• In der Stadt Mitterteich in der Oberpfalz, ist die Ausgangssperre schon Realität (Symbolbild).
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Alle Reden von der Ausgangssperre: Welche Alternativen gibt es jetzt noch?

EU-Länder wie Italien, Spanien und Frankreich haben sie bereits – auch in Deutschland könnte sie in den kommenden Tagen real werden: die Ausgangssperre. An diesem Wochenende soll die Entscheidung der Regierung fallen. Die MOPO erklärt, was dann auf uns zukäme und welche Alternativen jetzt noch möglich sind.

Trotz der Schließungen von Schulen, Kitas und Geschäften treffen sich viele Hamburger weiterhin in Parks und auf Spielplätzen. Am Freitag teilte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) mit, dass fortan alle Restaurants in der Stadt geschlossen werden und Versammlungen von mehr als sechs Personen in der Öffentlichkeit verboten sind. Um die Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern, bleiben politisch jetzt nicht mehr viele Optionen.

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Am Sonntag wollen sich die Ministerpräsidenten der Länder mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) über eine bundesweit angeordnete Ausgangssperre beraten. Regierungssprecher Steffen Seibert verkündete am Freitag in Berlin, die Wirkungen der bisherigen Maßnahmen würden einer „schonungslosen Analyse“ unterzogen.

Ausgangssperre wegen Corona: Das könnte jetzt passieren

Doch was kann eine Ausgangssperre im Alltag bedeuten? Das Verlassen der eigenen Wohnung wäre nur noch in streng geregelten Ausnahmen erlaubt. Das Betreten öffentlicher Straßen, Parks und Plätze wäre verboten. Erlaubt blieben zum Beispiel Arztbesuche, Einkäufe, Gassigehen mit dem Hund in der Nähe der Wohnung oder die Fahrt zur Arbeit. Wie genau diese Regelungen umgesetzt und überwacht werden, ist von Land zu Land unterschiedlich. In Spanien setzt die Regierung zum Beispiel Drohnen ein. In Luxemburg müssen die Bürger 145 Euro Strafe zahlen, wenn sie ohne triftigen Grund auf der Straße unterwegs sind.

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Hamburger Professor über Corona-Krise: „Unvernunft in der Gesellschaft“

Der Hamburger Professor Frank Ulrich Montgomery ist Vorstandsvorsitzender des Weltärztebundes. In einem Interview mit dem Bonner „General-Anzeiger“ schildert der Experte seine Sicht auf die aktuelle Lage: „Ich sehe auch, dass Teile der Bevölkerung nicht bereit sind, die notwendigen Konsequenzen aus der Verbreitung des Virus zu ziehen. Dass es aber derart drastische Maßnahmen braucht, um die Bevölkerung darauf hinzuweisen, dass soziale Kontakte stark eingeschränkt werden müssen, finde ich schon einen erschreckenden Hinweis auf die Unvernunft in unserer Gesellschaft.“

Der Hamburger Professor Frank Ulrich Montgomery ist Vorsitzender des Weltärztebundes.

Der Hamburger Professor Frank Ulrich Montgomery ist Vorsitzender des Weltärztebundes.

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dpa

Bayern hat als erstes Bundesland am Freitag sogenannte Ausgangsbeschränkungen erlassen. Die Bürger sollen ihre Wohnungen nur noch für dringende Angelegenheiten wie Arztbesuche oder den Besuch des Lebenspartners verlassen dürfen. Zusätzlich können die Bayern aber auch allein oder mit Personen, die im eigenen Haushalt wohnen, Spazieren gehen. Länder wie Österreich und die Schweiz bemühen sich ebenfalls, mit Alternativen zur kompletten Ausgangssperre das Virus einzudämmen.

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So machen es Österreich und die Schweiz

In Österreich sind alle Läden bis auf Supermärkte und Apotheken geschlossen. Die Bevölkerung soll das Haus nur noch für wichtige Erledigungen wie Einkäufe verlassen. Spaziergänge sind erlaubt, allerdings sollen sich nirgends mehr als fünf Menschen gleichzeitig aufhalten. Im Schweizer Kanton Uri gibt es eine Ausgangsbeschränkung für über 65-Jährige. Denn das Coronavirus kann bei älteren Menschen einen schwereren Verlauf haben. Arztbesuche und der Besuch des engsten Familienkreises sind erlaubt, Einkäufe müssen Angehörige für die Betroffenen erledigen.

Weltärztebund: Montgomery hält Lage in Deutschland für übersichtlich

Professor Montgomery ist kein Freund der Ausgangssperre, das sagt er im Interview mit dem „General-Anzeiger“ deutlich. Bisher könne man nicht abschätzen, wann die Sperre wieder aufgehoben würde. Die Ausgangssperre sei eine „politische Verzweiflungsmaßnahme“ und habe schon in Italien die Verbreitung nicht eindämmen können. Momentan sei die Lage in Deutschland aber noch übersichtlich: „Wir haben einen guten Überblick über die Menschen, die tatsächlich an Corona erkrankt sind. Gleichzeitig haben wir ein sehr gut aufgestelltes Gesundheitssystem.“ Ob Deutschland am Montag die Ausgangssperre verhängt oder eine Alternative findet, hängt trotzdem in erster Linie vom Verhalten der Bevölkerung ab.

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