„Verrückt!“ Deutscher NHL-Jungstar schreibt Eishockey-Geschichte
Große Ehre für Moritz Seider: Der Nationalverteidiger ist in der Eishockey-Profiliga NHL als erster Deutscher zum Rookie des Jahres gewählt worden. Bundestrainer Toni Söderholm lobte seinen Schützling für eine „bemerkenswerte Präsenz“.
Auf der Bühne der Amalie Arena in Tampa war Moritz Seider an seinem großen Tag zu Scherzen aufgelegt. „Meine Eltern konnten nicht kommen. Sie sind gerade erst aus Kroatien zurück und dachten, es sei wichtiger, Urlaub zu machen“, erzählte der 21-Jährige nach seiner Auszeichnung zum NHL-Rookie des Jahres und sorgte im Publikum für Lacher. Als erster Deutscher erhielt der Nationalspieler von den Detroit Reds Wings die Calder Trophy, Belohnung für ein mehr als bemerkenswertes erstes Jahr in der nordamerikanischen Profiliga.
NHL: Moritz Seider ist erster deutscher Rookie des Jahres
Seider trug bei der feierlichen Awards Show einen feinen blauen Anzug und Fliege, eine Rede hatte er nicht vorbereitet. „Ich versuche, es nicht zu verderben“, sagte der Ausnahmespieler aus Zell an der Mosel und bedankte sich. Bei seinem Bruder, bei den Red Wings, der Stadt Detroit und natürlich bei seiner Freundin, Shorttrack-Olympionikin Anna Seidel, die mit nach Florida gereist war.
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Es sei „eine große Ehre“, den begehrten Preis zu erhalten, sagte Seider, der in seiner Debütsaison auf starke 50 Scorerpunkte kam und dabei 43 Assists gab. Damit führte er die Ranglisten unter den Rookie-Verteidigern an. Mit 170 von möglichen 195 Erststimmen und insgesamt 1853 Punkten entschied der Profi die Abstimmung der Professional Hockey Writers‘ Association klar vor den Stürmern Trevor Zegras (1191/Anaheim Ducks) und Michael Bunting (877/Toronto Maple Leafs) für sich.
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„Er hat in seinem ersten Jahr eine bemerkenswerte Präsenz gezeigt und das ganze Jahr stark gespielt“, sagte Bundestrainer Toni Söderholm. Seider habe „das ganze Eishockey in Deutschland stolz gemacht“, betonte der Finne, sein Schützling sei „an erster Stelle sehr ehrgeizig als Person, er arbeitet sehr hart für das, was er erreichen will und bleibt fokussiert“.
Seider gewann als 13. Verteidiger die Calder Trophy, erhielt sie als erster Spieler der Red Wings seit Goalie Roger Crozier (1965) und stellte große Namen in den Schatten. Klublegenden wie Steve Yzerman, heute General Manager der Franchise, Pawel Dazjuk, Henrik Zetterberg oder Nicklas Lidström gingen als Rookies leer aus.
NHL-Rookie Seider will bei seinen Eltern ausspannen
„Es ist verrückt“, sagte Seider, der in Erfurt mit dem Eishockey begann und bei Adler Mannheim zum DEL-Spieler wurde. „Ich werde definitiv etwas Zeit haben, um zu reflektieren, und das werde ich wahrscheinlich tun, wenn ich zu Hause bei meinen Eltern bin.“ Er wolle „einfach draußen sitzen und ein paar tolle Gespräche führen. Im Moment geht alles sehr schnell“.
Vor drei Jahren war Seider beim NHL-Draft von Detroit an sechster Stelle gezogen worden und spielte zunächst im Farmteam Grand Rapids Griffins in der zweitklassigen AHL. 2020/21 verliehen die Red Wings Seider nach Schweden an Rögle BK, ehe er im Vorjahr sein NHL-Debüt gab – am 14. Oktober 2021 gegen Meister Tampa, Seider machte jedes der 82 Hauptrundenspiele. Detroit verpasste die Meisterrunde klar, in der nächsten Saison will das „Phänomen“ (DEB-Kapitän Moritz Müller) „länger im Mix sein um die Playoffs. Jetzt wird wieder fleißig in Mannheim trainiert“. (sid/mp)
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