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  • Hunderte Menschen feierten am Wochenende auf dem Kiez.
  • Foto: Marius Roer

2G-Start in Hamburg: So lief das Wochenende

Schallende Bässe, Hunderte Feierwütige, kaum Abstand: Am Samstag startete in Hamburg das bundesweit einmalige 2G-Optionsmodell, das Veranstaltungen fast ohne Corona-Auflagen ermöglicht – jedenfalls für Geimpfte und Genesene. Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) verteidigt das Modell, während sich Veranstalter und Wirte noch uneins sind.

In Hamburg können Wirte und Barbetreiber nun selbst entscheiden, ob sie Ungeimpfte hereinlassen oder nicht. 2G oder doch 3G war also die Frage, vor der am Wochenende zahlreiche Hamburger Club-, Bar- und Restaurantbetreiber standen. Und die Antwort fiel ganz unterschiedlich aus: Während auf dem Kiez bis noch weit nach Mitternacht gefeiert wurde, standen in der Schanze bereits die Bänke auf den Tischen.

Hamburg: 2G-Modell vor allem wirtschaftliche Entscheidung

Bei der 2G-Regelung fallen Abstandsgebot, Kapazitätsbegrenzung, feste Tisch- oder Sitzplatzanordnung und die Sperrstunde ab 23 weg – das Ausgehen fühlt sich also wieder ein wenig wie in Vor-Corona-Zeiten an. Fast, denn Maskenpflicht beim Tanzen und Kontaktnachverfolgung bleiben auch bei 2G Pflicht.

Für die meisten Betreiber war die Umsetzung des 2G-Modells eine rein wirtschaftliche Entscheidung. „Wir retten uns seit eineinhalb Jahren von Monat zu Monat“, so Sascha Nürnberg, Wirt vom „Knallermann“ und der „Rock-Bar“ auf dem Kiez. Das richtige Geschäft gehe erst ab 21 Uhr los, von daher bleibe ihm kaum eine andere Wahl, als sich für das 2G-Modell zu entscheiden.

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In Hamburgs berühmtester Partymeile wanderte das angeheiterte Partyvolk nach der Schließung der 3G-Lokale um 23 Uhr direkt in die umliegenden 2G-Clubs. Dort musste nicht mehr auf Abstand geachtet werden, auch die Testpflicht gehört der Vergangenheit an. Feiernde wie Ivonne (26) und Sandra (25) aus Winterhude haben „seit März 2020 auf diesen Moment gewartet“.

Ivonne Waldorf (li.,26) und Sandra van der Woodsen (r., 25) freuten sich, endlich wieder feiern gehen zu können. Marius Roeer
Ivonne Waldorf (li.,26) und Sandra van der Woodsen (r., 25) freuten sich, endlich wieder feiern gehen zu können.
Ivonne Waldorf (li.,26) und Sandra van der Woodsen (r., 25) freuten sich, endlich wieder feiern gehen zu können.

2G: Zahlreiche Polizeikontrollen in Hamburg

Doch nicht alles verlief reibungslos. Das „BKI:Kiezinternat“ an der Großen Freiheit war einer der ersten Clubs, der das 2G-Modell umsetzte. Am Samstag aber schlossen Polizei und Bezirksamt bereits nach knapp zwei Stunden den Laden. Der Grund: Nicht alle Gäste waren geimpft, zudem gab es zahlreiche Verstöße gegen die Maskenpflicht. Das Lokal musste bis Sonntagmorgen geschlossen bleiben.

Polizei und Bezirksamt kontrollieren auf dem Kiez. Marius Roer
Polizei und Bezirksamt kontrollieren auf dem Kiez.

Am Sonntag waren Polizei und Bezirksamt erneut auf dem Kiez unterwegs, um die Einhaltung der Regeln zu kontrollieren. Das Wochenende verlief insgesamt „recht entspannt“, wie ein Polizeisprecher auf Anfrage bestätigte.

Personalmangel zwingt einige Betreiber zu 3G-Modell

Im „Thomas Read“ und im „Hooters“ gilt noch die 3G-Regel, ebenso wie fast überall in der Schanze. Auch für Olivia Jones ist das 2G-Modell nach eigenen Angaben noch keine Alternative. Ein Grund ist wie in den anderen Clubs auch der Personalmangel. Es fehlen ohnehin Mitarbeiter und nun muss das Personal für das 2G-Modell auch noch vollständig geimpft sein. Auch für die aufwändigere Einlasskontrolle der Gäste und die Kontrolle der Maskenpflicht beim Tanzen braucht es genügend Personal.

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Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) begründete das beschlossene 2G-Optionsmodell vor allem damit, dass Geimpfte keinen wesentlichen Anteil am Infektionsgeschehen hätten. „Beschränkungen müssen verhältnismäßig sein und dürfen nur so lange erfolgen, wie sie zur Pandemie-Bekämpfung nötig sind“, betonte er.

Clubbesitzer: „Wir stehen vor einem Dilemma“

Die Linksfraktion in der Bürgerschaft hingegen kritisierte die Regel und forderte stattdessen ein 3G-Plus-Optionsmodell, in dem alle, die einen negativen PCR-Test vorlegen, die gleichen Rechte wie Geimpfte und Genesene eingeräumt bekommen.  

Eine Impfpflicht durch die Hintertür, wie sie von Gegnern oft genannt wird, sieht Kultursenator Carsten Brosda (SPD) in der 2G-Regelung nicht, wie er im Gespräch mit der „Zeit” sagte. Schließlich sei 3G weiterhin möglich. Doch viele Clubs fühlen sich „verarscht”, sagte Anna Lafrentz vom Clubkombinat, der Dachorganisation der Hamburger Musikclubs, in einer Diskussionsrunde mit der rot-grünen Regierungsfraktion am Donnerstag. Ungeimpfte ausschließen oder einbeziehen? „Wir stehen vor einem Dilemma.”

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