Strecke Hamburg-Berlin: Neun Monate Komplett-Sperrung! Alles, was Sie wissen müssen
Nur gut ein halbes Jahr nach der Sanierung der Bahnstrecke Hamburg-Berlin stehen auf der Trasse weitere umfangreiche Bauarbeiten an. Am Freitag beginnt eine neunmonatige Generalsanierung – mit großen Folgen für den Regional-, Fern- und Güterverkehr. Täglich fahren allein im Fernverkehr 30.000 Menschen auf der 280 Kilometer langen Strecke, insgesamt sind dort jeden Tag 470 Züge unterwegs.
Die Generalsanierung ist dringend notwendig, die wichtige Verbindung zwischen den beiden Metropolen hält schon jetzt dem Verkehrsaufkommen kaum mehr Stand. „Wir haben Stellwerke, die arbeiten noch mit Disketten“, sagt Julian Fassing, Projektleiter für die Generalsanierung.
Wie lange dauert die Sperrung?
Die Strecke Hamburg-Berlin wird vollständig gesperrt – und zwar für neun Monate vom 1. August bis zum 30. April 2026. In drei verschiedenen Baubereichen werden dann umfassende Sanierungsarbeiten durchgeführt. Einige Arbeiten waren so dringend, dass sie schon im vergangenen Jahr durchgeführt werden mussten. Zwischen August und Dezember 2024 kam es deshalb bereits zu erheblichen Einschränkungen für die Fahrgäste.
Was bedeutet die Sperrung für den Fernverkehr?
Fahrgäste im Fernverkehr müssen aufgrund der Sperrung Umleitungen und längere Fahrzeiten in Kauf nehmen. Die Fernzüge werden über Stendal und Uelzen umgeleitet. Im Schnitt brauchen sie dann 45 Minuten länger. Wegen eingleisiger Abschnitte zwischen den beiden Städten in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen ist die Route weniger leistungsfähig. Zudem gibt es nur noch eine Verbindung pro Stunde statt bisher alle 30 Minuten. Die Halte Ludwigslust und Wittenberge entfallen.
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Die EC-Züge zwischen Hamburg und Prag starten und enden in Berlin. Die Fernzüge zwischen Hamburg und Rostock werden über Lübeck und Bad Kleinen umgeleitet und brauchen rund 60 Minuten länger.
Sind die Hamburger Elbbrücken für die Mehrbelastung gerüstet?
Die Strecke über die Elbbrücken zwischen dem Hamburger Hauptbahnhof und Harburg wird durch die umgeleiteten Züge stärker beansprucht. Normalerweise fahren dort bereits bis zu 660 Züge pro Tag. Sowohl die Brücken über die Norderelbe, deren markante Bogenkonstruktion 100 Jahre alt ist, als auch die Querung der Süderelbe sollen erneuert werden.
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Ende Juni wurde eine Sanierung der Norderelbbrücke abgeschlossen. Auch die wenige Hundert Meter südlich gelegenen Veddeler Brücken über kleinere Elbarme wurden erneuert. „Damit stehen beide Brückenwerke während der Generalsanierung uneingeschränkt für einen sicheren Bahnbetrieb zur Verfügung“, teilte eine Bahnsprecherin mit.
Worauf müssen sich Reisende im Regionalverkehr einstellen?
Es fahren keine Regionalzüge auf der Strecke Hamburg-Büchen-Schwerin (RE1). Die Reisenden müssen auf Ersatzbusse umsteigen, die aber meist nicht in der Nähe des Hamburger Hauptbahnhofs ankommen und abfahren, sondern am Bahnhof Hamburg-Bergedorf oder am U-Bahnhof Steinfurther Allee in Hamburg-Billstedt.
Die Ersatzbuslinie Hamburg-Mölln startet und endet am U-Bahnhof Wandsbek-Markt. Für die Fahrt in die Innenstadt ist ein Umsteigen in die S- oder U-Bahn erforderlich. Nur die Ersatzbusse auf der Fernbahnlinie Hamburg-Ludwigslust-Wittenberge verkehren ab Zentralomnibusbahnhof (ZOB) am Hamburger Hauptbahnhof.
Die Bahnlinie Lübeck-Lüneburg (RE83), die in Büchen die Sanierungsstrecke kreuzt, ist unterbrochen. Zwischen Mölln und Lauenburg fahren Ersatzbusse. Auf der Linie zwischen Lübeck und Bad Kleinen am Schweriner See sollen größere Züge eingesetzt werden. Die durchgehende Verbindung zwischen Lübeck und Stettin ist unterbrochen. Die Züge in die polnische Hafenstadt fahren ab Güstrow (Landkreis Rostock).
Und wie steht es um den Güterverkehr?
Auch der ist betroffen. Ein Teil der Züge könne ebenfalls über Uelzen und Stendal umgeleitet werden, teilt die Bahn mit. „Weiterhin sind jedoch auch Umleitungen über Rotenburg (Wümme) und Verden (Aller) vorgesehen. Diese werden im weiteren Fahrtverlauf über Hannover und Magdeburg in Richtung Berlin geleitet.“ Für die Transportunternehmen bedeutet das Verzögerungen von mehreren Stunden.
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Warum wird die Strecke schon wieder gesperrt?
Weil bei den Bauarbeiten im vergangenen Jahr lediglich repariert wurde, was nicht mehr aufgeschoben werden konnte. Nun soll deutlich mehr passieren, um den Zustand grundlegend zu verbessern. Laut Bahn erhielt die Strecke zuletzt die Zustandsnote 3,7. Nach der Generalsanierung prognostiziert der Konzern die Note 2,3.
Was wird konkret gemacht – und was nicht?
- 28 Bahnhöfe sollen ein neues Erscheinungsbild erhalten und künftig mehr Aufenthaltsqualität bieten. Damit wird an allen Bahnhöfen auf der Strecke gebaut.
- 165 Kilometer Gleise werden komplett erneuert, weitere 61 Kilometer instand gesetzt.
- 249 Weichen werden insgesamt eingebaut.
- Auf 25 Kilometern Länge wird der Fahrdraht getauscht, auf weiteren 22 Kilometern die Oberleitung erneuert.
- Sechs neue Stellwerke werden gebaut, 19 Stellwerke modernisiert.
Die Stellwerke werden für den Einsatz einer digitalen Leit- und Sicherungstechnik (ETCS) vorbereitet. In den 2030er Jahren soll auf digitale Leit- und Sicherungstechnik umgestellt werden. Die digitale Technik ermöglicht es, dass insgesamt mehr Züge dichter hintereinander auf der Strecke können.
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Wie geht es nach Generalsanierung Hamburg-Berlin weiter?
Direkt im Anschluss folgt nach Angaben der DB-Tochter Infrago eine Sanierung der Strecke Hamburg-Hannover. Unter anderem sollen entlang der Achse Lüneburg–Uelzen die Stellwerke erneuert werden. Die zehnwöchige „Qualitätsoffensive“ soll vom 1. Mai 2026 bis zum 10. Juli 2026 dauern. „In dieser Zeit sind weitreichende Streckensperrungen zwischen Hamburg und Hannover erforderlich“, hieß es. Ein Ersatzverkehr mit Bussen werde eingerichtet. (dpa)
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