Formel-1-Start in Bahrain
  • Während die Formel 1 in Deutschland mit einem Bedeutungsverlust kämpft, kann sie sich weltweit wachsender Beliebtheit erfreuen – wie hier vor wenigen Wochen in Bahrain.
  • Foto: imago/ZUMA Press

Großes Rätsel um die Formel 1: Warum will kein Sender die Rennen im Free-TV zeigen?

Das Autoland Deutschland hat das Interesse an der Königsklasse des Motorsports verloren. In der Republik ohne Tempolimit und mit der größten Auto-Fabrik der Welt findet sich kein Sender, der vier Rennen der Formel 1 im frei empfangbaren Fernsehen übertragen will. Vergeblich sucht der Bezahlsender Sky seit Monaten einen TV-Partner, um Vertragsauflagen erfüllen zu können. Auch vor dem Großen Preis von Australien am Sonntag in Melbourne, dem dritten Rennen der Saison, zeichnet sich keine Lösung ab.

„Inwieweit wir wieder eine Partnerschaft mit einem Free-TV-Partner eingehen, ist offen“, teilte Sky in dieser Woche auf Anfrage mit. „Wir haben in jedem Fall mehrere Optionen, einzelne Rennen Free to Air zu zeigen. Neuigkeiten hierzu werden wir rechtzeitig bekannt geben.“

Sky verkaufte Sub-Lizenz bisher an RTL

Es ist noch nicht so lange her, dass sich die Formel 1 beim Verkauf der Medienrechte in Deutschland über rege Nachfrage und preistreibende Konkurrenz freuen durfte. So hatte Sky sich im Wettbieten gegen RTL durchgesetzt und zeigt nun im dritten Jahr alle Rennen hinter der Bezahlschranke.


Was ist in dieser Woche im Volkspark passiert? Jeden Freitag liefert Ihnen die Rautenpost Analysen, Updates und Transfer-Gerüchte – pünktlich zum Wochenende alle aktuellen HSV-News der Woche kurz zusammengefasst und direkt per Mail in Ihrem Postfach. Hier klicken und kostenlos abonnieren.


Den Passus im Vertrag mit der Formel 1, demzufolge vier Rennen frei empfangbar sein müssen, erfüllte der Pay-TV-Anbieter zuletzt zweimal über den Verkauf einer Sub-Lizenz an RTL. Doch der Kölner Sender, über Jahrzehnte die TV-Heimat für Motorsport-Fans, will nicht mehr und hat im Januar einen erneuten Deal abgesagt.

ARD und ZDF haben ebenfalls kein Interesse. Und auch die ProSiebenSat.1-Gruppe beschäftigt sich nicht mehr mit dem Thema Formel 1, wie Sprecher Christoph Körfer bestätigte: „ProSieben zeigt die Formel E und die DTM. Mehr Motorsport ist aktuell nicht geplant.“

Quoten der Formel 1 in Deutschland stark gesunken

Für die großen Sender ist die Formel 1 nicht mehr attraktiv, weil die Quoten rasant gesunken sind. Die Zeiten, als mehr als zehn Millionen Deutsche am TV Michael Schumacher bei seinen Fahrten zugeschaut haben, liegen schon viele Jahre zurück. 2020 hatte RTL immerhin noch einen Durchschnitt von fast vier Millionen Zuschauern. Im vergangenen Jahr waren es bei den vier Rennen nur noch 2,53 Millionen.

„Es fehlen die großen deutschen Fahrer und Stars, auch der Name Schumacher allein reicht dann eben nicht aus“, sagte der Medienexperte Thomas Horky von der Macromedia Universität in Hamburg zur abgelaufenen Saison. Durch den Abschied des viermaligen Weltmeisters Sebastian Vettel und das Aus von Mick Schumacher als Stammpilot ist es nicht besser geworden. Einziger deutscher Fahrer ist derzeit Nico Hülkenberg. Der sitzt allerdings in einem nicht wirklich konkurrenzfähigen Haas, mit dem er bestenfalls um Punkte kämpfen kann.

Sky profitiert bisher von Exklusivrechten

Für Sky hat sich der Rechteeinkauf bisher trotzdem gelohnt. In der ersten Saison mit Exklusiv-Rechten wuchs die Zuschauerzahl um 50 Prozent, im vergangenen Jahr noch einmal um 20 Prozent auf knapp eine Million Zuschauer im Schnitt. Jetzt aber sinkt der Zuschauerzuspruch – und es fehlen die erhofften Einnahmen aus dem Verkauf der Sub-Lizenz an einen Free-TV-Sender.

Das könnte Sie auch interessieren: Die einzige Chance auf Spannung in der Formel 1? Ein Wut-Duell bei Red Bull

Welche Möglichkeiten hat Sky, die Auflagen der Formel 1 zu erfüllen? Der Pay-TV-Anbieter könnte sein fertiges Signal bei einem kleineren Sender kostenfrei einspeisen lassen und so zumindest Werbung machen. Möglich wären auch frei empfangbare Übertragungen im Internet über die eigene Homepage oder einen Youtube-Kanal. Erst durch den neuen TV-Vertrag, der von 2025 bis 2027 gilt, entfällt die Vier-Rennen-Regel. (dpa/tie)

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp