x
x
x
Containerschiff auf der Elbe
  • Eine Art 11. September auf der Elbe? Terroristen könnten Frachter missbrauchen, fürchtet MOPO-Kolumnist Stefan Kruecken.
  • Foto: picture alliance / Hinrich Bäsemann

Gehackte Schiffe: Eine 400 Meter lange voll beladene Waffe

Hamburg schlief noch, als das große Kreuzfahrtschiff sich die Elbe hinaufschob. Ich saß im Bademantel auf dem Balkon, einen Becher mit schwarzem Kaffee in den Händen, und genoss die Aussicht auf Blankenese. Doch dann wurde es ungemütlich.

Zwei große Frachter kamen dem schwimmenden Clubsessel „Queen Victoria“ entgegen. Es wurde eng auf dem Fluss, richtig eng. In einer Entfernung von vielleicht 50 Metern passierte zuerst ein Großcontainerfrachter an Backbord, gleich darauf kam ein weiterer entgegen. Die großen Schiffe wurden von Schleppern begleitet und mir ist klar, dass auf den Brücken nicht nur Kapitäne und Offiziere, sondern auch Elblotsen wachten.

Ein Gefühl des Unbehagens und den Gedanken: „Was wäre, wenn?“, beides erinnere ich noch gut. Und denke daran, wenn ich Nachrichten aus Baltimore lese. Bergungsteams werden noch lange damit beschäftigt sein, die Trümmer der großen Autobahnbrücke wegzuräumen, die das Großcontainerschiff „Dali“ zum Einsturz brachte.

Was wäre, wenn? Terrorszenario auf der Elbe

Sechs Menschen starben. Wirtschaftlich geht der Schaden in die Milliarden, und die Stadt Baltimore macht nun die Seeleute verantwortlich. Eine „inkompetente Crew“, so der Vorwurf, sei „trotz vieler Warnungen“ mit einem „seeuntüchtigen Schiff“ losgefahren. Auf die Charterer und die Reederei Maersk kommen prickelnde Monate im Gerichtssaal zu.

Was aber, wenn in Zukunft nicht menschliche Fehler oder technisches Versagen eine solche Katastrophe verursachen? Sondern Terror.

Thorsten Voß, Leiter des Hamburger Landesamtes für Verfassungsschutz, sprach in einem Interview mit dem „Abendblatt“ bereits vor einiger Zeit über einen Hinweis, dass ausländische Geheimdienste immer stärker Navigationssysteme in den Blick nehmen.


Stefan Kruecken hfr
Stefan Krücken

Der Autor: Stefan Kruecken, Jahrgang 1975, leitet mit seiner Frau Julia den von ihnen gegründeten Ankerherz Verlag (www.ankerherz.de). Vorher war er Polizeireporter für die „Chicago Tribune“, arbeitete als Reporter für Zeitschriften wie „Max“, „Stern“ und „GQ“ von Uganda bis Grönland. Sein neues Buch „Das muss das Boot abkönnen“ gibt es im MOPO-Shop unter mopo.de/shop. Weitere Bücher gibt es im Ankerherz-Shop – zum Beispiel „Das kleine Buch vom Meer – Helden“ oder „Mayday – Seenotretter über ihre dramatischsten Einsätze“.

Alle aktuellen Folgen dieser Kolumne finden Sie hier.


Im schlimmsten Fall könnten Hacker die Steuerung manipulieren und einen Frachter auf Grund laufen lassen. Oder sie frisieren die Daten bei der Containerbeladung am Terminal so, dass ein Schiff umkippt und auf diese Weise den Hafen blockiert. Das Landesamt für Verfassungsschutz warnte die Hafenbehörde HPA entsprechend und forderte sie auf, ihre Systeme prüfen zu lassen.

Wie real diese Bedrohung ist, zeigt ein Beispiel aus dem Februar 2019. Auf der Brücke eines großen Containerschiffs, das nach New York unterwegs war, wurde ein Cyberangriff registriert. Zwar gelang es den Hackern nicht, die Systeme des Frachters zu übernehmen, doch eine Prüfung der Behörden kam zum Ergebnis, dass mehrere Sicherheitssysteme an Bord Schwachstellen aufwiesen.

Das könnte Sie auch interessieren: Der Kampf gegen die Plünderer von Seegräbern

Eine vierhundert Meter lange und Hunderttausende Tonnen schwere Waffe, die Hacker steuern könnten. In Richtung Landungsbrücken und Elbphilharmonie – oder gegen ein entgegenkommendes Kreuzfahrtschiff. Welch ein Szenario.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp