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  • Robert Heinecke von „Breeze Technologies“ mit einem seiner Senoren.

Schluss mit Smog: Mit diesem Zylinder kämpfte er gegen dicke Luft in Städten

Harburg –

Neu Dehli, Peking, Kairo – an diese Städte denken viele wohl zuerst, wenn es um Smok geht. Aber auch in Deutschland werden immer wieder Grenzwerte für saubere Luft überschritten. Luftverschmutzung ist eines der größten Umweltprobleme unserer Zeit, laut der Europäischen Umweltagentur sogar die größte Bedrohung für die Gesundheit in Europa. Das Hamburger Start-Up „Breeze Technologies“ will das ändern: Mit künstlicher Intelligenz, günstiger Hardware und jeder Menge Daten.

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Lungenkrebs, Schlaganfälle, Herzinfarkte. Laut der WHO sterben jährlich sieben Millionen Menschen an den Folgen von dreckiger Luft. Denn mit den 15.000 Litern Luft, die wir täglich atmen, landen neben Sauerstoff auch schädliche Substanzen in unseren Lungen.

Luftverschmutzung: „Breeze Technologies“ will mit Sensoren helfen

Die Jungunternehmer Robert Heinecke und Sascha Kuntze wollen das ändern. Vor sechs Jahren gründeten die damals 24-Jährigen das Start-Up „Breeze Technologies“. „Wir wollen wissen: Was passiert in der Luft? Wo gibt es Probleme? Und wie können wir die Probleme lösen?“, erklärt Heinecke der MOPO.

Dafür entwickelt und produziert das Start-Up Sensoren, mit denen die Luftqualität in Innen- und Außenräumen gemessen wird. Anschließend werden die Daten in Echtzeit an eine Cloud vermittelt und mithilfe künstlicher Intelligenz ausgewertet.

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Das Besondere: Die „Breeze“-Sensoren sind dabei so klein und kostengünstig, dass ein flächendeckendes Netz aufgebaut werden kann. In Altona etwa wurden 35 Sensoren auf 14 Quadratkilometern verteilt, sie wurden teilweise einfach auf den Balkonen von Anwohnern angebracht. So war detailliert messbar, wie und wo sich das Projekt zur Verkehrsberuhigung „Ottensen macht Platz“ auf die Luft auswirkte.

Das geht sonst nicht: Im gesamten Stadtgebiet Hamburg stehen sonst nur 15 städtische Messstationen. „Auf Grundlage dieser Messungen kann man überhaupt keine Entscheidungen treffen“, sagt der Informatiker. „Ich kann zwar an einem Ort ein Dieselfahrverbot aussprechen, weiß aber überhaupt nicht, wie sich das in den benachbarten Straßen auswirkt. Man muss viel detaillierter und flächendeckender messen – so kann man lokal und spontan reagieren.“

Smart-City: Eine Stadt, die lebt

Denn „Breeze“ nimmt nicht nur Daten auf, das Start-Up entwickelt auf deren Basis auch konkrete Handlungsempfehlungen: Nähert sich etwa eine Smokwolke, könnte der ÖPNV für den Tag spontan kostenlos angeboten werden; ist die Luft im Kernstadtgebiet schon schlecht, könnte eine künftige Citymaut die Preise dynamisch anpassen – in London ist das schon Realität.

Auch Ausweichrouten für Autos bei Grenzwertüberschreitungen können durch ein dichtes Sensorennetz und ein dynamisches Verkehrsleitsystem effizienter genutzt werden – so wird die Last auf die Umwelt besser verteilt.

Video: Sieben Zukunftsfragen an Robert Heinecke

Smart City Hamburger Start-Up kämpft für saubere Luft

Sogar die Route der Stadtreinigung könnte man entsprechend der Schadstoffmenge anpassen. So kann Feinstaub gezielt vom Boden aufgenommen werden, bevor er in der nächsten Rushhour wieder aufgewirbelt wird. „Smart City“ wird dieses Konzept genannt: Die Stadt stellt sich jeden Tag aufs Neue dynamisch darauf ein, was gerade passiert. Grundlage hierfür sind Technologien und vor allem: jede Menge Daten.

„Ich glaube, dass Luftqualität künftig noch viel stärker in unsere Entscheidungen im täglichen Leben einfließen wird“, meint Heinecke. „Das ging bisher nicht, weil es einfach nicht genügend Daten gab.“ Mit einem finnischen Unternehmen entwickelt „Breeze“ etwa eine Navigationsapp, die die Route mit der saubersten Luft anzeigt. Besonders hilfreich für Asthmatiker, chronisch Kranke oder Schwangere. Auch Laufapps könnten einem künftig die aktuell gesündesten Strecken vorschlagen, auf Wohnungssuch-Portalen könnten künftig Informationen zur durchschnittlichen Luftqualität eingesehen werden.

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Die Möglichkeiten scheinen endlos und das 15-köpfige Team hat große Pläne, will weltweit expandieren. In neun Ländern ist „Breeze“ schon aktiv, darunter auch die USA. Nun soll ein Projekt in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul starten. Rund 600 Sensoren sind in aktuell in Benutzung, 80 davon in Hamburg.

Mit dem NABU überwacht „Breeze“ etwa die Emissionen von Schiffen im Hamburger Hafen, auch kleinere deutsche Städte und Landkreise rüsten schon mit den „Breeze“-Sensoren auf. Das große Ziel: Städte mit sauberer Luft. Das ist Heineckes Ansicht nach möglich – wenn mit politischer Priorität die richtigen Maßnahmen umgesetzt und Geld investiert wird: „So wollen wir unsere Städte lebenswerter machen.“

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