Alexander Zverev
  • Alexander Zverev hat sich durch den grandiosen Sieg gegen Novak Djokovic den Einzug ins Olympische Finale gesichert.
  • Foto: imago/Chai v.d. Laage

Zverev: Olympia-Gold „vielleicht“ größer als Wimbledon-Sieg

Novak Djokovic besiegt, Medaille gesichert – nach einem Abend der großen Emotionen kann Alexander Zverev seinen Olympiatraum nun auch noch vergolden.

Abgeschottet von den neugierigen Blicken dieser Welt, den Kopf unter einem Handtuch vergraben, war Alexander Zverev mit sich und seinen Tränen des Glücks ganz allein. Noch lange kauerte der Tennisstar auf einer kleinen Bank im verlassenen Ariake Coliseum und versuchte, die Dimension des denkwürdigen Augenblicks irgendwie zu fassen. Diese Meisterleistung gegen den scheinbar unbezwingbaren Novak Djokovic, der erfüllte Traum einer Olympia-Medaille – und die große Chance auf Gold.

Olympia 2020: Sensations-Comeback – Zverev dreht Rückstand gegen Djokovic

„Das ist einer der stolzesten Momente meiner Karriere – wenn nicht sogar der stolzeste“, sagte Zverev total ergriffen, nachdem er im Halbfinale von Tokio Djokovics Traum vom Golden Slam wie eine Seifenblase hatte platzen lassen und sich selbst auf die Schwelle zum Olymp stellte. „Ich habe jetzt eine Medaille für Deutschland geholt“, sagte die Nummer fünf der Welt: „Das ist ein unglaubliches Gefühl.“

Die drohende Niederlage vor Augen hatte Zverev den übermächtig scheinenden Serben nach einem Wahnsinns-Comeback mit 1:6, 6:3, 6:1 vom Platz gefegt, am Sonntag kann er seinen olympischen Traum sogar vergolden. Der 24-jährige Hamburger geht als Favorit ins Finale gegen Karen Chatschanow (ROC) und kann als erster Deutscher überhaupt Olympiasieger im Männer-Einzel werden.

Tennis: Alexander Zverev wahrt sich den Traum von der Goldmedaille

Doch schon der Gedanke an die sichere Silbermedaille sorgte bei Zverev für einen Wirbelwind der Emotionen – weil Olympia eben einen ganz anderen Stellenwert als die einsame Jagd nach Grand-Slam-Siegen hat. „Du spielst hier nicht nur für dich selbst. Du spielst für alle Athleten, die im Dorf sind, für alle, die zu Hause zuschauen, generell für Deutschland“, sagte er.

„Vielleicht“, fügte er an, würde ihm Olympiagold sogar mehr als ein Sieg in Wimbledon bedeuten. Auch sein Bruder und wichtigster Weggefährte Mischa kämpfte in München im Eurosport-Studio mit Tränen der Rührung und stockender Stimme. „Hör auf zu heulen“, rief ihm der jüngere Bruder in einer Schalte zu, „einer in der Familie reicht.“

Erst hilflos, dann famos: Zverev erlebt emotionale Achterbahnfahrt

Dabei schien der Traum vom Gold schon fast geplatzt. Mit Satz und Break lag Zverev zurück, frustriert pfefferte er seinen Schläger auf den Court, feuerte einen Ball entnervt auf die oberen Ränge – und spielte auf einmal wie ausgewechselt. Acht (!) Games in Folge gewann er, mit jedem Punkt wurde die Brust breiter – so hilflos hat man Djokovic schon lange nicht mehr gesehen.

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„Es ist unglaublich, den zweifellos momentan besten Spieler der Welt zu besiegen“, sagte Zverev: „Es schien unmöglich, ihn bei diesem Turnier zu schlagen.“ Denn Djokovic griff in Tokio nach so hellen Sternen wie niemand zuvor. Nun aber bleibt Steffi Graf der einzige Tennisprofi, der den sogenannten Golden Slam schaffte, den Gewinn aller vier Grand-Slam-Turniere und der olympischen Goldmedaille in einem Kalender. (sid/hoe)

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