Nach doppeltem Derby-Frust: Überraschende Ehre für HSV-Youngster
Er war voller Vorfreude auf sein erstes Stadtduell im Herrenbereich. „Ich habe mich mein ganzes Leben lang darauf gefreut, mit den Profis im Volksparkstadion ein Derby zu spielen“, hatte Fabio Baldé vor dem 112. Aufeinandertreffen des HSV mit dem FC St. Pauli gesagt. „Dass dieser Traum am Freitag in Erfüllung gehen kann, ist top.“ Einzig: Er erfüllte sich nicht. Weil der 20-Jährige wie schon beim Auftakt in Gladbach (0:0) nicht im Kader stand. Trotz Frusts darüber und über das 0:2 erhielt Baldé am Derbytag aber eine schöne Nachricht.
Der HSV-Youngster wusste schon, wohin er zeitnah reisen würde, als er gut eine Stunde vor dem Anpfiff des Derbys an der Seite von Ex-Sportvorstand Jonas Boldt die Treppen auf der Ostseite des Volksparkstadions hinaufstieg. Am Freitagnachmittag hatte es die „Federação Portuguesa de Futebol“ öffentlich mitgeteilt: Baldé wurde für die beiden anstehenden EM-Qualifikationsspiele der portugiesischen U21-Nationalmannschaft nominiert – zum ersten Mal.
HSV-Talent Fabio Baldé wurde für Portugals U21 nominiert
Der Flügelspieler wurde im Jahr 2000 in Hamburg geboren, wuchs aber ein paar Jahre lang in Portugal auf – dem Heimatland seiner verstorbenen Mutter. Baldés Papa stammt aus dem westafrikanischen Guinea-Bissau. In seiner Jugend kickte er in Wilhelmsburg und am Ende des Vorjahres erstmals für eine DFB-Nachwuchsnationalmannschaft: Im Oktober und November 2024 kam Baldé viermal in der „Elite League“ für die deutsche U20 zum Einsatz. Das war möglich geworden, weil das HSV-Talent im vergangenen Herbst die deutsche Staatsangehörigkeit erhielt. Zuvor hatte Baldé lediglich einen portugiesischen Pass – den er allerdings behalten hat.
Deshalb bot sich Portugals U21-Trainer Rui Jorge nun die Gelegenheit, den Hamburger Jung erstmals zu berufen. In der Qualifikation für die U21-EM in Albanien und Serbien im Sommer 2027 empfangen die Portugiesen am Freitag zunächst Aserbaidschan. Und am 9. September, vier Tage vor dem HSV-Auswärtsspiel in München, gastieren sie bei Schottlands U21. Schon am Morgen nach der Derbypleite gegen den FC St. Pauli, die er als Zuschauer verfolgt hatte, zeigte Baldé, dass er auf sein U‑Länderspieldebüt für Portugal brennt.
Baldé erhielt den deutschen Pass und debütierte beim DFB
In seiner Instagram-Story repostete er eine Grafik, auf der Portugals Fußballverband tags zuvor den U21-Kader aufgelistet hatte. Baldé fügte zwei Emojis hinzu: einen mit einer portugiesischen Flagge – und einen mit einem angespannten Bizeps, um seinem Stolz Nachdruck zu verleihen. Wichtig zu wissen: Auch wenn Baldé in der anstehenden Länderspielpause für Portugals U21 debütieren sollte, blieben weitere Einsätze für den DFB möglich.
Erst, wenn er sein erstes A-Länderspiel für eine der beiden Nationen bestreiten würde, wäre die Tür hin zum anderen Verband zu. Innerhalb der U-Nationalmannschaften sind wechselnde Einsätze für Doppelstaatsbürger ohne sportliche Folgen möglich. „Beide Nationen sind sehr stark“, hatte Baldé der MOPO im September gesagt, kurz bevor er seinen deutschen Pass erhielt. „Aber man muss dankbar sein, wenn man die Möglichkeit bekommt, für Deutschland zu spielen. Das ist nicht selbstverständlich. Deswegen steht für mich fest: Sollte ich die Chance bekommen, würde ich der Einladung des DFB folgen.“ Das tat er zunächst.
Acht weitere HSV-Nationalspieler wurden berufen
Nun, ein paar Monate später, konnte und wollte Baldé aber die Einladung aus Portugal nicht ausschlagen. Die Nominierung kommt etwas überraschend, weil der Offensivmann einen großen Teil der Vorbereitung angeschlagen verpasst hatte – und weil er in der neuen Saison bisher nur im DFB-Pokal, beim 2:1 nach Verlängerung in Pirmasens, zum Einsatz kam. Seine Bundesligapremiere steht noch aus.
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Neben Baldé sind noch acht weitere HSV-Profis auf Reisen. Miro Muheim (Schweiz), Giorgi Gocholeishvili (Georgien), Daniel Peretz (Israel) und Warmed Omari (Komoren) spielen für die A-Teams ihrer Länder. Auch Luka Vuskovic (U21 Kroatien), Aboubaka Soumahoro (U20 Frankreich), Otto Stange (U19 DFB) und Alexander Røssing-Lelesiit (U19 Norwegen) sind unterwegs.
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