Selina Freitag, Katharina Schmid, Andreas Wellinger und Pius Paschke

Frauen und Männer sollen künftig regelmäßig bei Weltcups an denselben Orten starten. (Foto: picture alliance/dpa/NTB | Geir Olsen)

Nach „Shampoo-Gate“: Im Skispringen soll es künftig wie beim Biathlon laufen

Nach der Prämien-Posse von Garmisch kündigt die FIS Veränderungen an. Ab der Saison 2026/27 sollen die Frauen im Weltcup gemeinsam mit den Männern reisen.

Das peinliche „Shampoo-Gate“ soll sich nicht wiederholen, nach der Prämien-Posse von Garmisch-Partenkirchen hat der Weltverband Pläne für die komplette Schanzengleichheit vorgestellt: Die Skispringerinnen sollen mit mehr Geld, mehr Skifliegen und vor allem einem gemeinsamen Kalender mit den Männern aus dem Schattendasein geholt werden – Biathlon gilt als Vorbild.

3000 Franken für die Männer, Shampoo für die Frauen

„Das war kein schöner Tag für uns“, sagte Renndirektor Sandro Pertile am Montag am Rande der Vierschanzentournee in Bischofshofen über das, was auf den Weltverband FIS nach Garmisch eingeprasselt war: „Wir sind uns der Ungleichheit bewusst und wollen die Lücke schließen.“

Am Silvestertag hatte die deutsche Weltmeisterin Selina Freitag mit einem drastischen Beispiel fehlende Wertschätzung beklagt. „Bei den Männern gibt es für einen Sieg in der Quali 3000 Franken. Ich habe hier einen Bag mit Duschgel, Shampoo und vier Handtüchern bekommen“, sagte Freitag in der ARD: „Ich möchte ja gar nicht groß darüber meckern, aber da sieht man die Unterschiede.“

Deutlich weniger Preisgeld und Zuschauer bei den Frauen

In der Folge wurde aber groß darüber geredet – im Gegensatz zu anderen Wintersportsparten werden die Skispringerinnen weiter marginalisiert: Sie haben weiterhin keine Tournee, kassieren deutlich weniger Prämien – und erhalten deutlich weniger Aufmerksamkeit.



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Ihr Wettkampf in Garmisch-Partenkirchen wurde am Silvesterabend nach der Männer-Qualifikation und einer längeren Pause ausgetragen. Von 10.000 Quali-Zuschauern harrten noch 3000 für die Frauen aus. „Da müssen wir ansetzen“, sagte Pertile am Montag: Programm straffen („insgesamt maximal fünf Stunden“), mehr Entertainment.

Biathlon-Weltcup wird zum Vorbild fürs Skispringen

Der wichtigste Schritt zur Aufwertung: Was beispielsweise im Biathlon längst selbstverständlich ist, wo die Frauenrennen mindestens solche Magnete sind wie die der Männer, soll nun auch im Skispringen eingeführt werden: Ab der Saison 2026/27 soll ein einheitlicher Kalender gelten – bislang sind Männer und Frauen nur vereinzelt gemeinsam am Start. „Wir sind dabei, einen Plan klar zu definieren. Aber unser klares Ziel ist es, Männer und Frauen zusammenzuführen“, sagte Pertile.

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Wie dies an den Weltcup-Stationen genau geregelt werden soll, ist noch unklar. Pertile kündigte allerdings bereits mögliche Neuerungen an. „Wir haben zuletzt in Engelberg, wo Männer und Frauen gestartet sind, gesehen, dass sechs Durchgänge an einem Tag schwer zu bewerkstelligen sind“, sagte der Italiener: „Wir diskutieren daher darüber, ob wir zum Beispiel Probedurchgänge streichen und nur eine Qualifikation pro Wochenende austragen.“

Mehr Skiflug-Wettbewerbe für die Frauen geplant

Pertile ließ ebenfalls durchblicken, dass künftig auch die Frauen wohl mehr Wettkämpfe im Skifliegen erhalten werden: „Wenn man die Frauen fragt, wird es sicherlich das Ergebnis sein, dass sie auf die größeren Schanzen möchten.“ Die Normal- und Kleinschanzen sollen indes weitgehend dem Nachwuchs bei Männern und Frauen vorbehalten bleiben.

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Frauen-Bundestrainer Heinz Kuttin reagierte skeptisch: „Ich bin ein bisschen zwiegespalten. Zum Beispiel: Bleiben die Kleinschanzen im Kalender? Wenn nicht, wäre das schlecht“, sagte Kuttin im ZDF: „Die sind wichtig für die Standorte, bei Olympia und WM wird auf Kleinschanzen gesprungen. Deswegen braucht man die auch im Weltcup.“
Es scheint, als bringe der Pertile-Plan längst nicht das Ende aller Diskussionen. (sid/mp)

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