Lois Boisson mit der Siegertrophäe am Hamburger Rothenbaum

Loïs Boisson gewann in Hamburg ihren ersten Titel auf der WTA-Tour. Foto: WITTERS

Märchenhafter Aufstieg am Rothenbaum gekrönt: „Eiskönigin“ verzaubert Hamburg!

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Loïs Boisson ist die neue Tennis-Königin von Hamburg. Die Französin gewann das Finale der MSC Hamburg Ladies Open gegen Anna Bondar aus Ungarn 7:5, 6:3. Für Boisson ist es ein weiterer Höhepunkt bei ihrem märchenhaften Aufstieg.

Gut zwei Monate ist es her, da rangierte die 22-Jährige noch auf Platz 513 der Weltrangliste. Mit den 250 Punkten aus Hamburg wird sich die Tochter eines Ex-Basketball-Profis erstmals unter die besten 50 der Welt schieben. Von ihrem aktuell noch 63. Platz verbessert sich Boisson auf Platz 44. Nur eine Zwischenstation, glaubt Turnierbotschafterin Andrea Petkovic.

Boisson stand im Halbfinale der French Open in Paris

„Ich sehe sie auf kurz oder lang in den Top Ten“, sagt die frühere deutsche Weltklasse-Spielerin, die vor dem Rothenbaum-Event unter Beweis stellte, dass sie zu Recht eine viel gebuchte Expertin ist. Boisson werde das Turnier gewinnen, hatte sie prognostiziert. Ein Tipp, der umso bemerkenswerter war, weil die junge Frau aus Nancy zuvor noch nie im Finale eines WTA-Turniers gestanden hatte.


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Einen Namen in der Szene hatte sich Boisson allerdings im Mai bei den French Open in Paris gemacht. Als Wildcard-Spielerin war sie beim größten Sandplatzturnier der Welt bis ins Halbfinale vorgedrungen, hatte dabei die Top-Ten-Spielerinnen Jessica Pegula (USA) und Mirra Andreeva (Russland) besiegt und war zum neuen Liebling der Franzosen aufgestiegen.

Mehr als 4000 Zuschauer auf dem Center Court

Auch in Hamburg eroberte Boisson nun die Herzen der Fans. Mehr als 4000 Zuschauer waren zum Endspiel gekommen, darunter auch einige mit französischen Flaggen. „Allez, Loïs“, schallte es immer wieder von den Rängen.

In den Matches zuvor hatte die neue Sandplatz-Heldin mit ihrer speziellen Ausstrahlung, die einige für unterkühlt, andere aber für ziemlich cool halten, Sympathien gewonnen. Im Turnierverlauf hatte sie nur gegen die Hamburgerin Tamara Korpatsch einen Satz abgegeben. Am Sonntag aber lief zunächst gar nichts für die „Eiskönigin“. Nach einer guten Viertelstunde lag Boisson 0:4 zurück. Der sonst so starke Aufschlag des Kraftpakets bereitete ihr diesmal größte Probleme.

Anna Bondar zu Beginn die klar bessere Spielerin

Boisson brachte nicht einmal die Hälfte ihrer ersten Aufschläge ins Feld, servierte zehn (!) Doppelfehler. Titelverteidigerin Bondar war zu Beginn die klar bessere Spielerin, schlug beim Stand von 5:2 und 5:4 zum ersten Satz auf, kassierte aber beide Male ein Break und konnte auch im zweiten Satz eine 3:1-Führung nicht ins Ziel bringen.

Und so hallte um 16.01 Uhr nach 1:50 Stunden Spielzeit ein Schrei über den Center Court, der zeigte, dass die coole Boisson auch ganz anders kann. 31.565 Euro kassiert sie für ihren Triumph, zudem bekam sie von Titelsponsor MSC noch einen Gutschein für eine Luxus-Kreuzfahrt mit dem Tochter-Unternehmen Explora Journeys.

Bondar weint bei der Dankesrede, Boisson lacht

Bondar darf sich mit 18.685 Euro trösten, verdrückte aber ein paar Tränen bei ihrer Dankesrede. „Ich weiß, dass es nicht die Trophäe ist, die wir wollten“, schluchzte sie, als sie sich an ihren Trainer wandte, „aber es war eine unglaubliche Woche für mich.“

Tränen auf der einen, Lacher auf der anderen Seite. „Das ist meine erste Rede überhaupt, bitte seien Sie lieb zu mir“, sagte Boisson zum Hamburger Publikum und schloss letztlich mit einem deutschen „Danke“.

Tommy Haas lässt Thiem im Showmatch keine Chance

Direkt vor dem Finale hatten zwei Altstars die Fans begeistert. Im zarten Alter von 47 Jahren feierte Tommy Haas gegen den 16 Jahre jüngeren Österreicher Dominic Thiem ein Comeback in seiner Geburtsstadt – und auch wenn es nur ein Showmatch war, zeigte der frühere Weltranglistenzweite, dass er in einer beeindruckenden physischen Verfassung ist. Haas besiegte den US-Open-Champion von 2020 in 69 Minuten mit 6:2, 6:4.

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Auch der Gegner war beeindruckt. „Ich hoffe, dass ich in 15 Jahren genauso ausschaue“, sagte Thiem. „Das ist absolut sensationell.“ Haas hatte seine Rückkehr genossen. „Das ist für mich etwas ganz Besonderes. Ich bin hier aufgewachsen“, sagte der Wahl-Amerikaner und Wahl-Münchner und schob hinterher. „Hamburg ist die schönste Stadt Deutschlands, keine Frage.“

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Vor 15 bis 20 Jahren, fuhr Haas fort, hätte er „auch nicht gedacht, dass ich mit 47 hier noch vernünftiges Tennis spiele“. Warum das so ist? Training, Training, Training. „Je weniger ich mache“, sagte Haas, „desto schlimmer ist es für den Körper. Ich versuche einfach, mich so viel wie möglich zu bewegen.“ Offenbar keine so schlechte Idee.

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