Julian Köster und Juri Knorr umarmen sich und jubeln
  • Traum: Julian Köster (r.), Juri Knorr und Co. wollen am Freitag nach dem Halbfinale gegen Topfavorit Dänemark jubeln.
  • Foto: IMAGO/Steinbrenner

Sehnsucht nach dem Handball-Wunder: Deutschlands Plan gegen die Super-Dänen

Es ist der Tag der Tage. Das Spiel der Spiele. 60 Minuten und Momente, für die Deutschlands Handballer jeden Tag in die Halle gehen und trainieren. Für viele Spieler ist es der Höhepunkt ihrer Karriere. Das Halbfinale bei der Heim-EM gegen Dänemark. Ein Duell mit der besten Mannschaft der Welt, in der größten Halle des Landes, mit den eigenen Fans im Rücken und vielen Millionen, die vor den TV-Schirmen mitfiebern und Daumen drücken. Die deutsche Mannschaft hat nur eine kleine Chance – aber die will sie unbedingt nutzen, mit aller Macht. Das Herz in die Hand nehmen. Über sich hinauswachsen. Ein Wunder schaffen. Nichts anderes wäre ein Sieg über die Handball-Supermacht aus dem Norden.

Es kribbelt. Es knistert. Eine Mischung aus Anspannung und Vorfreude. „Das ist etwas ganz Großes“, betont Spielmacher Juri Knorr vor dem Halbfinal-Showdown am Freitagabend in dem mit 19.750 Zuschauenden einmal mehr ausverkauften Handball-Tempel Lanxess Arena (20.30 Uhr, ZDF und Dyn) in Köln. „Die Vorfreude wird von Minute zu Minute steigen“, sagt Julian Köster. EM-Debütant Justus Fischer spricht von einer „einmaligen Chance“ und Rückraum-Kanonier Sebastian Heymann verspricht: „Wir werden alles geben. Wir werden ein Feuerwerk abbrennen.“

Gislason: DHB braucht „beste Leistung des letzten Jahrzehnts“ gegen Dänemark

Das braucht es auch, um den Dänen Paroli bieten und sogar gefährlich werden zu können. Mit Feuer ans Werk gehen, im Angriff und in der Abwehr und im Tor. Die Topstars im DHB-Team müssen am Limit spielen, andere überperformen. Vor allem: die zuletzt schlechte Trefferquote muss erheblich gesteigert werden. Bundestrainer Alfred Gislason sagt knallhart: „Wir müssen die beste Leistung des letzten Jahrzehnts abrufen.“

Wenn nicht jetzt, wann dann? Im eigenen Land, in eigener Halle, mit dem Publikum im Rücken. Ohne Druck. Alles geben, nichts zu verlieren.

Dänemark wurde zuletzt dreimal in Folge Weltmeister

Die Rollen sind klar verteilt: Underdog gegen Übermannschaft. Für das DHB-Team ist das Erreichen der Medaillenspiele schon ein großer Erfolg. Erstmals seit der WM 2019 (Platz vier) steht Deutschland wieder in einem Halbfinale. Für die erfolgsverwöhnten Dänen fängt dann ein Turnier erst richtig an. Die Skandinavier wurden zuletzt dreimal in Serie Weltmeister.

„Eine Mannschaft, die auf jeder Position doppelt und dreifach gut besetzt ist“, weiß Julian Köster. Weltklasse en masse. Von Keeper-Krake Niklas Landin über Rückraum-Wirbelwind Mathias Gidsel, Kreisläufer-Kante Magnus Saugstrup bis hin zum langjährigen Superstar und dreimaligen Welthandballer Mikkel Hansen, der mit seinem Raketen-Arm aus dem Nichts Tore erzielen kann. Es könnte auch eine Klatsche geben.

Deutschland ist klar der Underdog, aber nicht chancenlos

Extraklasse. Das sorgt aber auch für Extra-Motivation. „Dänemark ist völlig zu Recht der hohe Favorit. Aber ich glaube nicht, dass wir chancenlos sein werden“, sagt Linksaußen Rune Dahmke mit einem Grinsen. „Ich weiß, dass in dieser Halle auch kleine Wunder entstehen können.“ Die Sehnsucht nach einem Wunder ist riesengroß – bei den Spielern, bei den Fans, im deutschen Handball. Die Gier nach Edelmetall, dem ersten seit 2016, ebenso.

„Wir sind krasser Außenseiter, keine Frage“, sagt Johannes Bitter im Gespräch mit der MOPO. Das DHB-Team könne nur gewinnen. „Der große Druck ist weg, aber die Motivation voll da.“ Der Ex-Nationalspieler und Keeper-Riese des HSV Hamburg, der bei der EM als ARD-Experte im Einsatz ist, glaubt, dass eine Überraschung möglich und der Favorit verwundbar ist.

Johannes Bitter hofft gegen Dänemark auf deutsche Fans

„Die Dänen hatten ein schlechtes letztes Hauptrundenspiel. Das haben die sich anders vorgestellt. Vielleicht sind sie aus dem Rhythmus gekommen. Ich würde nicht alles auf Dänemark setzen.“ Die Dänen hatten mit dem Halbfinalticket in der Tasche drei Topspieler geschont und mit 25:28 gegen Slowenien verloren. Nationaltrainer Nicolaj Jacobsen tobte.

Der größte Trumpf der deutschen Mannschaft ist das Publikum als achter Mann. „Die Dänen müssen auch erstmal in so eine Arena vor 20.000 Leuten einlaufen“, sagt Bitter. „Der Start wird wichtig sein. Man darf die Dänen nicht ins Rollen kommen lassen. Wenn die Halle voll da ist und die deutsche Mannschaft von Anfang an Paroli bieten kann, dann geht was. Es gibt diese besonderen Spiele.“

20.000 Fans bei Handball-Halbfinale in Köln erwartet

Ein solches braucht es. „Wir wissen, dass wir dazu fähig sind“, sagt Knorr. „Es braucht ganz viele handballerische Zutaten. Da könnte ich tausende aufzählen. Es braucht Mut und Mentalität. Wir haben extrem viel Respekt vor den Dänen. Das ist klar. Wir dürfen aber nicht mit Angst auftreten, sondern mit dem Wissen, dass es das Geilste auf der Welt ist, jetzt ein so ein Halbfinale spielen zu dürfen, vor unseren Fans, vor 20.000 Leuten. Es ist so weit.“

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Das ist Plan A. Und sollte es nicht gelingen, das Finale am Sonntag zu erreichen, dann bliebe immer noch die Chance, gegen den Verlierer des anderen Halbfinals zwischen Frankreich und Schweden am Freitag (17.45 Uhr), um Bronze zu spielen.

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