„Gibt wenige Überraschungen“: HSV-Boss erklärt die Transfer-Planung
Der Höhepunkt der Feierlichkeiten auf den Eventtrucks stand noch aus, da staunte Eric Huwer bereits. „Es ist nicht in Worte zu fassen, was hier los ist“, schwärmte der HSV-Finanzvorstand, nachdem er sich wie die Profis auf dem Balkon gezeigt hatte – und bevor er das Rathaus verließ. „Es wird ein Tag, den wir nicht vergessen“, wusste Huwer am frühen Montagabend. An diesem Dienstag, oder spätestens am Mittwoch, wenn die große Aufstiegsparty nicht mehr in den Knochen steckt, wartet wieder harte Arbeit. Es geht um den Kader und Kohle.
„Die Herausforderung ist noch mal deutlich größer als das, was wir in den letzten aufzubauen hatten – aber genau das wollten wir doch“, sagte Huwer nach dem Empfang durch Peter Tschentscher, Hamburgs Erstem Bürgermeister. Die Verantwortlichen sehen den Besuch im Rathaus als Ehre – und zugleich als Verpflichtung, nicht nachzulassen. „Wir sind jetzt auf dem Level, auf dem wir sein wollen. Nach sieben Jahren steigen wir als sportlich normaler Zweitligist auf. Dass wir kein normaler Zweitligist sind, sehen wir hier“, sagte Huwer und zeigte auf die feiernde Menge. „Aber sportlich sind wir in der Realität angekommen. Da müssen wir uns erst einmal hinten anstellen.“
HSV-Vorstand Eric Huwer: „Müssen uns hinten anstellen“
Dem 41-Jährigen ist bewusst, dass Vereine wie der FSV Mainz 05, der FC Augsburg oder der 1. FC Union Berlin dem HSV wirtschaftlich und sportlich enteilt sind. „Wir müssen in ein paar Bereichen besser sein als der Rest“, forderte Huwer deshalb. Der Wettbewerb in der Bundesliga werde „unglaublich intensiv. Wenn du dir die Tabelle anschaust und überlegst, wann wir gegen wen spielen, da habe ich die sicheren drei Punkte noch nicht gesehen. Das wird interessant – aber genau da haben wir unglaublich Lust drauf. Wir können es kaum erwarten, da loszulegen“.

Um das große Ziel Aufstieg zu erreichen, hatte Huwer im vergangenen Jahr angekündigt, dass der HSV finanziell etwas mehr ins Risiko gehen könne. Die Verpflichtungen der beiden Youngster Aboubaka Soumahoro (20) sowie Alexander Røssing-Lelesiit (18) für mehrere Millionen Euro bedeuteten dann im Winter ein weiteres Statement. Der Franzose und der Norweger gelten als Versprechen für die Zukunft; der HSV wird aber nicht umhinkommen, neue Profis mit Stammplatzpotential für die Bundesliga zu verpflichten. „Ich bin überzeugt, dass wir bereit sein werden“, sagte Huwer. „Was wir bis Mitte, Ende August beeinflussen können – da werden wir unsere Hausaufgaben machen.“
HSV ging finanziell ins Risiko: „Wir wollten es unbedingt“
Die „Wir“-Form umfasst neben Huwer vor allem Sportvorstand Stefan Kuntz, Sportdirektor Claus Costa sowie HSV-Chefscout Sebastian Dirscherl. „Wir sind eine schlagkräftige Entscheidungsgruppe“, erklärte der Finanzchef. „Und wir werden auch eine schlagkräftige Mannschaft ins Rennen schicken. Was am Ende dabei herauskommt, werden wir dann sehen.“ Inwieweit genau der HSV erneut ins finanzielle Risiko gehen wird, ist laut Huwer „noch nicht“ klar.
Im Rückblick auf die Aufstiegssaison und die getroffenen Maßnahmen hielt er aber fest: „Ich glaube, wir haben mit unseren Entscheidungen richtig gelegen. Wir wollten es unbedingt.“ Und der HSV hat es erreicht, sein großes Ziel.
Huwer: „Werden ein paar Wochen mal kein Spiel gewinnen“
„Die Mannschaft soll das in vollen Zügen genießen, sie hat sich das verdient“, betonte Huwer, der sich am Montag voll einließ auf die Feierlichkeiten. „Aber morgen geht es weiter“, kündigte er vor dem Umzug um die Binnenalster an. „Wir haben eine Menge zu tun, um eine schlagkräftige Truppe aufzubauen und bereit zu sein für die Erste Liga.“
Das Credo der (Transfer-)Planung sei weiterhin, „wirtschaftlich vernünftig zu sein, aber vor allem ambitioniert. Diese Balance versuchen wir bei unseren Entscheidungen im Sommer zu verfolgen – nicht übers Knie gebrochen, nicht mit der Brechstange, keine großen Parolen kommunizieren, sondern unsere Arbeit machen und schauen, dass wir wettbewerbsfähiger werden“. Das gilt sportlich wie wirtschaftlich, um den Bundesligisten Paroli bieten zu können.
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Huwer beschreibt den Wettbewerb im Oberhaus als „weniger prognostizierbar“ und ahnt: „Es wird anspruchsvoller, weil wir uns darauf einstellen müssen, dass wir wahrscheinlich mal ein paar Wochen kein Spiel gewinnen. Dann werden wir merken, wie belastbar der Schulterschluss ist, den wir in diesem Jahr mit besonderer Vehemenz geformt haben.“ Mannschaft, Staff, Funktionäre, Fans – Huwer verweist auf das große Ganze. Und er sieht sich als Chef für die HSV-Finanzen auch nicht als derjenige, der bei Transfers „immer die harte Tür spielen“ müsse. „Wir haben ein gutes Gefühl füreinander – und da gibt es relativ wenige Überraschungen, wenn wir über die eine oder andere Spielerverpflichtung oder Abgänge sprechen werden“, sagte Huwer – dem ein arbeitsintensiver Sommer bevorsteht.
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