Leylah Fernandez
  • Die Kanadierin Leylah Fernandez steht im Halbfinale der US Open.
  • Foto: IMAGO / Paul Zimmer

„Sie verzaubert die Welt“: Das Tennis-Wunder von New York

Die Erklärung für das kanadische Tennis-Märchen in New York hatte Leylah Fernandez ohne Zögern parat. „Es ist der Ahornsirup“, sagte die 19 Jahre alte Sensation der US Open und lachte laut auf. Mit der gleichen Schlagfertigkeit und Lockerheit wie beim Interview im vollbesetzten Arthur-Ashe-Stadium, dem größten Center Court der Welt, räumt die junge Frau aus Montreal bei den US Open eine Topgegnerin nach der nächsten aus dem Weg. Alles scheint möglich.

Die Weltranglisten-73. ist völlig überraschend ins Halbfinale vorgeprescht. Erst schaltete sie die verdutzte Titelverteidigerin Naomi Osaka aus, dann folgte der Triumph über die dreimalige Grand-Slam-Siegerin Angelique Kerber und nun ein Sieg im Viertelfinale gegen die Weltranglistenfünfte Elina Svitolina mit 6:3, 3:6, 7:6 (7:5). Fernandez ist die jüngste Spielerin in der Runde der letzten vier seit Maria Sharapova 2005.

Tennis: Leylah Fernandez überrascht bei den US Open

Es ist eine Mischung aus Unbekümmertheit und spielerischer Klasse, mit der sie auch die Prominenz weit über das Tennis hinaus verzückt. „Wenn Sie die aufregendste Spielerin der US Open, die 19-jährige Leylah Fernandez, noch nicht gesehen haben, haben Sie wirklich etwas verpasst“, schrieb Basketball-Ikone Magic Johnson in den sozialen Netzwerken: „Sie verzaubert die Welt!“

Kanadas Premierminister Justin Trudeau zeigte sich ebenso begeistert und schrieb bei Twitter von einem „großen Tag für das kanadische Tennis“. Denn auch Félix Auger-Aliassime, gerade einmal 21 Jahre jung, dominierte sein Viertelfinale, profitierte beim Spielstand von 6:3, 3:1 von einer Aufgabe des 18-jährigen Toptalents Carlos Alcaraz und sorgte für ein Novum.

Kanada stellt erstmals eine Frau und einen Mann im Halbfinale der US Open

Eine Frau und einen Mann parallel im Halbfinale in New York hatten die Kanadier noch nie gestellt. Der Ahornsirup ist offenbar derzeit besonders gehaltvoll und lässt den gastgebenden Nachbarn auch angesichts weiterer Hochkaräter wie Ex-Champion Bianca Andreescu (21) oder Denis Shapovalov (22) neidisch herüberblicken. Erstmals überhaupt in der Geschichte des Turniers erreichte kein Profi des US-Tennisverbands das Viertelfinale.

In Abwesenheit der verletzten Superstars Roger Federer (40), Rafael Nadal (35) und Serena Williams (39) tut sich was bei den US Open – und nicht nur der Blick auf die Nordamerikaner lohnt. Boris Becker stellte eine Entwicklung fest, die auch, aber nicht allein an den Kanadiern festzumachen ist. „Die Jugend übernimmt jetzt“, sagte der 53-Jährige bei Eurosport: „Wir sprachen Ewigkeiten von der Wachablösung: Sie findet gerade statt.“

Das könnte Sie auch interessieren: Darum ist Bruder Mischa so wichtig für Alexander Zverevs Erfolg

Nur zwei der 16 Spieler und Spielerinnen in den Einzel-Viertelfinals waren älter als 26 Jahre – Tourdominator Novak Djokovic und die frühere Weltranglistenerste Karolina Pliskova. Ansonsten wimmelt es nur so vor hungrigen Athleten, die die Platzhirsche aufscheuchen.

So auch Fernandez, die nun gegen die Weltranglistenzweite Aryna Sabalenka aus Belarus – auch erst 23 – ums Finale spielt. Auger-Aliassime fordert Daniil Medvedev heraus. „Let’s go, Félix“, rief ihm eine Gruppe Fans mit Ahornblatt-Flagge in New York nach seinem Erfolg auf dem Weg zum TV-Interview zu. Die Kanadier sind heiß auf mehr. (sid/tha)

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp