In Wilhelmsburg nichts Neues: Towers verlieren nach Desaster-Viertel erneut
Die Veolia Towers Hamburg stecken in einer großen Krise. Das ist spätestens nach der zehnten Pflichtspielniederlage gegen U-BT Cluj-Napoca im Eurocup am Dienstagabend nicht mehr abzustreiten. Nicht nur unterstreicht das 76:95 das Defensivproblem der Hanseaten, sondern es betont wieder einmal die Machtlosigkeit des Teams. In Wilhelmsburg nichts Neues.
Zumindest eine Steigerung gab es in der Inselpark Arena. 1940 Zuschauende hatten sich versammelt, um die Türme trotz der schwierigen Zeiten anzufeuern. Die bisherigen Partien des europäischen Wettbewerbs waren dagegen weniger besucht gewesen – im Vergleich: 1439 Karten wurden am letzten Heimspieltag des Turniers verkauft. Kein riesiger, doch immerhin ein spürbarer Unterschied in der Halle. Zusammenhängen könnte das unter anderem mit der Stammzellenspende-Aktion, zu der die Towers aufgerufen hatten, nachdem der Nachwuchs-Basketballer Dean erkrankt war.
Towers laufen erneut früh einem Rückstand hinterher
Aus sportlicher Sicht begann die Partie jedoch wie so viele bereits zuvor: Nach wenigen gespielten Minuten lagen die Hamburger bereits 2:9 zurück – eine erste Vorahnung darauf, was den restlichen Abend folgen würde. Und das, obwohl die Gastgeber das erste Viertel noch mit einem knappen Zwei-Punkte-Rückstand beenden konnten.
Die anschließenden zehn Minuten erwiesen sich jedoch als Desaster. Während die Towers gerade einmal neun Punkte erzielen konnten, schenkten ihnen die Rumänen satte 29 Zähler ein – trotz der Ankündigung des Teams von Benka Barloschky, sich im Voraus spezifisch auf das Abwehren vorzubereiten. Die Qualitäten von Cluj, besonders die von Star-Guard Daron Russell – Topscorer des Wettbewerbs – waren für das Tabellenschlusslicht schlicht nicht aufzuhalten. Der 27-Jährige konnte in der ersten Halbzeit alleine 21 Punkte für seine Mannschaft sammeln.
Barloschkys Kabinenansprache zwischenzeitlich erfolgreich
Eine Kabinenansprache bei diesem Spielstand schien beinahe unmöglich. Wie soll ein Trainer noch die richtigen Worte finden, nachdem diese bereits neunmal zuvor nicht ausreichend gezündet hatten? Doch Barloschky wirkte dieser Aufgabe gewachsen, denn seine Jungs kamen erhobenen Hauptes aus der Umkleide. Später erklärte der Coach: „Wenn ich das Gefühl habe – und das war heute der Fall – dass sie sich gehen lassen und sich aufgeben, dann werde ich auch laut.“ Sich aufgeben ist schließlich keine Option. Mund abwischen. Weiterkämpfen. Das gilt es laut Barloschky zuerst zu übermitteln: „Heute war es eher nicht taktisch. Heute war es emotional.“ Zwar waren sie ihren Gästen spielerisch weiterhin unterlegen, doch am Ergebnis änderte sich im dritten Teil der Partie kaum etwas – in keine Richtung. Beide Teams trennten zum letzten Viertel dieselben 22 Punkte.
Wenn ich das Gefühl habe – und das war heute der Fall – dass sie sich gehen lassen und sich aufgeben, dann werde ich auch laut. Dann geht es da nicht mehr um Taktik. Heute war es eher nicht taktisch. Heute war es emotional.
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Zum Schluss des Duells bewiesen die Hamburger noch einmal ordentlich Kampfgeist, kamen sogar zwischenzeitlich auf 64:77 heran. Bitter nur, dass sie bereits vor der Halbzeit das Aussetzer-Viertel hatten, das die Rumänen gnadenlos bestraften. Einen 22-Punkte-Rückstand aufzuholen wäre selbst ohne eine Niederlagenserie im Rücken ein kleines Basketball-Wunder. „Wenn du dir drei Viertel anguckst, dann gewinnen wir das Spiel mit einem Punkt Unterschied. Wenn du dir ein Viertel anguckst, verlieren wir mit 20 Punkten. Und das ist das Endergebnis“, fasste Barloschky auf der Pressekonferenz ernüchtert zusammen. Und so tickte die Uhr unerbittlich dem nächsten Misserfolg entgegen. Die große Aufholjagd blieb aus. Und dann stand es fest – das zehnte Fiasko in Folge.
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