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Juliane Wolf
  • Nach Corona-Erkrankung und Herzmuskelentzündung will Juliane Wolf in Tokio eine Medaille holen.
  • Foto: imago/Beautiful Sports

Nach schweren Corona-Folgen: Wolf greift nach Paralympics-Medaille

Juliane Wolf kauerte minutenlang einsam auf einem Stuhl im Tokyo Metropolitan Gymnasium, ihre Auftaktniederlage musste die Para-Tischtennisspielerin erst einmal sacken lassen. Und das, obwohl sie schon allein mit ihrer Teilnahme eine der großen Gewinnerinnen der Paralympics ist. Denn vor gut einem halben Jahr erhielt Wolf die Diagnose Herzmuskelentzündung, als Folge einer Corona-Infektion – eine Horrordiagnose für jeden Leistungssportler.

„Natürlich haben mich die Monate, die ich still sitzen musste, sehr gewurmt“, sagte die 33-Jährige: „Nun bin ich umso glücklicher, hier sein zu dürfen und dass mit der Quali doch alles geklappt hat.“ Im November 2020 infizierte sich Wolf mit Corona. Als sie nach mildem Krankheitsverlauf und bestandenem Gesundheitscheck wieder die Freigabe für den Trainingsbetrieb bekam, könnte ihr ein Zufall das Leben gerettet haben.

Nach Corona-Infektion: Juliane Wolf erhält Diagnose Herzmuskelentzündung

Wolf nahm an der Goethe-Universität in Frankfurt an einer freiwilligen Corona-Studie teil – und erst dabei wurde die Herzmuskelentzündung entdeckt. Hätte sie sich damit im Training und Wettkampf wieder voll belastet, hätte das fatale Folgen haben können. „Es kann im Worst Case bis zum plötzlichen Herztod führen“, warnte Sportmediziner Dr. Wilhelm Bloch. Dies werde „nicht sehr häufig passieren, aber es kann passieren. Das ist das große Damoklesschwert“, führte er weiter aus.

Ernsthafte Sorgen hat sich Wolf nach dem frühen Erkennen der Erkrankung nicht gemacht. „Ich war bestens medizinisch betreut. Man hat mir ziemlich schnell das Okay gegeben, dass alles wieder gut wird. Dann war ich eigentlich total positiv gestimmt“, sagte die gebürtige Brandenburgerin, die seit Geburt mit Cerebralparese motorisch eingeschränkt ist.

Trotz Diagnose: Wolf hat „nie daran gezweifelt, hier sein zu können“

Dennoch wurde es bis Tokio ein Wettlauf gegen die Zeit. Drei Monate durfte Wolf ihren Puls nicht über 120 bringen, an normales Training war somit lange nicht zu denken. „Wenn man was gelernt hat in diesen Zeiten, ist es, flexibel zu bleiben und aus dem, was man hat, das Beste zu machen“, so Wolf: „Deswegen habe ich eigentlich nie daran gezweifelt, hier sein zu können.“

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Sie fühle sich auch wieder „fit“, betonte die Vierte von 2016. Entsprechend groß sind auch die eigenen Ansprüche. Mindestens einen Platz besser als in Rio, „das ist mein Ziel“, erzählt Wolf selbstbewusst. Dabei ging der Auftakt mit einem 0:3 gegen die Weltranglistenerste Mao Jingdian (China) daneben. „Ich hätte mir gerne einen Satz geholt. Ich muss das Positive rausziehen und mein zweites Gruppenspiel gewinnen“, sagte die Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Uni Frankfurt. 

Damit sie ihren steinigen Weg nach Tokio vielleicht doch noch mit einer Medaille krönen kann. (sid/tha)

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