• Der Blick ist nach vorn gerichtet: André Breitenreiter glaubt an den Aufstieg des HSV und eine Aufholjagd von St. Pauli in der Rückserie.
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Trainer Breitenreiter : HSV steigt auf, St. Pauli holt auf – ein Nordklub schmiert ab

Drei spielen noch um den Aufstieg, mindestens zwei gegen den Abstieg: Die Rückrunde der 2. Bundesliga verspricht für die Nordvereine viel Spannung. Als Experte hat André Breitenreiter alle sechs Klubs unter die Lupe genommen. Der 47-Jährige spielte für den HSV, Hannover 96, und Holstein Kiel. Hannover führte er 2017 als Trainer von der Zweiten in die Erste Liga. Nach der ersten Halbzeit der Saison blickt er vor allem für die Hamburger Vereine optimistisch in die Zukunft.

„Der HSV steht jetzt schon zum dritten Mal nach der Hinrunde auf einem Aufstiegsplatz, vor zwei Jahren hatte er zu diesem Zeitpunkt sogar noch einen Punkt mehr. Ich bin mir aber sicher, dass er es diesmal schafft, denn der HSV hat den eindeutig besten Kader der 2. Liga und enorm viel Qualität. Ein Unterschied zu den beiden Vorjahren ist: Sie haben mit Simon Terodde jetzt einen Aufstiegsgaranten – sowohl was die Torquote als auch seine Vorerfahrung aus Köln oder Stuttgart angeht“, sagt Breitenreiter. 

André Breitenreiter HSV Bundesliga

André Breitenreiter schoss von 1994 bis Ende 1997 in 85 Spielen für den HSV 17 Tore.

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Sowieso sei der Kader sehr gut zusammengestellt. „Ich glaube auch nicht, dass die Unruhe im Umfeld einen großen Einfluss nehmen wird. Profispieler nehmen so etwas heute zur Kenntnis, nutzen das in Einzelfällen vielleicht auch als Alibi – aber entscheidend bleiben die Qualität und die Spielphilosophie auf dem Platz. Alles andere als der Aufstieg wäre eine Riesenenttäuschung.“

Breitenreiter lobt St. Pauli: „Besser als die Statistiken“

Andre Breitenreiter

André Breitenreiter trainierte Paderborn, Schalke und Hannover.

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Mit dem Aufstieg nicht zu tun hat der FC St. Pauli. Aber: „Das ist eine sehr spannende Geschichte. Ich habe mit dem Trainer Timo Schultz bei Holstein Kiel zusammengespielt. Das ist ein guter Typ und ich kann ihn mir auch sehr gut als Profitrainer vorstellen. St. Pauli hat mit ihm die Spielphilosophie verändert und teilweise auch während der laufenden Saison mehrere Leistungsträger ausgetauscht. Das braucht manchmal einfach mehr Zeit, als man sich das vorher erhofft.“

Das sich zuletzt wieder Erfolg eingestellt hat, ist für Breitenreiter keine Überraschung: „Die Mannschaft war schon in der Hinrunde in nahezu allen Statistiken besser als es der Tabellenplatz aussagte. Dann habe ich sie zuletzt in Hannover gesehen und muss sagen: Die erste Halbzeit war super. Wenn sie auf diesem Weg bleiben, dann kann St. Pauli eine der großen Überraschungen der Rückrunde werden.“

Neben dem HSV räumt Breitenreiter auch Kiel Aufstiegschancen ein

Ein großer Rivale des HSV ist Holstein Kiel. „Sie haben einen sehr interessanten Kader zusammengestellt mit einer guten Mischung aus älteren und hochtalentierten Spielern. Mit Fin Bartels habe ich bei Holstein selbst noch zusammengespielt, als er aus der eigenen Jugendabteilung hochkam. Durch die Euphorie im Pokal haben sie auch in der Liga wieder Blut geleckt.“

Nach dem Pokal kam in der Liga aber kurzzeitig ein kleines Loch. Deshalb „war es ganz wichtig, dass sie dort am Sonntag in Darmstadt nach drei Spielen ohne Sieg wieder gewonnen haben. Sie machen eine sehr gute Transferpolitik, spielen sehr attraktiv und variabel: Deshalb haben sie auch eine große Chance, bis zum Ende ganz oben dabei zu bleiben. Wenn sie die Nerven behalten und etwas Spielglück haben, können sie den Aufstieg als erster Club aus Schleswig-Holstein sogar schaffen.“

Keine Ausreden mehr für Hannover: Breitenreiter hält 96 für ein starkes Team

Da, wo der HSV und Kiel stehen, will auch Hannover 96 hin. „Hannovers Anspruch ist es, in die Bundesliga aufzusteigen. Entsprechend ist der Kader mit Qualität und namhaften Spielern zusammengestellt worden. Ich halte ihn nach dem HSV auch für den zweitstärksten Kader der Liga. Wichtig ist jetzt: Sie benötigen Konstanz über einen längeren Zeitraum. Dann können sie es noch schaffen.“

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Ausreden gibt es für die Niedersachen laut Breitenreiter keine. „Die Zweite Liga ist meiner Meinung nach nicht stärker, als sie es noch vor drei oder vier Jahren war. Es gibt auch diese Saison einige eingespielte und unbequeme Mannschaften wie Heidenheim oder Fürth. Das sollte aber grundsätzlich kein Argument sein, wenn es am Ende für 96 nicht reicht. 2017 brauchten wir 67 Punkte, um aufzusteigen. In der vergangenen Saison reichten dafür schon 58.“

Klassenerhalt für Osnabrück: Breitenreiter glaubt an den VfL

„Sie sind trotz eines Trainerwechsels sehr gut in die Liga gestartet, gegen Ende der Hinrunde aber von ihrem Weg abgekommen. Die Tendenz sieht momentan nicht gut aus. Nach fünf Niederlagen in den letzten sechs Spielen brauchen sie jetzt schnell wieder ein Erfolgserlebnis, um in der Tabelle nicht noch weiter unten hineinzurutschen.

Ich glaube aber trotzdem: Diese Mannschaft ist fit, ist laufstark, hat eine gute Passquote – sie hat definitiv die Qualität, um den Turnaround und letztlich souverän den Klassenerhalt zu schaffen.“

Hartes Urteil von Breitenreiter über Eintracht Braunschweig

„Die Tabelle zeigt, dass es beide Aufsteiger unheimlich schwer haben. Und genauso, wie ich beim HSV sage, dass er von seiner Qualität her unbedingt aufsteigen muss, sieht man bei Eintracht Braunschweig einfach: Die Qualität reicht für diese Liga wahrscheinlich nicht aus.“

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Sie werden es auch in der Rückrunde extrem schwer haben. Hoffentlich haben sie überhaupt bis zum Ende der Saison noch die Chance, den Klassenerhalt zu schaffen. Ich würde mich auch als Hannoveraner freuen, wenn sie in der Liga blieben. Denn dieses Derby 96 gegen Braunschweig ist einfach ein ganz besonderes Spiel.“

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