„Nicht nur Gewinner“: Aber deutscher Tennis-Boss freut sich über Saudi-Offerte
Erst Fußball, Golf, Boxen – und jetzt Tennis? Saudi-Arabien will im großen Stil auch im Profitennis mitmischen. Der deutsche Verbandschef sieht darin nichts Schlechtes. Doch es werde Verlierer geben.
Präsident Dietloff von Arnim vom Deutschen Tennis Bund (DTB) steht dem kolportierten Milliarden-Angebot Saudi-Arabiens für das Profitennis grundsätzlich offen gegenüber. „Es ist generell positiv, dass Sponsoren und Veranstalter am Tennis interessiert sind. So ein Angebot ist erst einmal eine Chance”, sagte von Arnim. Er betonte aber: „Was immer auch kommt, es kommt etwas Neues – und da können nicht nur Gewinner dabei sein.“
Zwei Milliarden US-Dollar für die Masters-Turniere
Die britische Zeitung „Telegraph“ hatte berichtete, dass der Public Investment Fund (PIF) von Saudi-Arabien ein Angebot in Höhe von zwei Milliarden US-Dollar für die Masters-Turniere, die zweithöchste Kategorie hinter den vier Grand Slams, abgegeben habe. Die Profitennis-Organisationen für Herren (ATP) und Damen (WTA) sollen dafür je eine Milliarde US-Dollar kassieren.
Das Angebot, über das der umstrittene ATP-Chef Andrea Gaudenzi jüngst bei Gesprächen in Indian Wells ohne Einbeziehung der Grand-Slam-Verantwortlichen informiert haben soll, sei laut „Telegraph“ für 90 Tage gültig. Es würde eine Konkurrenz für ein mögliches „Premier Tour“-Modell darstellen, über das die Verbände zuletzt diskutiert hatten.
Saudi-Arabien wird weiterhin „Sportswashing“ vorgeworfen
„Die konkreten Pläne liegen bisher nicht auf dem Tisch. Die ATP wird im April ein Meeting in Madrid abhalten und dann vielleicht weitergehend informieren“, berichtete der DTB-Präsident: „Man muss sich alles in Ruhe anschauen und vorsichtig bewerten.“ Klar sei aber, dass sich angesichts des reformbedürftigen Wettkampfkalenders etwas ändern müsse, meinte das Mitglied des Board of Directors des Weltverbandes ITF: „Es ist so, dass wir uns im Tennis wegen des Kalenders angreifbar machen und jeder seine Pfründe sichern will. Wir können uns sicherlich besser aufstellen – und dabei müssen wir an unsere heutigen und zukünftigen Fans denken.“
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Saudi-Arabien investiert über seinen Staatsfonds seit Jahren massiv in den Sport und ist unter anderem bereits ins Fußball-, Box-, Golf- und Formel-1-Geschäft im großen Stil eingestiegen. Offizielle Ziele sind die Diversifizierung der Wirtschaft, weniger Abhängigkeit vom Öl, eine Öffnung des Landes auch für Touristen und attraktive Angebote für die eigene Bevölkerung. Doch dem Königreich wird auch „Sportswashing“ vorgeworfen, um von seinen Verstößen gegen die Menschenrechte abzulenken. (lg/dpa)