Starker HSV-Punkt bei Union, aber übles Ende: Vieira fliegt – und verletzt sich
Sie freuten sich über den nächsten Zähler und eine gute Leistung beim 0:0 in Berlin – und doch trat der HSV-Tross die Rückreise aus Berlin mit gemischten Gefühlen an, denn der Abend vor 22.012 Fans in der ausverkauften Alten Försterei endete hochdramatisch! Tief in der Nachspielzeit sah Fábio Vieira eine höchst umstrittene Rote Karte und verletzte sich selbst womöglich schwer am Knie. Mit Warmed Omari beklagten die Hamburger kurz zuvor bereits einen weiteren Verletzten. Zwei schwere Schläge bei der bislang besten Saisonleistung der Hamburger.
Die Szene hinterließ Wirkung, das war allen Beteiligten nach dem Abpfiff anzumerken. Mit gestrecktem Bein war Vieira in der achten Minute der Extra-Zeit in den Zweikampf mit Unions Leopold Querfeld marschiert, zog allerdings noch im letzten Moment zurück, ehe die beiden Gegenspieler kollidierten. Schiedsrichter Deniz Aytekin aber sah ein klares Vergehen – und zückte sofort Rot für den HSV-Portugiesen. Eine mehr als harte Entscheidung.
HSV bei Union Berlin: Rote Karte und Verletzung für Vieira
„Ich hatte das Gefühl, er zieht den Fuß im letzten Moment noch weg“, erklärte HSV-Kapitän Miro Muheim. „Dann ist es für mich keine Rote Karte.“ Aytekin hingegen ließ bei DAZN wissen: „Am Ende ist es die Rote Karte wegen der hohen Dynamik. Er geht letztendlich unkontrolliert in den Zweikampf mit gestrecktem Bein, versucht dann noch zu korrigieren, schafft es aber nicht mehr und dann trifft er ihn. Und dann ist es eben am Ende wegen der Gesundheit des Spielers Rot. Wir werden es berücksichtigen, dass er ihn nicht mit gestrecktem Bein am Kopf trifft.“

Das hofft auch HSV-Trainer Merlin Polzin: „Ich vertraue da auf unsere Richtlinien im deutschen Fußball und gehe nicht davon aus, dass er lange gesperrt wird.“

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Besonders bitter aber: Vieira verletzte sich bei der Szene und musste minutenlang behandelt werden. Mehrfach schlug er die Hände über dem Kopf zusammen. Das sah alles andere als gut aus. Am kommenden Sonntag gegen Mainz wird der Mittelfeldmann dem HSV so oder so gesperrt fehlen. Sollte er sich schwerer verletzt haben, wäre das ein sehr harter Schlag für den HSV.
Omari muss mit Verletzung ausgewechselt werden
Dazu kam: Bereits nach 76 Minuten musste Abwehrmann Omari das Spielfeld humpelnd und mit einer Knöchelverletzung verlassen. Wie Vieira, so dürfte auch der Franzose am Montag erfahren, wie schwer er sich verletzt hat.

Abgesehen davon konnte der HSV mit dem Abend in Berlin sehr zufrieden sein, denn der Punkt bei Union war absolut verdient. Muheim erklärte sogar: „Für mich fühlt es sich nach zwei verlorenen Punkten an.“
Heuer Fernandes pariert Elfmeter – HSV dominiert den Ball
Das lag insbesondere daran, dass der HSV den betont defensiven Gastgebern keinen Raum für die gefürchteten Konter ließ, die Union in der Vorwoche beim 4:3 in Frankfurt noch exzellent vorgetragen hatte. Die Hamburger aber ließen sich nicht locken, hatten die Angelegenheit mit 66 Prozent Ballbesitz weitestgehend im Griff.
Die einzigen beiden Ausnahmen: Nach Philippes Foul an Leite entschied Aytekin auf Strafstoß für Union – doch Heuer Fernandes parierte Ilic’ Schuss (10.). Die zweite Schrecksekunde überstand der HSV nach 77 Minuten, als sich Sambi Lokonga bei Trimmels Ecke verschätzte, den Ball an den Pfosten prallen ließ, ehe Vieira in höchster Not klärte.
Nach der Pause vergibt der HSV mehrere Chancen
Ein Manko aber blieb auch in Köpenick: Der HSV entwickelte selbst zu wenig Torgefahr, blieb auch beim dritten Auswärtsauftritt der Saison ohne Tor. Die besten Gelegenheiten vergaben Dompé (52.), Vieira (63.), Königsdörffer (73.) und der eingewechselte Ramos (85.). Unterm Strich aber agierte der HSV nicht zwingend genug.

Polzin war dennoch zufrieden. „Man kann nach dem fünften Spieltag definitiv sagen, dass wir uns gefunden haben“, so der HSV-Trainer. „Ich bin mit dem Auftritt absolut zufrieden, den Punkt nehmen wir gern mit. Man sieht, dass es tagtäglich besser wird und das Selbstverständnis wächst.“
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Vorerst aber bleibt die Sorge um Omari und Vieira. Sollten die beiden Stammspieler nun gemeinsam für längere Zeit ausfallen, müsste der HSV gleich zwei Eckpfeiler ersetzen. Muheim wäre aber auch dann nicht bange: „Es geht in die richtige Richtung, das merkt man.“ Der Punkt in Berlin, vor allem aber die Art und Weise des Zustandekommens, diente als Beleg für diese These.
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