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Ankunft der evakuierten afghanischen Ortskräfte in der Erstunterkunft Neuer Höltigbaum in Hamburg Rahlstedt
  • Am Mittwochabend kamen die afghanischen Flüchtlinge in Hamburg an.
  • Foto: action press

Hamburg nimmt erste afghanische Geflüchtete auf – und jetzt?

19 Afghaninnen und Afghanen sind am Mittwochabend in Hamburg angekommen, darunter sieben Kinder im Alter von drei bis 13 Jahren. Als erstes Bundesland hat die Hansestadt Ortskräfte und ihre Familien aus dem von den Taliban beherrschten Afghanistan aufgenommen. Die Evakuierten sind vorerst in Sicherheit – doch was passiert jetzt mit ihnen?

Als die Ortskräfte und ihre Familien am Mittwochmorgen um vier Uhr am Frankfurter Flughafen landeten, waren sie bereits seit knapp zwei Tagen unterwegs und völlig erschöpft. Ein Militärflugzeug der Bundeswehr hatte sie aus der afghanischen Hauptstadt Kabul zunächst nach Taschkent in Usbekistan gebracht. Von dort aus waren sie mit einer Lufthansa-Maschine nach Deutschland geflogen.

Hamburger Einrichtung war auf 250 Geflüchtete vorbereitet

Das Bundeswehr-Landeskommando Hamburg war mit 13 Bussen in Frankfurt vor Ort, um die Menschen in die Hansestadt zu bringen – zwölf Busse stehen noch immer in Hessen. „Wir haben damit gerechnet, dass deutlich mehr Menschen ankommen“, erklärt der Sprecher der Hamburger Innenbehörde, Daniel Schaefer. Dass man nur 19 Menschen mit nach Hamburg nehmen konnte, sei eine Überraschung gewesen. Denn in der Rahlstedter Erstaufnahmeeinrichtung wurde Platz für 250 Geflüchtete geschaffen.

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„Seit Montag wurden die Betten vorbereitet und Essen, Medizin und Spielzeug für die Kinder dorthin gebracht“, so Schaefer. Zum jetzigen Zeitpunkt habe es oberste Priorität, dass sich die Menschen ausruhen und und von den Strapazen in ihrem Heimatland erholen.

So erging es den Afghanen auf der Busfahrt nach Hamburg

Stabsfeldwebel Simone Riek vom Bundeswehr-Landeskommando Hamburg hat die Geflüchteten auf ihrer achtstündigen Fahrt begleitet und beschreibt es als eine „emotionale Reise“. Zunächst sei die Stimmung sehr angespannt gewesen, doch nach etwa einer Stunde, in der zwei deutsch sprechende Afghanen und ein Dolmetscher übersetzt hatten, hätten die Geflüchteten Vertrauen gefasst. „Irgendwann haben die Kinder sogar auf den Schößen der Soldaten geturnt“, so Riek.

Stabsfeldwebel Simone Riek spricht von einer „emotionalen Reise“. (c) dpa
Stabsfeldwebel Simone Riek vor der Erstaufnahmeeinrichtung in Rahlstedt
Stabsfeldwebel Simone Riek spricht von einer „emotionalen Reise“.

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Viele Afghanen seien in ihrer Erschöpfung schnell eingeschlafen. Doch je näher der von zwei Fahrzeugen der Feldjäger eskortierte Bus Hamburg kam, desto besser wurde die Stimmung. Die Menschen hätten sich sehr dankbar für die Rettung gezeigt, berichtet Riek. In den Gesprächen erzählten die Evakuierten auch von ihrer Odyssee in Afghanistan. Alle machen sich Sorgen um ihre Angehörigen, die noch in Afghanistan sind – unter der Herrschaft der radikalislamischen Taliban.

So geht es mit den Evakuierten aus Afghanistan weiter

Wie es genau mit den Evakuierten weitergeht, ist noch nicht klar. Laut Daniel Schaefer werden einige in Hamburg bleiben, während weitere auf andere Bundesländer verteilt werden. Bei der „Verteilung“ der Geflüchteten werde auch auf mögliche familiäre Beziehungen zu Menschen in Deutschland Rücksicht genommen. Der Sprecher der Innenbehörde geht aber davon aus, dass die Menschen kein reguläres Asylverfahren durchlaufen müssen, sondern eine Aufenthaltsgenehmigung aus „völkerrechtlichen oder dringenden humanitären Gründen“ erhalten werden, wie es das Aufenthaltsgesetz vorsieht.

Schaefer betont aber auch, dass in Rahlstedt zunächst „akute Nothilfe“ betrieben werde. Über Schritte zur Integration und Sprachkurse rede jetzt noch niemand – dazu soll es kommen, wenn die Geflüchteten in ihren neuen Heimat-Bundesländern angekommen sind. Dann können auch psychische Traumata langsam aufgearbeitet werden. „Zum jetzigen Zeitpunkt ist es aber wichtig, dass die Menschen etwas zu essen und eine Dusche haben“, sagt Daniel Schaefer. Daneben sei die medizinische und in dringenden Fällen auch eine psychologische Betreuung gewährleistet.

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Die Innenbehörde hofft, dass in den nächsten Tagen weitere Menschen aus Afghanistan in Hamburg eintreffen werden. „Wir freuen uns über jeden, der gerettet werden kann“, sagt Schaefer. Die zwölf Busse des Landeskommando Hamburg stehen jedenfalls bereit.

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