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Der deutsche Handball-Nationalspieler Johannes Golla hat Tränen der Enttäuschung in den Augen
  • Zwischen Trauer und Kampfgeist: DHB-Kapitän Johannes Golla hatte nach der Halbfinal-Niederlage gegen Dänemark Tränen in den Augen.
  • Foto: imago/kolbert-press

Viele Tränen, kaum Schlaf – aber deutsche Handballer geben Bronze-Schwur

Die Augen waren klein am Tag danach, die Nacht kurz gewesen nach dem trotz starker und leidenschaftlicher Leistung mit 26:29 verlorenen Halbfinale gegen Serien-Weltmeister Dänemark. Wenig Schlaf, viele Gedanken, eine wilde Mischung aus Enttäuschung, Leere, aber auch Stolz im Kopf. Jetzt gilt es, die Birne davon zu befreien, mit neuen Informationen und Emotionen aufzuladen und die letzten Kräfte zu mobilisieren für die Medaillen-Mission. Im kleinen Finale der Heim-EM wollen Deutschlands Handballer unbedingt Bronze holen – und es geht noch um mehr. Doch der Gegner ist einer der ganz Großen.

Der Bundestrainer sah vergleichsweise frisch aus beim internationalen Interview-Marathon mit allen vier noch im Turnier befindlichen Mannschaften auf dem Parkett der Kölner Lanxess Arena am Samstagmorgen. Das überraschte etwas, denn: „Ich habe nur zwei Stunden geschlafen. Den Rest der Nacht habe ich Video geguckt für Schweden“, berichtete Alfred Gislason. Videostudium des nächsten Gegners. Des letzten bei dieser EM.

Alfred Gislason: „Die Jungs können sehr stolz sein“

Gislason ist jetzt aber auch als Motivator gefragt, als Aufbaumeister. „Allen sind sehr enttäuscht, dass wir den Finaleinzug nicht geschafft haben. Aber die Jungs können sehr stolz auf ihre Leistung sein, speziell in der ersten Halbzeit.“

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Das DHB-Team hatte dem großen Favoriten und Gold-Kandidaten Nummer eins mit einer knallharten Abwehr alles abverlangt, zur Pause 14:12 geführt. Doch nach der Pause waren die Kräfte mehr und mehr geschwunden, es hatten sich die Fehler gehäuft. Zudem hatten die Dänen im Angriff auf ein Sieben-gegen-sechs ohne Torwart umgestellt und diese kontinuierliche Überzahl clever und erfolgreich ausgespielt. Dennoch: eine grandiose Leistung – die wohl beste unter der Regie von Gislason. Aber nicht jeder konnte das so sehen.

Juri Knorr: Besuch von Freundin und „mit Handy betäubt“

„Es ist enttäuschend, wenn man am nächsten Morgen aufwacht und sich denkt, es war mehr drin“, meinte Spielmacher Juri Knorr, dem das mentale Tief anzusehen war. Die Stunden nach dem verlorenen Spiel – hart. „Meine Freundin war noch kurz da, das tat gut. Ansonsten habe ich nicht viel geredet, sondern mich mit meinem Handy betäubt“, erzählte er offen wie immer. „Ich habe mich mit anderen Dingen beschäftigt und so lange gelesen, bis mir die Augen zugefallen sind, damit ich nicht darüber nachdenken musste, was war. Es war eine kurze Nacht.“

Knorr erneuerte seine Selbstkritik vom Vorabend. „Ich hatte mehr von mir erwartet, dass ich mehr Verantwortung übernehme, mein Herz auf der Platte lasse und alles reinhaue.“ Der Bundestrainer widersprach seinem Regisseur. „Ich fand nicht, dass es so war. Klar, Juri hätte er es besser machen können. Aber ich habe ihm nicht viel vorzuwerfen.“

Spiel um Platz drei der Heim-EM: Bronze und Olympia

Gislason fordert den Blick nach vorn. „Wir haken das jetzt ab. Die Spieler sollen das Positive mitnehmen. Wir müssen uns jetzt auf Schweden fokussieren“, betont der 64-Jährige vor dem Spiel um Platz drei am Sonntag (15 Uhr, ARD und Dyn). „Das Turnier mit Bronze abzuschließen, wäre ein großartiger Erfolg für die Spieler.“ Der größte Erfolg seit 2016 mit EM-Gold und Olympia-Bronze. Lange her. Das beste Resultat seitdem: Platz vier bei der WM 2019.

Apropos Olympia. Gegen Schweden geht es nicht nur um die Bronzemedaille, sondern auch die direkte Qualifikation für die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris. „Das ist ein extrem wichtiges Spiel für uns“, betonte Gislason.

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Kapitän Johannes Golla verspricht: „Es wäre für viele die erste Medaille, die man auf dem Level holen könnte. Da werden wir alles dafür geben. Da wir mit einem Spiel auch noch die Olympia-Quali fix machen können, lohnt es sich umso mehr alles reinzuwerfen.“ Und auch Philipp Weber will mit seinen Teamkollegen ein letztes Mal „unser Herz auf das Parkett bringen und uns eine Medaille bei der Heim-EM holen.“ Sebastian Heymann betont: „Wir wollen das tolle Turnier mit einem Sieg und einer Medaille beenden.“

DHB-Team: Fragezeichen bei Häfner, Kastening und Hanne

Die Hürde: erneut hoch. Der Gegner zählt zur absoluten Weltspitze. Schweden ist der (noch) amtierende Europameister, Vize-Weltmeister von 2021. Deutschland ist wie schon im Halbfinale Außenseiter, hat aber Heimvorteil.

Noch unklar ist, ob Kai Häfner, der vor dem Halbfinale aus „privaten Gründen“ zur Familie gereist war, wieder dabei sein kann. Dem erkrankten Timo Kastening geht es wieder besser und es besteht eine Einsatzchance, beim ebenfalls erkrankten Martin Hanne sehe es schlechter aus, berichtete Gislason.

Wer auch immer spielen kann: „Es gilt, noch einmal ans Limit zu gehen“, betont Knorr. Das ist zwingend nötig, um erfolgreich sein zu können. „Wir brauchen ein absolutes Topspiel.“  

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