Die Demonstranten gehen über die Straße.

Um kurz nach 17 Uhr beginnt der Demozug unter dem Motto: „Ships of Shame – stoppt die deutsche Mittäterschaft aus dem Hamburger Hafen.“ Foto: Marius Röer

Nach „Fridays for Future“ zog der Gaza-Protest durch die City

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Am Samstag war Hamburgs Innenstadt voll: Zwei größere Demos mit mehreren tausend Teilnehmern fanden am Nachmittag statt, eine pro-palästinensische und eine für den Klimaschutz – und zeitgleich zog es viele HSV-Fans ins Volksparkstadion.

Um 17 Uhr startete die Demo gegen den Gaza-Krieg am Besenbinderhof (St. Georg) unter dem Motto „Ships of Shame – stoppt die deutsche Mittäterschaft aus dem Hamburger Hafen“. Die angemeldete Demo-Route führt vom Besenbinderhof durch die Innenstadt, den Rathausmarkt, den Rödingsmarkt in Richtung Baumwall und schließlich zum Fischmarkt. Ein Reporter vor Ort schätzte die Teilnehmerzahl auf rund 2000, so viele wie auch angemeldet waren, darunter viele junge Menschen mit Palästinensertüchern und -fahnen. Die Polizei spricht in einer ersten Einschätzung von 1500 Teilnehmern.

In den Redebeiträgen ging es um Waffenexporte über den Hamburger Hafen nach Israel und um die Strafanzeigen wegen Beihilfe zum Völkermord, die vier Berliner Anwälte gestern gegen Bundeskanzler Merz und weitere Regierungsmitglieder erstattet haben. Die Menge antwortete mit „Viva viva Palestine“ und „Hoch die internationale Solidarität“.

Kritik an NATO-Übung in Hamburg

Auch kritisierten die Redner den Hamburger Metallkonzern Aurubis. „Aurubis lebt von Ausbeutung und Raub von Rohstoffen. Durch die Elbe fließt Blut.“ Weiter geht es um Kritik an der Bundeswehr und der geplanten NATO-Übung, die vom 25. bis 27. September an verschiedenen Orten in Hamburg stattfinden soll. „Dieses Manöver muss gestoppt werden.“

Eine Rednerin der Gruppierung „Jüd*innen gegen den Genozid“. Marius Röer
Eine Rednerin der Gruppierung „Jüd*innen gegen den Genozid“ spricht auf einer Bühne zu den Demonstranten.
Eine Rednerin der Gruppierung „Jüd*innen gegen den Genozid“.

Für den 25. September ist bereits eine Kundgebung angekündigt, die um 17 Uhr am Marie-Jonas-Platz stattfinden soll. Für den 27. September ist eine große Demonstration am Hauptbahnhof geplant. Auftakt: 13 Uhr.

Problematische Parole aus Lautsprechern

Aus dem Lautsprecher erschallte bei der Demo dabei auch die Parole „Israel is Palestine“, mit der dem Staat Israel das Existenzrecht abgesprochen wird. Die Anti-Gaza–Krieg-Demo endete gegen 20 Uhr.

Am Ballindamm, rechts neben der Europapassage, hatte sich ein besonderes Auto dem Demonstrationszug angeschlossen. Es ist übersät von Löchern, die Einschusslöcher darstellen sollen. Auf den Schildern am Auto stehen Sätze wie: „Ich war sechs Jahre alt. Israel hat 355 mal auf mich geschossen. Niemand kam, um mich zu retten.“

Die Aktion spielt auf einen Vorfall im Februar 2024 an, bei dem ein sechsjähriges palästinensisches Mädchen mit ihren Verwandten in einem Auto aus Gaza-Stadt fliehen wollte. Das Auto wurde vom israelischen Militär beschossen, alle Insassen starben. Am Telefon hatte das Kind zuvor um Hilfe gefleht.

Polizeibeamte führten zwei Frauen mit Israel-Flagge weg von der Demonstration. Marius Röer
Polizeibeamte führen zwei Frauen mit Israel-Flagge weg von der Demonstration.
Polizeibeamte führten zwei Frauen mit Israel-Flagge weg von der Demonstration.

Ein kleiner Zwischenfall: Zwei Frauen, die mit einer Israel-Flagge zu der Demonstration gekommen waren, stießen auf wenig Gegenliebe. Die Polizei begleitete die Frauen mit vorübergehender Polizeikette weg vom Demonstrationsgeschehen, um Eskalationen zu verhindern.

Teilnehmer verlassen langsam die Demo

Gegen 19 Uhr zählte die Polizei noch 1300 Demonstranten, die Versammlung löste sich allmählich und friedlich auf.

