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László Bénes und Robert Glatzel gehen enttäuscht in Richtung Fan-Kurve des HSV
  • Nicht nur László Bénes und Robert Glatzel (M.) stand die Enttäuschung beim Gang vor die Fankurve ins Gesicht geschrieben.
  • Foto: WITTERS

Wer bleibt? Wer geht? Baumgart kündigt großen Kader-Umbruch beim HSV an

Es war nicht so, dass sich Steffen Baumgart in Ausreden flüchtete. Dafür waren seine Worte nach dem 0:1 in Paderborn zu (selbst-)kritisch. Beim Versuch, die schlechte Leistung zur Unzeit zu erklären, die am Freitagabend den Aufstiegs-K.o. besiegelte, wollte der HSV-Trainer nicht „irgendeine Scheiße labern“. Er stellte aber die Qualitätsfrage – und deutete an, dass es, sofern er im Amt bleibt, im Sommer einen Umbruch im Hamburger Kader geben wird.

Hätte er gekonnt, das klang in Baumgarts Ausführungen durch, hätte er für das Alles-oder-Nichts-Spiel in Paderborn, das am Ende die Option „Nichts“ als Ausgang hatte, eine andere Aufstellung gewählt. „Ich glaube, dass es zu sehen ist, dass der eine oder andere Spieler fehlt“, klagte der 52-Jährige. „Gerade so ein Meffo.“

Der HSV konnte wieder nicht ohne Jonas Meffert gewinnen

Jonas Meffert fehlte dem HSV wegen seiner zehnten Gelben Karte zum zweiten Mal in dieser Saison – und zum zweiten Mal verlor der HSV. Beide Male gegen den SC Paderborn. Hieß es am 9. Dezember im Volksparkstadion 1:2, verloren die Hamburger, die ohne Meffert nicht gewinnen können, am Freitagabend mit 0:1. In der Zweiten Liga verpasste der Abräumer in nun knapp drei Jahren fünf Partien. Der HSV verlor vier davon und spielte einmal Remis, im März 2022 in Düsseldorf.

„Meffo ist ein ziemlich unauffälliger Spieler in vielen Situationen“, weiß Baumgart. „Aber man sieht, wie wichtig er für uns ist, gerade im Aufbauspiel, um den Jungs Sicherheit zu geben.“ Das schaffte Vertreter Lukasz Poreba an der Pader nicht. Ludovit Reis stemmte sich gegen die Niederlage, Anssi Suhonen agierte in Abwesenheit des angeschlagenen Immanuel Pherai aber ebenfalls glücklos und wurde in der Halbzeit ersetzt durch Rückkehrer László Bénes, der das Aufstiegs-Aus allerdings auch nicht mehr abwenden konnte.

Baumgart sieht bei manchen HSV-Profis weniger Qualität

„Es ist eine Schwierigkeit, wenn du versuchst, dich einzuspielen, der eine oder andere dann aber immer wieder fehlt“, bedauerte Baumgart. „Dann wirfst du Jungs rein, die gar nicht so glücklich sind, die vielleicht auch reinkommen müssen. Die geben zwar alles, aber haben dann auch nicht dieselbe Qualität und müssen sich die Qualität erst gemeinsam erarbeiten.“ Da war sie, die Qualitätsfrage.

Dass in Sebastian Schonlau und dem zuletzt erkälteten Dennis Hadzikadunic gleich beide Stamm-Innenverteidiger zur Pause raus und Stephan Ambrosius und Allrounder Moritz Heyer dann ein Abwehr-Duo bilden mussten, das es beim HSV so zuletzt in der Saison 2020/21 gegeben hat, ist unglücklich und nicht vorherzusehen. Und an Ambrosius und Heyer lag es am Freitagabend auch nicht, schließlich stand schon vor deren Einwechslung der Endstand auf der Anzeigetafel.

„Was brauchen wir?“ HSV-Coach deutet Umbruch an

Es ist die Kader-Struktur an sich, die Baumgart infrage stellt. „Welche Jungs sind wirklich die richtigen, um diesen Angriff auf die Bundesliga wirklich anzunehmen?“, fragte der Trainer bei Sky. „Was brauchen wir, um in Hamburg an diesem Standort wirklich aufzusteigen? Braucht es nur die besten Spieler? Oder auch Jungs, die vielleicht andere Qualitäten haben?“

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Profis wie Ransford Königsdörffer oder Jean-Luc Dompé haben zweifellos die Qualität, Spiele entscheiden zu können. Den Franzosen lobte Baumgart dafür, dass er gegen die SCP-Abwehr „immer wieder ins Eins-gegen-Eins gegangen ist, obwohl er vier- oder fünfmal hängengeblieben ist“. Es geht in erster Linie auch nicht um den Willen Einzelner – sondern um ein funktionierendes Gesamtkonstrukt.

Bénes, Reis und Glatzel könnten den HSV verlassen

Die Mentalitätsfrage hatte Baumgart schon nach dem 1:2 gegen den VfL Osnabrück, seinem zweiten Spiel als HSV-Coach Anfang März, gestellt. Jetzt kam die Qualitätsfrage hinzu. Und zumindest, was die individuelle Leistungsfähigkeit einzelner Spieler angeht, droht dem Verein im Sommer ein Qualitätsverlust.

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In Robert Glatzel, Reis und Bénes können gleich drei Säulen Hamburg im Sommer per Ausstiegsklausel verlassen. Abgänge von Leistungsträgern würden schmerzen, Fakt ist aber auch, dass der HSV mit Glatzel und Reis nun schon dreimal und mit Bénes zweimal nicht aufgestiegen ist. Der Abschied des Slowaken, der sich nach der Bundesliga sehnt, erscheint im Moment am wahrscheinlichsten. Glatzel und Reis entschieden sich in den Vorjahren gegen das Geld, widerstanden den Lockrufen.

Costa glaubt an Glatzel-Verbleib – Baumgart an die Profis

Zumindest bei Glatzel äußerte Sportdirektor Claus Costa am Freitag Hoffnung, ihn abermals von einem Verbleib überzeugen zu können. „Selbstverständlich sind wir davon überzeugt, dass wir Chancen haben, dass wir Argumente haben. Wir wissen, was wir an Bobby haben, Bobby weiß ganz sicher auch, was er am HSV hat“, sagte Costa vor dem Spiel bei Sky. „Er hat das auch oft betont. Und dementsprechend würde es uns natürlich freuen, wenn er bei uns bleibt.“ Er müsste es aber weiter bei einem Zweitligisten tun, diese Gewissheit besteht und ließ Glatzel mit versteinerter Miene in die Kabine marschieren.

„Ich habe nicht das Gefühl, dass die Jungs hier schon aufgehört haben, daran zu glauben“, also an die Erfüllung des Aufstiegstraums, sagte Baumgart, ohne Namen zu nennen. Die Frage ist sowieso: Wem trauen die künftigen HSV-Entscheider, die nicht Jonas Boldt, Costa und Baumgart heißen müssen, zu, den siebten Anlauf anzugehen? Und welche Qualitäten werden beim anstehenden Umbau des Kaders maßgeblich sein?

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