Pleite nach dem Feueralarm: Jetzt brennt es richtig bei den Towers
Niklas Wimberg gab sein Comeback, aber die Hamburg Towers kassierten gegen Bonn ihre siebte Niederlage im siebten Pflichtspiel. Auch eine Dreier-Serie von Justin Edler-Davis konnte die 68:86 (36:43)-Niederlage gegen die Rheinländer nicht verhindern. Zwischendurch mussten die 3029 Zuschauer:innen die Inselpark-Arena wegen eines Feueralarms verlassen. Rückkehrer Wimberg fand nach der erneuten Pleite deutliche Worte.
Den größten Schreck gab es gegen Ende der Halbzeitpause, als eigentlich gar nichts los war. Um 19.08 wurde das Publikum aufgefordert, die Halle geordnet zu verlassen. Ein Feueralarm war ausgelöst worden, um 19.15 Uhr fuhr die Feuerwehr vor und untersuchte die Lage. Bald wurde klar, dass es sich um einen offenbar mutwillig ausgelösten Fehlalarm handelte. Um 19.30 Uhr konnte das Spiel fortgesetzt werden, wobei die Ränge sich erst nach und nach wieder füllten.
Am Anfang geht die Uhr nicht, wie sie soll
Es war nicht die erste Aufregung bei den Towers, die denkbar schlecht in die Saison gestartet waren. Sechs Spiele, sechs Niederlagen, man könnte meinen, den Towers laufe die Zeit davon. Und das tat sie gegen Bonn dann anfangs auch wortwörtlich. Die Uhr ließ sich bei Spielunterbrechungen nicht anhalten und musste wiederholt manuell zurückgestellt werden, was zu einer ersten Verzögerung von sieben Minuten führte. Als die Uhr endlich vernünftig lieb, musste die Anzeigetafel den Towers-Fans missfallen. 4:13 nach vier Minuten – wieder einmal verpatzten die Türme die Anfangsphase, in der nur Zacharie Perrin und LJ Thorpe konsequent Zug zum gegnerischen Korb bewiesen.
Edler-Davis mit drei Dreiern im ersten Viertel
Was Hoffnung machte: Der erste Dreier saß, gänzlich ungewohnt für die bisherige von Distanz-Fehlwürfen geprägte Towers-Saison. Justin Edler-Davis traf per Dreier nicht nur zum 13:15. sondern auch zum 17:17 und 20:20. Seine Kollegen waren nach dem Dreier-Debakel von Saloniki insgesamt deutlich zurückhaltender, was Versuche aus der Ferne betraf.
Gleichstand kurz vor Ende des ersten Viertels – darauf hätte sich aufbauen lassen, doch stattdessen wackelten erstmal wieder die Fundamente der Türme. Ein lässiger Fehlpass von Thorpe, ein Ball von Edler-Davis, der sich gerade noch aus dem Bonner Korb herausdrehte: Die Gründe für den Misserfolg waren vielfältig, luden die Gäste aber zu einem 13-Punkte-Lauf ein, nach dem Towers-Coach Benka Barloschky zur Auszeit griff.
Wimberg feiert sein Comeback
Nach den drei maladen Minuten traf Niklas Wimberg endlich wieder den Korb. Das Comeback des 29-Jährigen nach seinem Ringfingerbruch in der Vorbereitung war gespannt erwartet worden, kurzfristig gab es von den Ärzten grünes Licht. Bei seinem Saisondebüt stand Wimberg knapp 19 Minuten auf dem Parkett, sammelte neun Punkte – und inspirierte die Towers im zweiten Abschnitt zu einem Zwölf-Punkte-Lauf. Sieben Punkte Rückstand zur Halbzeitpause ließen den ersten Saisonsieg immer noch möglich erscheinen. „Die Vorfreude war groß. Ich bin erstmal froh, dass ich wieder mitspielen konnte“, sagte Wimberg nach seinem Comeback, attestierte sich selbst aber auch Defensivschwächen.

Als alle Zuschauer:innen nach dem Feuer-Fehlalarm zurück auf ihren Plätzen waren, hatten sich die Towers mit einem Dunk von Kapitän Benedikt Turudic auf 51:54 herangekämpft. Wenngleich das Passspiel das eine oder andere Mal zu wünschen übrig ließ, funktionierte die Defensive der Türme in dieser Phase. Fast vier Minuten lang ließ sie keine Bonner Punkte zu. Jared Grey erwies sich zudem auf der anderen Seite des Parketts als nervenstark und verwandelte vier Freiwürfe in Folge. Durch ihren Neun-Punkte-Lauf lagen die Hamburger mit 57:54 vorn.
Im letzten Viertel brechen die Towers ein
Im Schlussabschnitt hätte es also auch ohne Missbrauch von Alarmknöpfen knistern können. Doch es blieb ein Strohfeuer der Towers, die nur bis zum 63:63 mithielten, ehe Bonn wieder das Kommando übernahm. Als Alijah Comithier den Gäste-Vorsprung 201 Sekunden vor dem Ende per Dunk auf zehn Punkte ausbaute, war die Partie entschieden. Auch eine Auszeit konnte nicht verhindern, dass Bonn Punkt um Punkt davonzog, zumal die Hamburger in den finalen zehn Minuten ganze neun eigene Punkte sammelten. Die angestrebte Konzentration der Towers auf ihr eigenes Spiel gelang wieder einmal allenfalls phasenweise – und nicht lang und konsequent genug, um endlich das erste Erfolgserlebnis zu verbuchen.

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„Wir haben die Struktur verloren und sind undiszipliniert gewesen. So zu verlieren, ist sehr bitter“, kommentierte Wimberg den Einbruch in der Schlussphase und fand deutliche Worte: „Mit Friede, Freude, Eierkuchen ist es einfach mal vorbei. Wir müssen uns den Spiegel vorhalten und einfach mal sehen, wie kacke das gelaufen ist. Da darf es auch ruhig mal lauter werden.“ Coach Barloschky räumte ein: „Im vierten Viertel stellen wir das Verteidigen ein.“
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Eric Reed war mit 19 Punkten der einzige zweistellige Hamburger Schütze, Am Dienstag geht es mit dem Eurocup-Heimspiel gegen den Gruppen-Tabellenführer Bahcesehir aus der Türkei weiter, das kommende Wochenende haben die Towers dann spielfrei. Im dichten Basketball-Kalender eine günstige Gelegenheit, an den eigenen Stärken und Schwächen zu arbeiten. Ansonsten läuft den Türmen die Zeit auf ganz andere Weise davon.
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