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Saudi-arabische Fans beim Sieg gegen Argentinien.
  • Für die saudi-arabischen Fans gab es nach dem Sensationssieg gegen Argentinien kein Halten mehr.
  • Foto: picture alliance/dpa/Robert Michael

Sportswashing in Saudi-Arabien: Wie die WM-Sensation dem Prinzen nützt

Saudi-Arabien ruft nach dem Sieg gegen Argentinien kurzerhand einen nationalen Feiertag aus. Die Sensation verschafft der Sportswashing-Strategie des Landes Rückenwind.

Die neuen Nationalhelden trommelten auf ihren Bongos, tanzten in der Kabine des Lusail Stadions ausgelassen auf den Tischen. In der Heimat zündeten die Fans Feuerwerk, fuhren stundenlange Autokorsos. Die WM-Sause von Riad kannte schier gar kein Ende, denn arbeiten musste am Tag nach dem Triumph für die „Geschichtsbücher” in Saudi-Arabien schließlich niemand. König Salman ordnete nach dem 2:1 (0:1) gegen Lionel Messis Argentinier kurzerhand einen nationalen Feiertag an.

Saudi-Arabien: WM-Sieg spielt Herrschern in die Hände

Kein Wunder, dass bei der Herrscherfamilie die Glücksgefühle übersprudelten. Denn einen besseren Rückenwind für die perfide Strategie des Landes hätte es wohl gar nicht geben können. Die Saudis präsentierten sich vor den Augen der Fußballwelt als aufopferungsvoll kämpfender Underdog, der sowohl defensiv als auch offensiv sein Herz in die Hand nahm und so den großen Favoriten stürzte – Imagepolitur vom Feinsten.


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Die Helden von Lusail um die Torschützen Saleh Alshehri (48.) und Salem Aldawsari (53.) lieferten genau das, was sich König Salman oder Kronprinz Mohamed bin Salman mit ihrem Sportswashing sonst für teures Geld erkaufen müssen. Durch den Sport ein positives Bild von Saudi-Arabien in die Welt vermitteln – das ist bereits seit einigen Jahren das Ziel des Autokratenstaats.

Human Rights Watch: FIFA macht sich zu Propaganda-Werkzeug

Bereits bei der Eröffnungsfeier präsentierte sich der Kronprinz stolz der Welt, nahm neben FIFA-Präsident Gianni Infantino auf der Ehrentribüne Platz. „Die FIFA macht sich zum Propaganda-Werkzeug von Autokraten. Das ist Sportswashing”, monierte Wenzel Michalski, Deutschland-Direktor von Human Rights Watch. Aber auch zahlreiche andere Verbände oder Sportarten sind längst vom Geld Saudi-Arabiens abhängig.

Beispielsweise findet der spanische Supercup bis 2029 dort statt, die Formel 1 rollt durch Jeddah, selbst asiatische Winterspiele sind in Saudi-Arabien angesetzt. In Newcastle United spielt zudem ein Traditionsklub aus der englischen Premier League unter saudischer Regie. Die Helden von Lusail kicken derweil alle noch in der Heimat, betreten nur alle vier Jahre bei der Weltmeisterschaft die große Sportbühne.

„Alle Sterne am Himmel standen für uns günstig”, jubelte der französische Coach Herve Renard nach dem Erfolg gegen die Albiceleste: „Wir brauchten dieses Ergebnis, es wird in die Geschichtsbücher eingehen.” Die Spieler konnten ihr Glück kaum fassen. „Es ist großartig”, sagte Torschütze Alshehri: „Keiner dachte, dass wir bei dieser WM was erreichen können. Das haben wir als Ansporn genommen.”

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In der Heimat wurden für Dienstag neben dem gestrichenen Arbeitstag gar die Eintrittspreise in Freizeitparks und sonstigen Unterhaltungseinrichtungen erlassen. Nun nimmt die Mannschaft als Tabellenführer der Gruppe C gar Kurs auf das zweite Achtelfinale nach 1994. „Wir hoffen auf mehr”, betonte Alshehri. Der Triumph gegen Argentinien solle „erst der Anfang sein”. (sid/nis)

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