„Vielleicht haben sie sich verguckt“: HSV-Profi Königsdörffer erklärt Wechsel-Drama
Ransford Königsdörffer musste ein paar Sprüche aushalten, als er mit seinen Mitspielern auf Mallorca landete. „Dieses Wetter hättest du auch in Nizza haben können“, oder so ähnlich, das habe er sich anhören müssen. Der Stürmer wurde nach seinem geplatzten Wechsel nach Frankreich behandelt wie ein Neuzugang, bekam bei einem Lauf durch ein Spalier einige Rückenklatscher seiner Kollegen verpasst. Am Freitag, nach der zweiten und letzten Einheit im Insel-Camp, sprach Königsdörffer erstmals selbst über das skurrile Wechsel-Drama.
„Mir geht es gut“, stellt Königsdörffer gleich zu Beginn der Medienrunde klar. „Ich hatte keine Bedenken, wieder hierherzukommen.“ Er wollte aber eigentlich weg aus Hamburg, das dementiert der Deutsch-Ghanaer nicht. Ligue-1-Klub Nizza und der HSV hatten sich bereits auf eine Ablöse in Höhe von rund sieben Millionen Euro geeinigt, Königsdörffer flog am Samstag nach Südfrankreich, absolvierte dort am Sonntag seinen Medizincheck – und erhielt nachmittags die Nachricht, dass es Probleme gibt. Wegen seines Knies, das er sich vor vielen Jahren zweimal hatte operieren lassen müssen, das ihm seit seinem Wechsel zum HSV aber keine größeren Probleme mehr bereitete.
Königsdörffer äußert sich zum geplatzen Nizza-Transfer
„Ich war überrascht“, gibt Königsdörfer zu, denn: „Ich bin gesund, ich trainiere. Was sie (die Mediziner in Nizza; d. Red.) auch gefunden haben – vielleicht haben sie sich verguckt.“ Seinen Humor hat der 24-Jährige nicht verloren – auch wenn sich sein Wunsch nicht erfüllte. „Es wäre natürlich eine Riesenchance gewesen, die ich nutzen wollte, um europäisch zu spielen, auch im Ausland mal etwas Neues zu entdecken“, sagt Königsdörffer, dem mindestens die Europa League, vielleicht sogar die Champions League gewunken hätte. „Aber es sollte jetzt einfach nicht sein. Und damit finde ich mich nun ab.“ Klingt dramatisch, Königsdörffer sagt aber auch: „Es gibt schlimmere Dinge im Leben.“

Einen ausgeben für seine HSV-Mitspieler, bei denen er sich schon verabschiedet hatte, musste Königsdörffer bisher nicht. Und im Training auf Mallorca lässt er sich die Unruhe um seine Person nicht anmerken. Der 14-Tore-Held aus der Aufstiegssaison präsentiert sich in den Einheiten treffsicher, lacht viel, spaßt mit seinen Kollegen. „Ich muss mir keine großartigen Gedanken machen, wie ich hier Anschluss finde. Ich kenne hier jeden, ich fühle mich hier wohl“, unterstreicht er. Und auch seine Ambitionen haben sich nicht geändert: „Jeder weiß, dass ich auf jeden Fall spielen will.“ Dafür muss er sich nach wie vor gegen Robert Glatzel und den angeschlagenen Yussuf Poulsen durchsetzen.
HSV-Stürmer „weiterhin offen“ für Vertragsverlängerung
Weil die Bosse den schnellen Nationalspieler Ghanas als wichtigen Bestandteil des Bundesliga-Kaders ansehen, war vor dem plötzlich Interesse aus Nizza, das auch Königsdörffer „überrascht“ hat, eine Vertragsverlängerung Thema. Sein aktueller Kontrakt läuft 2026 aus, deshalb hätte der HSV nur noch in diesem Sommer eine hohe Ablösesumme generieren können. Ein solcher Deal stand vorm Abschluss, platzte aber – und Königsdörffers Verhandlungsposition hat sich dadurch nicht gerade verbessert. Andere, vielleicht interessierte Klubs könnten abgeschreckt worden sein. Zudem muss er sich wohl vom Wunsch verabschieden, im Volkspark zu den Topverdienern aufsteigen zu können.
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„Ich bin jetzt erst mal hier, ich werde Gas geben“, sagt Königsdörffer und geht nicht wirklich auf die Frage ein, ob ein Wechsel zu einem anderen Verein in den verbleibenden gut drei Wochen der Transferperiode jetzt unrealistisch ist. „Im Fußball weiß man nie. Ausschließen möchte ich nichts“, erklärt der Angreifer nur – und meint damit auch eine mögliche Verlängerung seines HSV-Kontrakts. „Ich bin weiterhin offen, hier zu verlängern“, sagt er. Das sei schon vor dem Wechsel-Drama so gewesen. Auch die Bosse um Stefan Kuntz und Claus Costa können sich eine weitere Zukunft mit Königsdörffer unverändert gut vorstellen. Erst einmal haben in der Kaderplanung jedoch andere Dinge Priorität – und für den zuletzt wechselwilligen geht es jetzt vor allem darum, sich einen Stammplatz zu erkämpfen.
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