Corona-Wahnsinn in der DEL: Gibt es einen Meister ohne ein einziges Finalspiel?
Das Coronavirus hat den Spielplan der Deutschen Eishockey Liga erheblich durcheinandergewirbelt. Es werden nicht alle Spiele nachgeholt werden können. Rechtliche Schritte sind im Endspurt nicht ausgeschlossen. Corona könnte über Abstieg und Titel entscheiden.
Der Schein einer zurückgekehrten Normalität in der Deutschen Eishockey Liga trügt. Sieben Spiele sind für Freitag angesetzt, wie an einem normalen Spieltag. Nach vielen Corona-Fällen und Spiel-Absagen sind die Sorgen, dass mehrere Teams gleichzeitig in Quarantäne sind, zumindest momentan vorbei. Neue Probleme aber drohen: Nicht alle ausgefallenen Partien werden nachgeholt. Der Absteiger könnte über den Punktekoeffizienten feststehen. Und wenn die Klubs in den Playoffs ähnlich stark betroffen sein sollten wie zuletzt, könnte das Virus über die Meisterschaft entscheiden.
Wegen Corona: Eishockey-Meisterschaft ohne Finalspiel?
„In den Playoffs ist es nicht so, dass Spiele wiederholt oder nicht gewertet werden. Dann sind halt Spiele verloren“, sagte DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke und setzt seine Hoffnung – mal wieder – auf andere: „Ich hoffe, dass die Gesundheitsämter ein bisschen sensibler oder großzügiger sind, wenn es um die Kontaktquarantäne von gesunden Spielern geht.“
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Verpasst ein Team ab dem Playoff-Viertelfinale ein oder zwei Spiele, kann es die Serie noch drehen. Theoretisch aber kann auch ein Klub Meister werden, ohne ein einziges Finalspiel zu bestreiten. Bis zum 3. April läuft die schwierige Hauptrunde noch. Zuletzt steckten etliche Teams in Quarantäne, darunter auch Meister Berlin.
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„Wir haben mehrere Fälle gehabt, wo Mannschaftsquarantänen angeordnet wurden, obwohl eigentlich nur wenige Spieler positiv waren. Das hat uns in dem einen oder anderen Fall in der Schärfe und Dauer überrascht“, erklärte Tripcke. Die Entscheidungen der Gesundheitsämter waren alle rechtens. Es gab aber Spekulationen, dass dem ein oder anderen Klub eine Quarantäne gar nicht ungelegen kam.
DEL-Boss: „Neun Spiele, die wir nicht nachholen können“
„Ich hoffe, dass alle mit größter Fairness da ran gegangen sind. Ich möchte das nicht weiter kommentieren. Klar, das Coronavirus gibt Spielraum, um damit zu taktieren, definitiv“, sagte etwa Schwenningens Geschäftsführer Christoph Sandner.
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Viele Partien fielen aus. Erst am vergangenen Sonntag fand erstmals seit dem 23. Dezember 2021 wieder ein kompletter Spieltag statt. Die Tabelle ist entsprechend schief. Die Kölner Haie im Tabellenkeller etwa haben aktuell sechs Partien mehr absolviert als der direkte Konkurrent Iserlohn. Das schiefe Bild wird sich nicht mehr ändern.
„Stand heute sind wir bei neun Spielen, die wir nicht nachholen können“, bestätigte Tripcke. Wegen dieser Gefahr hatten sich die 15 Klubs vor Saisonbeginn geeinigt, dass ein Punktekoeffizient statt der Gesamtpunktzahl über die Platzierung und damit auch über die Playoff-Teilnahme und den Abstieg entscheiden kann. Erstmals seit 2006 muss ein Team am Ende wieder ins Unterhaus.
Wild Wings-Boss: Situation gehe „auf Kosten kleinerer Klubs“
Sandner von den abstiegsbedrohten Wild Wings wittert Ungerechtigkeit. „Dass es in der Situation überhaupt einen Abstieg gibt, ist für mich eine Farce, vor allem wenn es nicht fair zugeht“, sagte er: „Es kann nicht sein, dass ein Klub davon profitiert, dass er keine Spiele durchführt, und andere Klubs möchten spielen und dürfen nicht.“ Die DEL bezeichnete es als „reine Theorie“, die Hauptrunde deren Abschluss schon nach hinten geschoben wurde, noch mal zu verlängern. Zu massiv müsste das Premiumprodukt Playoffs beschnitten werden. Die Zeit drängt.
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Ohnehin könnte der Meister erst am 8. Mai feststehen, nur fünf Tage später beginnt die WM in Finnland. „Man kann die Playoffs verkürzen. Aber anscheinend ist es nicht gewünscht. Andere sehen die Playoffs im Vordergrund, auf Kosten kleinerer Klubs“, schimpfte Sandner. Über mögliche Klagen des Absteigers wird bereits gesprochen: „Das ist jedermanns gutes Recht“, sagte Tripcke gelassen. (dpa/fe)