Kampf zwischen Dominic Bösel und Robin Krasniqi
  • Der Kampf zwischen Dominic Bösel (l.) und Robin Krasniqi könnte noch ein Nachspiel haben
  • Foto: IMAGO / Torsten Helmke

„Habe niemals verloren!“ Krasniqi droht nach Box-Thriller mit Klage

In einem enorm engen Kampf hat sich Dominic Bösel erneut zum Weltmeister gekrönt. Gegner Krasniqi kann das Urteil allerdings nicht verstehen, fühlt sich betrogen – und droht nun mit einer Klage. Derweil konnte das Hamburger Schwergewichts-Juwel Peter Kadiru seinen Titel erfolgreich verteidigen.

Bösel hat seine Karriere gerettet und ist nach einem Box-Thriller wieder Weltmeister im Halbschwergewicht. Der 31-Jährige gewann in der Nacht zu Sonntag knapp nach Punkten gegen Krasniqi und sicherte sich den Gürtel des Verbandes IBO sowie die Interims-WM der WBA. Nach zwölf Runden stimmten zwei der drei Punktrichter vor 3500 Fans in der Magdeburger Getec-Arena für Bösel.

Halbschwergewicht: Bösel siegt knapp – Krasniqi droht mit Klage

„Es war ein sehr, sehr harter Kampf, sehr knapp. Am Ende hatte ich die klareren Treffer, ich musste Deckung zumachen. Es ist normal, dass sich jeder als Gewinner fühlt“, sagte Bösel unter den lauten Pfiffen der Krasniqi-Fans. Der Freyburger hatte vor dem Kampf betont, dass er gewinnen muss, damit seine Laufbahn auf der großen Bühne weitergeht.

Unter den Augen von Box-Idol Henry Maske und Trainer-Legende Ulli Wegner begann allerdings Krasniqi deutlich aktiver und offensiver. Bösel lauerte hinter seiner Deckung auf Konter, der Plan ging zunächst jedoch nicht perfekt auf. Erst von der dritten Runde an kippte der Kampf etwas in Richtung Bösel. Allerdings drehte Krasniqi gerade in der Schlussphase wieder auf, so dass sich der gebürtige Kosovare um den Sieg betrogen fühlte.

Krasniqi tobt: „Ich habe niemals verloren“

„Mir war schon klar, dass ich nur mit K.o. gewinnen kann. Ich habe niemals verloren“, betonte der 34-Jährige. „Ich finde es einfach schade von den Punktrichtern. Ich habe meinen Job richtig gemacht, wie nach Plan. Das war ein starker Kampf. Und ich war der Bessere.“ Und weiter: „Als Titelträger wäre ein Unentschieden das Mindeste. Ansonsten habe ich keine Ahnung vom Boxen.“ Das sahen logischerweise auch seine Fans so, die sich lautstark beschwerten.

Krasniqi möchte nun sogar rechtliche Schritte gegen die Kampfwertung einleiten – und spart im Zuge dessen nicht mit Kritik an seinem Promoter Ulf Steinforth: „Ich habe mich in elf Jahren immer bei Ulf bedankt. Aber das möchte ich jetzt klären lassen, was das für ein Geschäft ist. Das gibt es mit Anwalt. Ich möchte Gerechtigkeit.“ Steinforth reagierte gelassen, hält Krasniqis Reaktion zwar für „menschlich verständlich“, schließlich sei der Kampf „ein hauchdünnes Ding“ gewesen, sagt jedoch auch: „Letztlich war das Kampfgericht bekannt, es gab ein Meeting, und da hat niemand etwas dagegen gesagt.“


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Wie eng der Kampf tatsächlich war, lässt sich auch an den auseinandergehenden Meinungen der fachkundigen Beobachter ablesen. ARD-Experte Maske sah nicht unbedingt Bösel vorn. Der frühere Weltmeister sah eher ein Unentschieden, während Trainer-Idol Wegner dem nicht folgen wollte. „Bösel hat das Duell für mich knapp gewonnen. Es war ein toller Kampf. So bringen wir das Boxen wieder nach vorn“, sagte der Erfolgstrainer.

Bösel: Trainer-Wechsel zu Bramowski wirkt

Wegners langjähriger Assistent Georg Bramowski war es, der Bösel als Trainer wieder in die Spur brachte. Nachdem Bösel fast auf den Tag genau vor einem Jahr gegen Krasniqi noch in der dritten Runde überraschend K.o. gegangen war, wechselte er in Vorbereitung auf die Revanche den Trainer. Dirk Dzemski musste weichen, Bramowski übernahm. Mit Erfolg. Die Zusammenarbeit dürfte nun fortgesetzt werden.

Zudem deutet sich ein drittes Duell zwischen Bösel und Krasniqi an. Krasniqi sagte, dass er sich eine Rückkampfklausel habe zusichern lassen. Ob der dritte Teil allerdings direkt als nächster Kampf steigt oder Bösel zunächst gegen andere Gegner boxt, ist noch völlig offen.

Schwergewichtsboxen: Hamburger Kadiru besiegt Estenfelder

Ebenfalls Grund zum Feiern hatte das Hamburger Schwergewichtstalent Peter Kadiru, der seinen deutschen Meistergürtel zum ersten Mal erfolgreich verteidigt hat. Der 24-Jährige besiegte am Samstag in Magdeburg Boris Estenfelder einstimmig nach Punkten. Für Kadiru, der bereits Sparringspartner von Superstar Anthony Joshua war, war es der zwölfte Sieg im zwölften Kampf als Profi.

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„Boris hat mir einen super Kampf geboten. Ich habe ihn hart getroffen, er ist nicht runtergegangen. Es war nicht mein bester Kampf, ich war ein wenig zu verkrampft“, sagte Kadiru. Über die gesamten zehn Runden war der Schützling des früheren Klitschko-Managers Bernd Bönte komplett überlegen, traf den 34 Jahre alten Estenfelder immer wieder mit harten Schlägen. Doch für einen K.o. gegen den Frankfurter reichte es nicht. (kk/dpa)

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