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St. Pauli-Profis feiern den Sieg beim 1. FC Heidenheim
  • Die St. Pauli-Profis feiern ihren Rekordsieg vor den mitgereisten Fans in Heidenheim.
  • Foto: WITTERS

„Bombensicher“: St. Pauli feiert neuen Zweitliga-Rekord mit lauter Kabinen-Party

Wahnsinn! Dieser FC St. Pauli ist mit Worten kaum zu beschreiben. Die Kiezkicker haben auch das zehnte Spiel in Serie gewonnen und den „ewigen“ Zweitliga-Rekord des Karlsruher SC aus der Saison 1986/87 eingestellt. Im Zweitliga-Topspiel beim zuvor im eigenen Stadion noch unbesiegten 1. FC Heidenheim siegten die Kiezkicker mit 1:0 (1:0), fügten dem Tabellendritten eine empfindliche Niederlage im Aufstiegskampf zu und liegen jetzt nur noch vier Punkte hinter dem FCH.

Nach ihrem Coup tanzten die „Boys in Brown“ ausgelassen vor der Gästekurve, tanzten und sangen in der Kabine zu lauten Beats weiter, einige stießen mit Bier an, gingen dann noch einmal erneut raus auf den Rasen, um nochmals mit den Fans den historischen Dreier und fünften Auswärtssieg in Folge abzufeiern – und ließen es danach weiter in der Kabine krachen.

Marcel Hartel (l.) und Leart Paqarada freuten sich nach dem Schlusspfiff über das 1:0 in Heidenheim. WITTERS
St. Pauli-Profis Hartel und Paqarada freuen sich über das 1:0 in Heidenheim
Marcel Hartel (l.) und Leart Paqarada freuten sich nach dem Schlusspfiff über das 1:0 in Heidenheim.

„Wir gehen heute schon noch irgendwann ins Bett“, meinte der spät eingewechselte Stürmer David Otto, der zweimal das 2:0 auf dem Fuß gehabt hatte, was sich zum Glück nicht rächte. „Aber jetzt feiern wir natürlich.“

St. Pauli feiert in Heidenheim den zehnten Sieg in Serie

Das goldene Tor hatte Marcel Hartel erzielt – und was für eines! Bei einem Einwurf von Leart Paqarada hatte er sich clever freigelaufen, den Ball bekommen und nach einer Drehung aus der Luft links oben in den Winkel geknallt (42.). Ein absolutes Traumtor.

„Wir haben am Donnerstag Torschusstraining gehabt, da sind einige so reingeflogen“, berichtete Hartel mit einem Grinsen. „Ich war selber verwundert. Anscheinend hat mein Fuß das abgespeichert.“

Marcel Hartel schießt Traumtor und war selbst „verwundert“

Trainer Fabian Hürzeler, der auch sein zehntes Spiel als Chefcoach gewonnen hat und weiter strahlender Seriensieger ist, witzelte: „Cello kann eigentlich gar nicht schießen, das muss Tor des Monats werden.“

Der Sieg der Kiezkicker, die den Ausfall von Abwehrchef Eric Smith (Probleme am Hüftbeuger) kompensieren mussten, war durchaus verdient, aber auch glücklich. Auch ein Remis wäre gerecht gewesen.

Fabian Hürzeler: „Kein schönes Fußballspiel“

Hürzeler sprach von einem „hochintensiven Topspiel“, das aber „kein schönes Fußballspiel“ war. „Viele einfache Fehler, trotzdem sehr intensiv. Dann gehen wir aus dem Nichts in Führung, und in der zweiten Halbzeit haben wir es uns dann schon verdient. Wir haben noch zwei, drei richtig gute Torchancen, verteidigen das sehr gut weg. Ich glaube, Heidenheim kam nur einmal zu einem klaren Torschuss.“

Die größte Chance der Gastgeber – einen platzierten Schuss von Toptorjäger Tim Kleindienst (20 Saisontreffer) – parierte St. Paulis Schlussmann Nikola Vasilj stark (67.). In der 23. Minute hatte Kleindienst mit einem brandgefährlichen Flugkopfball fast die Führung erzielt, wurde bei der Aktion aber entscheidend von Leart Paqarada gestört.

Vasilj pariert gegen Kleindienst, Daschner lässt Großchance liegen

Sechs Minuten später hatte Lukas Daschner die Führung auf dem Fuß, konnte nach dem Riesen-Bock von FCH-Schlussmann Müller, der den Ball vertändelte, die Gunst des Momentes nicht nutzen, scheitere mit seinem Tunnelversuch.

In der zweiten Hälfte verteidigte St. Pauli überragend, machte die Räume eng und ließ die Gastgeber phasenweise verzweifeln, was sich auch durch wachsenden Unmut auf den Rängen der Voith-Arena bemerkbar machte.

Leart Paqarada schwärmt von Defensivstärke: „Extrem souverän“

„Es ist einfach unglaublich. Bis auf die Chancen von Kleindienst, die er im Normalfall macht, wo wir Riesen-Glück haben, verteidigen wir das wirklich extrem souverän“, befand Paqarada. „Ich habe dann nicht das Gefühl, dass in der 80. oder 85. Minute noch einer reinfliegen könnte. Vom Gefühl her stehen wir bombensicher.“

In der Schlussphase hatten die Kiezkicker, die sich aufs Kontern verlegten, sogar noch zwei Großchancen. Zunächst setzte der eingewechselte David Otto den Ball nach einem Sprint über das halbe Feld mit einem satten Linksschuss von der Strafraumgrenze an die Latte, in der Nachspielzeit tauchte er frei vor seinem Kumpel Müller auf, der den Schuss vereitelte. „Eine der beiden Chancen hätte ich machen müssen“, meinte Otto.

St. Pauli jetzt im Aufstiegskampf? Hartel & Co. wollen davon nichts wissen

St. Pauli ist oben dran. Im Aufstiegskampf sehen sich die Seriensieger dennoch nicht. „Wir sind jetzt wieder ein Stück an Heidenheim rangekommen“, sagt Hartel. „Der HSV hat heute gewonnen, da ist es so geblieben. Heidenheim und der HSV müssen erst mal verlieren. Wir müssen auf uns gucken und unsere Spiele gewinnen. Nächste Woche haben wir ein schwieriges Spiel gegen Braunschweig zu Hause. Solange wir die Spiele gewinnen, kommen wir eventuell ran, wenn die anderen auch patzen. Jetzt vom Aufstieg zu sprechen, ist zu viel des Guten.“

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Die sagenhafte Siegesserie bietet vorerst ausreichend Gesprächsstoff – weit über St. Pauli, Hamburg und auch die Zweite Liga hinaus.

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