„Henning, das ist für dich!“ Lea Meyer denkt nach EM-Silber an toten Trainer
Erst ihr WM-Sturz in den Wassergraben, dann eine Corona-Infektion – und nun diese Silbermedaille: Lea Meyer konnte es nicht fassen. „Was hier passiert ist, verstehe ich noch nicht so ganz“, sagte die Hindernisläuferin überglücklich und ein bisschen ratlos.
Meyer holte über 3000 m die vielleicht emotionalste deutsche EM-Medaillen in München. In 9:15,35 Minuten unterbot die 24-Jährige am Samstagabend ihre Bestzeit um rund zehn Sekunden und sorgte im Olympiastadion für einen magischen Moment. Doch in erster Linie war der Erfolg eine Erlösung für sie selbst.
Meyer holt in München Silber über 3000m
Vor fünf Wochen hatte die (Gefühls-)Welt der Lehramtsstudentin aus Köln noch ganz anders ausgesehen: klitschnass. Mit ihrem Malheur von Eugene, wo sie im Vorlauf kopfüber in den Wassergraben eingetaucht war, galt Meyer nach der historisch schlechten WM als Sinnbild für den Zustand der DLV-Asse.
„Den wichtigsten Schritt, um diesen Sturz zu verdauen, habe ich bereits in Eugene gemacht, als ich aufgestanden und noch einmal über diesen Wassergraben gelaufen bin“, sagte Meyer rückblickend. „Ärgerlich“, gar „blöd“ sei dieses Malheur gewesen, „aber am Ende des Tages nur eine Unkonzentriertheit“.
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Als auf dem Weg ins Höhentrainingslager nach St. Moritz auch noch eine COVID-Erkrankung hinzukam, schien die verkorkste Saison perfekt. Doch Meyer kämpfte weiter. „Meine große Stärke ist, dass ich immer zurückkomme. Ich falle fünfmal und stehe sechs Mal auf“, sagte sie.
Lea Meyer: Trainer Henning von Papen verstorben
Eingehüllt in eine Deutschland-Fahne schüttelte sie auch eine knappe Stunde nach ihrem Silber-Lauf den Kopf und wischte sich Tränen aus den Augen. Schon zuvor hatte sie am TV-Mikrofon innehalten müssen, als die Bedeutung ihres ehemaligen Trainers zur Sprache kam.
„Ich habe noch vor dem Rennen gedacht, Henning, das Rennen ist für dich“, sagte Meyer, nachdem sie die Fassung wiedererlangt hatte. Tränen kullerten ihre Wange herunter. Henning von Papen, eine Trainerikone beim ASV Köln, war Ende Januar nach schwerer Krankheit im Alter von 69 Jahren verstorben.
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Ihr Ex-Coach, so schilderte Mayer später im Bauch des Olympiastadions, sei der Hauptgrund, wieso sie noch Leistungssport mache. Nach der Jugend hatte sie schließlich „keinen Bock mehr“, hängte die Laufschuhe vier Monate lang an den Nagel. Doch: „Henning hat den Spaß in mir wieder geweckt“, sagte Meyer.
Nun belohnte sie sich selbst. (sid/pw)