An den Landungsbrücken legt sich grün-roter Rauch über die Demonstration. Marius Röer
An den Landungsbrücken legt sich grün-roter Rauch über die Demonstration.
An den Landungsbrücken legt sich grün-roter Rauch über die Demonstration.

Bei den Landungsbrücken hatte sich zuvor leichter grün-roter Rauch aufgetan, während die Demonstranten ihren Umzug fortsetzten.

Gegen 19.30 Uhr hörten noch schätzungsweise 200 Teilnehmer den letzten Redebeiträgen am Fischmarkt zu, der größte Teil der Demonstration hat sich zu dem Zeitpunkt bereits aufgelöst. Die Polizei spricht von einem friedlichen Verlauf.

Demonstrierende stehen gegen 16 Uhr am Besenbindenhof in St. Georg. Marius Röer
Demonstrierende stehen mit Plakaten gegen 16 Uhr am Besenbindenhof.
Demonstrierende stehen gegen 16 Uhr am Besenbindenhof in St. Georg.

Die von einer Initiative der Palästina-Solidaritätsbewegung Hamburg organisierte Demo prangerte vor allem deutsche Waffentransporte in den Gazastreifen an: „Waffen, die durch den Hamburger Hafen gehen, töten in Gaza und treiben den Genozid voran. Wir sagen: Keine Rüstung durch deutsche Häfen! Keine Beihilfe zum Genozid!“, heißt es in einer Mitteilung der Organisatoren. Auch in anderen Städten Deutschlands wurde unter demselben Motto demonstriert.

Tausende Menschen wollen in Hamburg demonstrieren

Zuvor war am Samstag anlässlich des bundesweiten Klima-Aktionstags ab 14 Uhr eine Demonstration von „Fridays for Future“ angekündigt. Erwartet waren 1000 Teilnehmer, vom Fischmarkt (St. Pauli) soll es entlang der Elbe gehen, ehe es an der Otto-Sill-Brücke in Richtung Innenstadt geht. Doch der Start verzögerte sich, um kurz vor 15 Uhr waren die Teilnehmer noch nicht losgezogen, dafür hatten sich laut Polizei rund 2000 Teilnehmer am Fischmarkt eingefunden, doppelt so viele wie erwartet.

Es wurden diverse Redebeiträge abgehalten, ehe sich der Demozug in Bewegung setzte. Marius Röer
Es wurden diverse Redebeiträge abgehalten, ehe sich der Demozug in Bewegung setzte.
Es wurden diverse Redebeiträge abgehalten, ehe sich der Demozug in Bewegung setzte.

Der Tenor: „Exit Gas, Enter Future“. Die Klima-Aktivisten protestierten für einen sofortigen Stopp aller neuen Erdgasprojekte und fordern einen „echten” Gasausstieg sowie den „radikalen Umbau der Energieversorgung“. Unter anderem werden die neuen Gasbohrungen in der Nordsee kritisiert. Eine Sprecherin sagt: „Wir nehmen diese zerstörerische Politik nicht hin.“

Es gab Redebeiträge, in der Menschenmenge wurden Schilder hochgehalten: „Die Dinos dachten auch, sie hätten Zeit gehabt“, heißt es da. Oder: „Don’t Panic We Will Survive“ (Keine Panik, wir werden überleben). Auf dem Papp-Schild einer Frau im Eisbär-Outfit steht: „Fight ignorance not immigrants“ (Bekämpfe Ignoranz, nicht Immigranten).

Eine Frau hat sich für die Demo verkleidet. Ihr Appell: „Fight ignorance, not immigrants“ (Bekämpfe Ignoranz, nicht Immigranten). Marius Röer
Eine Frau hat sich für die Demo verkleidet. Ihr Appell: „Fight ignorance, not immigrants“ (Bekämpfe Ignoranz, nicht Immigranten).
Eine Frau hat sich für die Demo verkleidet. Ihr Appell: „Fight ignorance, not immigrants“ (Bekämpfe Ignoranz, nicht Immigranten).

Um kurz vor 15.30 Uhr setzte sich der Demozug dann in Bewegung, begleitet von einem Großaufgebot der Polizei. Laut Angaben der Beamten sind es aktuell ungefähr 3000 Teilnehmer, die Veranstalter sprechen sogar von 5000. Die Schlusskundgebung am Rathausmarkt, die für 16 Uhr geplant war, wird sich entsprechend verzögern.

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HSV gegen Heidenheim: Polizei rät Autofahrern, City zu meiden

Beinahe zeitgleich mit den zwei Demonstrationen werden am Nachmittag auch viele Hunderte HSV-Anhänger über die Innenstadt zum Volksparkstadion fahren – um 15.30 Uhr startet das Kellerduell zwischen dem HSV und dem 1. FC Heidenheim. Die Polizei empfiehlt gerade Autofahrern, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen und den Innenstadtbereich zu meiden.

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