermüdlich die Grünen als „Verbotspartei“ bezeichnet.

Sich selbst nennt Sabine Mertens „Kunsttherapeut und Autor“, als wäre jegliche weibliche Berufsbezeichnung bereits ein Zeichen der verhassten „feministischen Linguistik“. Auch die Doppelnennung von „Bürgerinnen und Bürger“ lehnt sie im Gespräch mit der MOPO ab, weil bereits die Doppelnennung einen Zweifel an der Existenz des generischen Maskulinums bedeute. Der private „Verein deutsche Sprache“, dessen Vorstand Mertens angehört, ist dermaßen erzkonservativ, dass Autorin Kirsten Boie 2020 dessen Preis „Elbschwanenorden“ ablehnte. Begründung unter anderem: die „verkürzte und realitätsfremde Vorstellung von Sprache“ des Vereins.

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Wenn 10.000 Hamburgerinnen und Hamburger die Petition unterschreiben, muss die Bürgerschaft sich mit dem Verbot des Genderns an Schulen und in offiziellen Schreiben befassen. Ist das nicht erfolgreich, kommt es zu einem Volksbegehren, bei dem binnen drei Wochen mindestens 66.000 Hamburger unterschreiben müssten. Letzter Schritt wäre ein Volksentscheid. Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) hat mehrfach betont, dass weder in der Verwaltung noch in der Schule oder an der Uni die Gendersprache vorgeschrieben sei: „Es muss aber möglich sein, sie zu benutzen.“

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