Nach wie vor sorgt das Aus von Felix Magath vor den Präsidiumswahlen für Wirbel beim HSV.

Nach wie vor sorgt das Aus von Felix Magath vor den Präsidiumswahlen für Wirbel beim HSV. Foto: WITTERS

„Widerspricht Werten unseres Vereins“: Fan-Attacke gegen HSV-Präsidiums-Kandidaten

kommentar icon
arrow down

Der Wahlkampf läuft auf Hochtouren, die Kandidaten für das neu zu bildende HSV-Präsidium bringen sich in Stellung. Kai Esselsgroth, Henrik Köncke oder Frank Ockens – einer aus diesem Trio wird am 21. Juni von den Mitgliedern zum neuen Boss des HSV e.V. gewählt. Hinter den Kulissen aber gibt es weiterhin Stunk. Die Ungereimtheiten um den Beschluss, Klub-Legende Felix Magath nicht zur Wahl zuzulassen, sorgen bei einem Teil der Mitglieder weiterhin für großes Unverständnis.

Schon kürzlich machte der mit 1100 Mitgliedern größte HSV-Fanclub „Hermann’s treue Riege“ seinem Ärger über das Auswahl-Prozedere hinsichtlich der Präsidiumswahl Luft. Nun gibt es abermals Zoff. Im Mittelpunkt der Kritik steht Präsidiums-Anwärter Esselsgroth.

Der HSV-Beirat sprach mit allen Bewerbern für die Präsidiumswahlen

Zur Erinnerung: Weil Esselsgroth selbst zur Wahl steht aber auch Teil des Beirats ist, wurde er bei den Gesprächen des Gremiums mit sämtlichen Präsidiums-Bewerbern von Ehrenrats-Vize Andreas Peters vertreten. Eine Maßnahme, die laut Satzung so nicht vorgesehen ist. Mehrere Mitglieder beschwerten sich beim Ehrenrat, einige von ihnen überlegen sogar, Klage einzureichen. Zumindest aber fordern sie eine Aufklärung.

Pünktlich zum Wochenende erhalten Sie von uns alle aktuellen News der Woche rund um den HSV kurz zusammengefasst – direkt per Mail in Ihr Postfach.
Mit meiner Anmeldung stimme ich der Werbevereinbarung zu.

Die Laune der verärgerten Magath-Unterstützer wurde nicht besser, nachdem sich Esselsgroth Anfang der Woche via „Hamburger Abendblatt“ zu Wort meldete und seine Sicht der Dinge darlegte. Im Podcast „HSV, wir müssen reden“ erklärte der 65-Jährige: „Ich teile die Prämisse nicht, dass die Satzung das nicht vorsieht. Ich scheide aus, hätte auch gegen den Baum fahren und im Koma liegen können. Natürlich geht dann mein Vertreter in den Beirat, das halte ich auch juristisch für vollkommen in Ordnung.“ Und weiter: „Das wird in der freien Wirtschaft genauso gehandhabt, wenn ein Interessenkonflikt vorliegt.“

Der HSV-Fanclub „Hermann’s treue Riege“ erhebt Vorwürfe

Unabhängig davon, dass sich darüber streiten lässt, ob Esselsgroths Vergleich mit einem schweren Unglücksfall sonderlich geschmackvoll ist, sorgten die Aussagen des Ehrenrats-Vorsitzenden für neuen Ärger. Als „besonders irritierend“ bezeichnete „Hermann’s treue Riege“ die Ausführungen und stellte via Facebook fest: „Er ließ sich im Beirat vertreten, obwohl die Satzung dafür keine Grundlage bietet. Wer sich für das höchste Amt im Verein bewirbt, sollte die damit verbundenen Verantwortlichkeiten kennen, wahrnehmen oder, wenn das nicht möglich ist, sein Amt niederlegen.“

Kai Esselsgroth möchte sich am 21. Juni zum neuen HSV-Präsidenten wählen lassen. WITTERS
Kai Esselsgroth möchte sich am 21. Juni zum neuen HSV-Präsidenten wählen lassen.
Kai Esselsgroth möchte sich am 21. Juni zum neuen HSV-Präsidenten wählen lassen.

Dass der Ehrenrat um Esselsgroth den erbosten Mitgliedern zuvor schriftlich antwortete und darauf verwies, bei der Auswahl der Kandidaten für das Präsidiumsamt bestehe ein Ermessensspielraum, sorgt für zusätzlichen Ärger. „Ein solcher ist in der Satzung nicht vorgesehen“, so der Fanclub. „Satzungen sind keine Einladung zur freien Auslegung. Sie schaffen verbindliche Rahmenbedingungen, auch und gerade für diejenigen, die sie zu wahren haben.“

Am 21. Juni wird ein neuer HSV-Präsident gewählt

Die Vertreter des in Anlehnung an Ex-HSV-Kultmasseur Hermann Rieger gegründeten Fanclubs machen aus ihrer Empörung über Esselsgroths Interessenskonflikt und seine Aussagen keinen Hehl. „Warum beantwortet ausgerechnet der Mann öffentlich Anfragen, der selbst von der Entscheidung profitiert hat, die er nun rechtfertigt? Warum spricht ausgerechnet derjenige für das Gremium, das ihn zur Wahl zugelassen und seinen prominentesten Mitbewerber ausgeschlossen hat?“

Das könnte Sie auch interessieren: Serienmeister, Weltstar, arbeitslos – das macht die letzte Bundesliga-Elf des HSV heute

Gemeint ist Magath, der den HSV als Profi zu drei Meisterschaften und zwei Europacupsiegen führte. Der Beirat ließ ihn nicht zur Wahl zu, weil er offenbar befürchtete, Magath habe als möglicher Präsident in erster Linie seine Rolle im Aufsichtsrat im Auge. Beim Rieger-Fanclub ist die Enttäuschung darüber, dass der 83er Held von Athen nicht zur Wahl zugelassen wurde, weiterhin spürbar. „Verdiente Mitglieder und ehemalige erfolgreiche Sportler, die den Mut haben, für ein Ehrenamt zu kandidieren und alle formalen Voraussetzungen erfüllen, werden willkürlich ausgeschlossen“, ließ der Fanclub wissen. „Nicht, weil sie kein Konzept hätten oder ungeeignet wären. Sondern offenbar aus politischen Motiven, weil sie nicht in das Bild passen, das sich manche in den Gremien zurechtgelegt haben. Das hat mit einem fairen, demokratischen Verfahren nichts mehr zu tun.“

HSV-Fanclub fordert Konsequenzen

Unterm Strich steht für die Rieger-Getreuen fest: „Beirat und Ehrenrat müssen Konsequenzen ziehen. Es sind genau die Gremien, die eigentlich über die Einhaltung der Regeln wachen sollen, in denen jetzt die Regeln selbst gebrochen werden. Das ist kein transparentes Verfahren. Das ist eine Farce. Und es widerspricht den Grundsätzen unserer Satzung und den Werten unseres Vereins.“

Harter Tobak und eine weitere Attacke gegen Beirat und Ehrenrat. Doch bei aller Empörung zahlreicher Mitglieder: An Magaths Nicht-Nominierung wird sich nichts mehr ändern. Die Frage, ob die Präsidiums-Wahlen anschließend juristisch angefochten werden können, steht allerdings weiterhin im Raum.

Auch Olympiasiegerin Laura Ludwig will ins HSV-Präsidium

Der Wahlkampf geht derweil unvermindert weiter. Neben dem Präsidenten werden am 21. Juni noch zwei weitere Mitglieder des Gremiums gewählt. Laura Ludwig, Anna Stöcken und Richard Golz wollen Vize werden, Michael Papenfuß und Ralph Hartmann stehen als Schatzmeister zur Wahl.

Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp
test