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Das zerstörte Zelt des Ohlsdorfer Friedensfestes
  • Das zerstörte Zelt des Ohlsdorfer Friedensfestes
  • Foto: Bündnis Ohlsdorfer Friedensfest 2023

Anschlag auf dem Ohlsdorfer Friedhof: Staatsschutz ermittelt

Die Täter kamen nachts und sie hatten ein Messer dabei: Unbekannte haben in der Nacht zu Freitag einen Anschlag auf dem Ohlsdorfer Friedhof ausgeführt. Sie zerstörten das Zelt des Friedensfestes, mit dem alljährlich der Bombenopfer aus dem Zweiten Weltkrieg gedacht wird. Für die Veranstalter ist klar: Das waren Neonazis!

Nur noch Fetzen hängen von dem Gestell des Friedenszeltes herab. Von den 24 Stoffbahnen wurden 20 mit grober Gewalt zerschnitten und durchlöchert. Eine Passantin hatte die Zerstörung am Freitagmorgen bemerkt und die Organisatoren des Friedensfestes, das zwischen dem 22. Juli und 6. August an den Gräbern der Opfer der „Operation Gomorrha“ von 1943 auf dem Ohlsdorfer Friedhof veranstaltet wurde, informiert.

Es ist bereits der dritte Anschlag auf das Ohlsdorfer Friedensfest

Mit der Veranstaltung feiert ein Bündnis aus elf Vereinen alljährlich die Befreiung vom Nationalsozialismus. Für Wolfgang Kopitzsch, Historiker und ehemaliger Hamburger Polizeipräsident, liegt der Verdacht daher nahe, dass die Täter aus dem rechtsradikalen Milieu kommen. „Es ist bereits der dritte Anschlag auf das Friedensfest“, so Kopitzsch zur MOPO.

Schon 2018 und 2019 sei das Zelt mit einem Messer attackiert worden, wenn auch nicht so brachial wie in diesem Jahr. In den Jahren zuvor habe es auch immer wieder anonyme Schreiben gegeben, in denen die Veranstalter bedroht wurden. Hintergrund: Zwischen 2003 und 2008 waren Neonazis an den Gräbern der Bombenopfer aufmarschiert, hatten Kundgebungen abgehalten und die Nazi-Verbrechen dabei relativiert.

Daraufhin hatte sich das „Bündnis Ohlsdorfer Friedensfest“ gebildet, das seitdem mit Vorträgen und künstlerischen Aktionen für Aufklärung sorgt und für demokratische Werte eintritt. Wolfgang Kopitzsch: „Die Täter sind sauer, dass ihre eigene Erinnerungskultur keinen Platz mehr hat.“

Auch Lutz Rehkopf, Sprecher des Ohlsdorfer Friedhofs, ist sich sicher, dass die Täter Rechtsextreme sind. „Das sind keine kleinen Schnitte mit dem Taschenmesser. Hier ist jemand mit grober Gewalt und hoher Aggressivität vorgegangen. Es muss ein längeres, scharfes Messer gewesen sein. Dass die Tat genau zum Ende des Friedensfestes durchgeführt wurde, zeugt davon, dass es genau geplant war.“

Nach Anzeige: Staatsschutz ermittelt

Trotz der Attacke habe man keine Sekunde darüber nachgedacht, das Fest abzusagen. „Ganz im Gegenteil!“, sagt Kopitzsch. Auch im nächsten Jahr werde die Veranstaltung fortgesetzt. Man erwarte allerdings, dass die Polizei dann für mehr Sicherheit sorge.

Der Friedhof hat Anzeige bei der Polizei erstattet. Ein Sprecher bestätigte, dass der Sache nachgegangen wird. „Die Ermittlungen wegen Sachbeschädigung werden nun beim Staatsschutz des Landeskriminalamts (LKA 73) geführt“, so der Sprecher. Laut Friedhof liegt der Sachschaden bei 6000 Euro.

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Die Gewerkschaft ver.di zeigte sich entsetzt von dem Anschlag: „Wir sind erschüttert“, erklärte Ole Borgard, stellvertretender Landesleiter bei ver.di Hamburg. „Offensichtlich war es das Ziel, die Fortsetzung der Veranstaltung zu verhindern. Damit ist der Anschlag auch ein Angriff auf die Werte, für die das Ohlsdorfer Friedensfest steht.“ Borgard sprach den Veranstaltern seine Solidarität aus und stärkte ihnen den Rücken vor rechten Einschüchterungsversuchen. Borgard: „Das Ohlsdorfer Friedenfest wird bleiben!“

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