Die drei Angeklagten, denen ein Überfall auf eine Shisha-Bar vorgeworfen wird, sitzen im Gerichtssaal des Hamburger Landgerichts

Seit Dezember mussten sich die drei Männer (hier mit ihren jeweiligen Verteidigern) vor dem Hamburger Landgericht verantworten. (Archivbild) Foto: Zoe Clausen

Schüsse bei Überfall auf Hamburger Shisha-Bar: Urteil gegen junge Männer gefallen

In der Nacht zum 8. November 2023 wollen mehrere Männer eine Shisha-Bar überfallen. Doch es läuft nicht alles wie geplant. Am Ende erleidet einer der Gäste einen Bauchschuss, zwei weitere werden ebenfalls verletzt. Seit Dezember müssen sich drei der mutmaßlichen Täter (21, 19 und 17) unter anderem wegen versuchten Mordes vor Gericht verantworten. Jetzt ist das Urteil gefallen.

Die beiden Brüder Ulas H. (17) und Kadir H. (19) sowie Mikail C. (21) müssen wegen des Überfalls auf eine Hamburger Shisha-Bar im November 2023 für mehrere Jahr hinter Gitter. Die Gruppe hatte damals eine Shisha-Bar überfallen. Dabei wurden drei Männer verletzt, einer von ihnen – ein 37-Jähriger – durch einen Schuss in den Bauch. Am Freitag wurde vor dem Hamburger Landgericht das Urteil gesprochen.

Mikail C. wurde zu einer Jugendstrafe von sechs Jahren und neun Monaten verurteilt. Die Liste seiner Straftaten ist lang: versuchter Mord in Tateinheit mit versuchter besonders schwerer räuberischer Erpressung und gefährlicher Körperverletzung sowie bewaffnetes Handeltreiben mit Cannabis in Tateinheit mit dem Besitz einer halbautomatischen Kurzwaffe und dem Besitz von Munition.

Verurteilte müssen 24.000 Euro Schmerzensgeld zahlen

Kadir H. erhält wegen der versuchten besonders schweren räuberischen Erpressung in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung sowie der besonders schweren räuberischen Erpressung eine Jugendstrafe von viereinhalb Jahren. Sein jüngerer Bruder Ulas H. bekommt eine Jugendstrafe von dreieinhalb Jahren.

Den Opfern müssen die Verurteilten zudem insgesamt 24.000 Euro Schmerzensgeld zahlen und dem 37-Jährigen darüber hinaus auch zukünftige materielle Schäden ersetzen. Dazu zählen zum Beispiel Arztkosten, die ihm wegen der aus der Tat resultierenden Verletzung entstehen.


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Seit Dezember standen die drei jungen Männer vor dem Hamburger Landgericht. Der 21-Jährige schilderte während der Verhandlung, wie sich die Tat damals abgespielt haben soll: Am 8. November 2023 treffen sich die Angeklagten gegen 23 Uhr mit weiteren Komplizen vor der Bar „Blue Lagoon“ an der Scheplerstraße in Altona-Altstadt. Sie haben eine Machete, ein Brecheisen und zwei Waffen dabei. Angeblich Schreckschusswaffen, um die Gäste „ein bisschen einzuschüchtern“, wie Mikail C. vor Gericht beteuert.

Laut seiner Erklärung, die von seinem Verteidiger in der Verhandlung verlesen wird, sah ihr Plan vor, eine Pokerrunde zu überfallen, die dort jeden Dienstagabend stattfinden sollte und bei denen angeblich regelmäßig um 50.000 bis 80.000 Euro gespielt würde.

Doch als die maskierten Männer die Bar stürmen, ist niemand im Keller. Als sie aus der Kasse lediglich 40 Euro erbeuten, versuchen sie, den Gästen ihre Wertsachen abzunehmen. Doch die wehren sich. Es kommt zum Handgemenge, bei dem sie einem der Gäste mit der Waffe auf den Hinterkopf schlagen und zwei weitere schwer mit der Machete verletzen.

Trotz ihrer Verletzungen gelingt es den Männern, den 17-jährigen Ulas zu Boden zu bringen, während Kadir H. und Mikail C. flüchten. Als Kadir draußen realisiert, dass sein Bruder noch in der Bar ist, rennt er zurück und schießt einem 37-Jährigen in den Bauch. Dann flüchten die beiden Brüder.

Schüsse in Hamburger Shisha-Bar: Angeklagter ist kein Unbekannter

Auf der Gilbertstraße stoppen sie einen E-Scooterfahrer, halten ihm laut Anklage ein Messer an den Hals und zwingen ihn, abzusteigen. Mit dem Roller flüchten die beiden. Trotz eingeleiteter Sofortfahndung kann die Polizei die Täter nicht fassen.

Diese Shisha-Bar in Altona-Altstadt wurde überfallen. (Archivbild) Patrick Sun
Diese Shisha-Bar in Altona-Altstadt wurde überfallen. (Archivbild)
Diese Shisha-Bar in Altona-Altstadt wurde überfallen. (Archivbild)


Erst am 11. Juni 2024 nehmen Einsatzkräfte den 21-jährigen Mikail C. in seiner Wohnung in Stellingen fest. Weil sie neben jeder Menge Marihuana auch eine scharfe Schusswaffe finden, ordnet ein Richter im Anschluss die Untersuchungshaft an.

Eine Woche später durchsuchen die Ermittler die Wohnungen der beiden Brüder und vollstrecken die im Vorfeld erlassenen Haftbefehle. In dem Zusammenhang stellen sie auch eine Machete, eine Schreckschuss- und mehrere Softairwaffen sicher. Vor Gericht beteuern alle drei Angeklagten später, nichts von der scharfen Waffe gewusst zu haben.

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Kadir H. hatte übrigens vor fünf Jahren für mediales Aufsehen gesorgt: Ein Video zeigte, wie er von mehreren Polizisten zu Boden gebracht wurde, unter heftiger Gegenwehr des damals 15-Jährigen. Der Teenie – damals schon wegen mehrerer Gewaltdelikte polizeibekannt – hatte seine Personalien nicht herausgeben wollen, nachdem er mit einem E-Roller über den Gehweg an der Straße Kohlhöfen in der Neustadt gefahren war.

Das Video sorgte für Demos der linken Szene. Auch das Verhalten der Beamten wurde intern geprüft. Erst im Nachhinein wurde die kriminelle Vita von Kadir H. bekannt.

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