Großer Zoff um Hamburgs Spring-Derby! Veranstalter-Wechsel sorgt für Frust
Die Frage nach dem Wer ist beantwortet, die Frage nach dem Warum nicht: Am Donnerstag wurde verkündet, wer von 2025 an das deutsche Spring- und Dressur-Derby in Hamburg verantwortet: Es ist der Dressurreiter Matthias Alexander Rath (39) mit seiner Agentur Schafhof Connects. Nur die Gründe für den überraschenden Veranstalter-Wechsel von Noch-Turnierchef Volker Wulff zu Rath blieb der Rechteinhaber, der Norddeutsche und Flottbeker Reiterverein (NFR), schuldig. Der Ärger ist groß.
Außer warme Worte für Wulff gab es nichts in der gemeinsamen Pressemitteilung von Rath und dem NFR. „Sein Engagement und seine Expertise sind beispielhaft und wir danken ihm herzlich für seinen Beitrag“, lässt sich der NFV-Vorsitzende Dietmar Dude zitieren.
Wulff veranstaltete das Derby in Hamburg seit 24 Jahren
Umso unverständlicher wirkt es da, dass der Vertrag mit Wulff und dessen Agentur En Garde aus Uthlede bei Bremen nicht über 2024 fortgesetzt wird und der NFR auf Rath zugegangen ist. Wulff hatte das heruntergewirtschaftete Traditionsturnier 2000 übernommen und wieder zu einer Veranstaltung von internationaler Geltung gemacht.
Dass es im Vorfeld der Trennung massiv Ärger und Streit gab, machte der 67-Jährige am Mittwoch deutlich. Da war er mit der Verkündung des Endes der Zusammenarbeit nach der diesjährigen Derby-Auflage in Klein Flottbek vom 8. bis 12. Mai dem NFR und Rath zuvorgekommen. Und flankierte seine Mitteilung mit massiven Vorwürfen Richtung NFR-Vorstand und dessen neuen Vorsitzenden Dude.
Das Vertrauensverhältnis sei seit einem guten Jahr erschüttert, hatte Wulff gesagt: „Ich kann nicht leugnen, dass ich über den Verlauf der Gespräche in den letzten Monaten enttäuscht bin. Es hat sich ein Umgang offenbart, der unter norddeutschen Geschäftsleuten nicht üblich ist. So wäre eine weitere Zusammenarbeit für mich ohnehin nicht denkbar gewesen.“
Ursprünglich standen Wulff und NFR vor einer Einigung
Wulff war bereit gewesen, Forderungen vonseiten des NFR bis zu einem gewissen Grad zu erfüllen. Doch im Februar sagte ihm der Vorstand, dass es mit ihm nicht mehr weitergehe. Warum, wieso, weshalb – laut Wulff gab es keine Antwort. Was im Hintergrund sich abspielte und noch abspielt, bleibt Spekulation.
Noch beim Derby vor einem Jahr waren sich Wulff und der damalige Vorsitzende Claus Büttner über einen neuen Vertrag weitgehend einig. Dann starb Büttner im vergangenen Juni bei einem Unfall. Dude übernahm den Vorsitz. Damit änderte sich die Lage. Dude arbeitet seit Jahrzehnten im NFR und organisierte das Derby auch einige Jahre. Mittlerweile ist er über 80 Jahre alt.
In jüngster Derby-Bilanz wurden einige Rekorde aufgestellt
Dude und der NFR gehen mit dem Wechsel ein Risiko ein. Die Maßstäbe, die Wulff beim Derby gesetzt hat, sind hoch. Das Derby ist klar die Nummer zwei bei den Pferdesport-Events in Deutschland hinter dem weitaus größeren CHIO in Aachen.
Wulffs Derby-Bilanz kann sich sehen lassen: Waren im Jahr 2000 noch 30.000 Zuschauer zu den Turniertagen gekommen, verzeichneten die Organisatoren 2023 mit etwa 97.000 Besuchern einen Rekord. Der Etat stieg von umgerechnet etwa 869.000 Euro (1,7 Millionen Mark) auf circa 4 Millionen Euro 2023. Das Preisgeld kletterte knapp 128.000 Euro (250.000 Mark) auf mehr als eine Million Euro. Das Derby hat auch in diesem Jahr eine hohe Anziehungskraft bei den Pferdesport-Fans. Schon jetzt läuft der Ticket-Vorverkauf noch besser als im Rekordjahr 2023.
Volker Rath könnte es nächstes Jahr etwas schwerer haben
An diese Zahlen anzuknüpfen wird für den einstigen Totilas-Reiter Rath schwer. So haben Sponsoren durch den Veranstalter-Wechsel die Gelegenheit, aus laufenden Verträgen auszusteigen. Und viel mehr Zuschauer als die 97.000 Besucher wie an den fünf Tagen im vergangenen Jahr gibt die Kapazität des Turniergeländes nicht her.
Das könnte Sie auch interessieren: „Auch der FC Bayern“: Hoeneß geht bei Xabi Alonso in die Offensive
Seine genauen Pläne wird Rath erst nach der diesjährigen Derby-Auflage erläutern. Mit seiner Agentur hat er bislang unter anderem beim Festhallen-Turnier in Frankfurt/Main, dem CSI in Donaueschingen und bei einem Turnier auf den Familien-eigenen Schafhof in Kronberg im Taunus Erfahrungen als Veranstalter gemacht. Einen Vorteil hat Rath: zur Not kann er finanzielle Risiken auch dank seiner reichen Stiefmutter Ann Kathrin Linsenhoff auffangen. (lg/dpa)