Unbeschreibliches Bad in der Menge: Hamburg feiert die HSV-Männer und -Frauen für ihren Doppelaufstieg in die Bundesliga.

Unbeschreibliches Bad in der Menge: Hamburg feiert die HSV-Männer und -Frauen für ihren Doppelaufstieg in die Bundesliga. Foto: WITTERS

Hamburgs größte Fußball-Party aller Zeiten: Diesen Tag wird der HSV nie vergessen

Eine Fußball-Party wie diese hat Hamburg noch nicht erlebt. Der Montag wurde zum großen Triumph-Tag des HSV, rund 100.000 Fans kamen in die Innenstadt, um den Doppel-Aufstieg der Männer und Frauen zu feiern. Schwarz, Weiß und Blau waren die Farben, die das Stadtbild prägten, dazu grenzenloser Jubel an allen Ecken und Enden der City. Es wurde ein Tag, den keiner der Protagonisten jemals vergessen wird.

Hamburg explodierte im Taumel seiner HSV-Gefühle. Schon am Morgen waren die ersten Fans auf dem Rathausmarkt eingetroffen, um sich beste Plätze zu sichern. Denn wer spät kam, hatte schlechte Karten: Nur 40.000 Anhänger hatten Platz, der Rest verteilte sich in der City und entlang der Binnenalster, wo die beiden Aufsteiger später mit Trucks entlangfuhren und sich hochleben ließen.

HSV-Profis erreichten um kurz vor 15.30 Uhr das Rathaus

Heiße Rhythmen, kräftige Gesänge – dabei hatte die große HSV-Party sehr gediegen und festlich begonnen. Um kurz vor 15.30 Uhr trafen die Profis an einem Nebeneingang des Rathauses ein, schon da sah man dem einen oder anderen an: Die Stunden davor müssen es bereits in sich gehabt haben.


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Kurz nach 17 Uhr ergriff dann Peter Tschentscher im Großen Festsaal das Wort. „Der Dino ist zurück“ – mit diesen Worten begann Hamburgs Erster Bürgermeister seine Lobeshymne, während der er nicht vergaß, Hamburgs größten Fußballer aller Zeiten zu ehren: „Uwe Seeler wäre heute sehr stolz auf seinen HSV und seine Fans, die immer daran geglaubt haben, dass er wieder da spielt, wo er hingehört: in der höchsten Spielklasse des deutschen Fußballs.“

Tschentscher will, dass der HSV „nie wieder absteigt“

Der Aufstieg sei keine leichte Sache, fuhr Tschentscher fort, „und es ist auch keine Selbstverständlichkeit, diese Klasse zu halten“. Die Erwartungen sollten deshalb nicht zu hoch sein, aber: „Man kann sich ja etwas wünschen. Und zwar, dass wir heute die historisch erste und einzige Aufstiegsfeier des HSV erleben, weil dieser Verein nach menschlichem Ermessen nie wieder absteigt!“

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Großer Jubel im Saal, in dem neben den Männern und Frauen des HSV zahlreiche geladene Gäste anwesend waren, darunter HSV-Held Horst Hrubesch und Hamburgs Spitzenpolitiker Katharina Fegebank (Die Grünen) und Dennis Thering (CDU), stilecht im schwarzen HSV-Trikot. Mehr als 100 Journalisten hatten eine Akkreditierung für die Ehrung beantragt. Sogar die „Los Angeles Times“ schickte einen Reporter ins Rathaus.

HSV-Trainer Polzin erhielt im Rathaus großen Applaus

Emotional wurde es dort, als Merlin Polzin das Wort ergriff. Der Aufstiegs-Trainer versprach: „Die Bundesliga soll einen neuen HSV erleben, einen anderen als den, der sie vor sieben Jahren verlassen hat. Mit maximalem Anspruch aber auch der nötigen Demut und dem Respekt vor der Aufgabe.“ Und weiter: „Das Wort Danke fühlt sich in diesem Moment viel zu klein an.“

HSV-Trainer Merlin Polzin begeisterte mit seiner Rede im Rathaus. WITTERS
HSV-Trainer Merlin Polzin begeisterte mit seiner Rede im Rathaus.
HSV-Trainer Merlin Polzin begeisterte mit seiner Rede im Rathaus.

Polzin erntete langen Applaus für seine etwa sechs Minuten lange Rede, gab später zu: „Ein Spiel zu coachen und den Druck zu haben, ist nochmal was ganz anderes, als dann hier zu stehen und vor dem Bürgermeister zu sprechen. Dazu mit der Tragweite dieses Gebäudes.“

Auch die HSV-Frauen genossen die besonderen Momente

Auch den HSV-Frauen war die Besonderheit des Moments anzumerken. „Es bedeutet uns wahnsinnig viel, hier im Rathaus zu stehen und zu wissen, dass ganz Hamburg hinter uns steht“, so Kapitänin Sarah Stöckmann. „Diese Saison war manchmal hart, aber wir haben nie aufgegeben und Geschichte geschrieben.“

Was dann folgte, hätten sowohl die Männer als auch die Frauen vor wenigen Tagen wohl nicht mal zu träumen gewagt. Ein Meer aus HSV-Fans, soweit die Augen reichten, jubelten ihnen zu, als sie nacheinander den Rathausbalkon betraten. Hier war der HSV letztmals im Sommer 1987 zu Gast, als die Männer nach dem 3:1 im Finale gegen die Stuttgarter Kickers den DFB-Pokal mit nach Hamburg brachten.

„Nie mehr Zweite Liga“ wurde zum Dauer-Song

Pyro in Blau, Weiß und Schwarz, dazu immer wieder Bengalos und Sprechchöre. „Nie mehr Zweite Liga“ wurde zum Dauer-Song, dazu natürlich „Mein Hamburg lieb‘ ich sehr“. Den Fans und den Mannschaften stand die unbändige Freude ins Gesicht geschrieben.

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Szenen, die insbesondere Jonas Meffert erstmal verarbeiten musste. Bilder der vergangenen Jahre schossen dem Mittelfeldmann durch den Kopf. Seit 2021 jagte er mit dem HSV dem Aufstieg hinterher. „Gefühlt saßen wir vier Jahre lang jeden Tag beim Frühstück zusammen und haben immer nur darüber geredet, wie wir das endlich schaffen können“, so Meffert mit Tränen in den Augen. „Was wir alles dafür tun müssen, wo wir besser werden müssen, was wir machen müssen, damit wir es endlich schaffen, die Fans, und den Verein endlich wieder in die erste Liga bringen. Deshalb bin ich sehr emotional gerade.“

Davie Selke, der mit 22 Treffern Torschützenkönig der zweiten Liga wurde, brachte seine Kanone mit auf den Rathausbalkon. WITTERS
Davie Selke, der mit 22 Treffern Torschützenkönig der zweiten Liga wurde, brachte seine Kanone mit auf den Rathausbalkon.
Davie Selke, der mit 22 Treffern Torschützenkönig der zweiten Liga wurde, brachte seine Kanone mit auf den Rathausbalkon.

Anschließend ging es auf die Straße, hinunter zu den 100.000 Fans. Auf zwei Trucks düsten die Frauen (wie es sich gehört am Anfang des Zuges) und die Männer um die Binnenalster. Unvergleichliche Szenen, auch neben dem Umzug, auf den Schienen. Der Regional-Express, der um kurz vor 19.30 Uhr den Bahnhof Dammtor erreichen sollte, dürfte sein Endziel Kiel etwas später erreicht haben. Denn nachdem er auf der Lombardsbrücke kurz anhielt, kurbelte der Lokführer sein Fenster herunter, um ein kurzes Video des bunten Treibens neben ihm aufzunehmen. Der ganz normale HSV-Wahnsinn.

Ransford Königsdörffer konnte kaum fassen, was er den ganzen Montag über erlebte. „Ihr spinnt doch! Was macht Ihr denn, wenn wir Meister werden?“, schrie der Angreifer den Fans entgegen. „Ihr seid ja geisteskrank.“ Oder einfach nur dankbar, wie Stefan Kuntz feststellte. „Es ist allein deswegen etwas Besonderes, weil die meisten Leute nicht Glückwunsch, sondern Dankeschön sagen“, so der Sportvorstand. „Man merkt: Die Fans hatten sehr viel Sehnsucht, in die Bundesliga zurückzukehren.“

Nach der Party ging es für die HSV-Profis weiter zur Mannschaftsfeier

Komplette Ekstase herrschte, als die Trucks um kurz vor 20.30 Uhr den Gänsemarkt passierten. Als die Jubelfeiern später endeten, brach bereits die Dunkelheit über Hamburg herein. Zurück blieben gewaltige Müllberge,  glückselige HSV-Fans und überwältigte Profis, für die es später noch weiter zur Mannschaftsfeier in den „Lascana Beach Club“ nach Uhlenhorst ging.

Ein HSV-Tag zum Einrahmen, der jedem verdeutlichte, wie viel Kraft in diesem Verein steckt. Die beiden Aufsteiger werden diese Bilder mitnehmen, wenn es am frühen Dienstagmorgen auf die Balearen geht: für die Männer nach Ibiza, während die Frauen auf Mallorca feiern. Auf beiden Inseln sollen reichlich kalte Getränke bereitstehen.

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