Filip Kostic, Nabil Bahoui, Johan Djourou, Alen Halilovic, Vasilije Janjicic
  • Nabil Bahoui (2.v.l.) im November 2016 mit seinen damaligen HSV-Kollegen um Filip Kostic, Johan Djourou, Alen Halilovic und Vasilije Janjicic.
  • Foto: WITTERS

Suspendiert, attackiert, vereinslos: Die rätselhafte Karriere eines Ex-HSV-Flops

Ex-Sportchef Peter Knäbel stellte ihn am 1. Februar 2016 als „einen technisch starken Spieler“ vor, „der auf der Außenbahn immer wieder die 1:1-Situationen sucht und von der Position aus sehr torgefährlich ist“. Nur gut ein Jahr später jedoch wurde Nabil Bahoui von Markus Gisdol suspendiert. Bahouis Berater nannte den Ex-Trainer daraufhin einen „feigen Drecksack“ – und der Schwede selbst verabschiedete sich im Sommer 2017 vom HSV. Was seither folgte: Bahoui spielte für fünf weitere Klubs, musste mal unfreiwillig gehen, war bei seiner letzten Station plötzlich unerwünscht – und ist nun seit Monaten vereinslos. Die Chronik einer rätselhaften Karriere.

Bahoui hatte als Jugendlicher und bis zu seinem 25. Lebensjahr ausschließlich in seiner schwedischen Heimat gespielt, ehe er im Juli 2015 nach Saudi-Arabien zu Al-Ahli wechselte, das er gut ein halbes Jahr später aber schon wieder verließ. Er löste seinen Vertrag in der Wüste auf – um ablösefrei zum HSV zu gehen. „Ich bin glücklich und dankbar. Ich bin stolz, dass ich jetzt zu diesem Team gehöre“, sagte Bahoui damals. Für ebendieses Team sollte er jedoch nur siebenmal spielen – zunächst sechsmal in der Rückrunde der Saison 2015/16 unter Bruno Labbadia.

Ex-HSV-Trainer Markus Gisdol suspendierte Nabil Bahoui

In der darauffolgenden Spielzeit kam der Schwede mit marokkanischen Wurzeln aber nur noch einmal zum Einsatz, bei einem 0:1 zu Hause gegen den FC Bayern München am 24. September 2016. Es war das letzte Pflichtspiel in Labbadias Amtszeit. Der Ex-Coach musste gehen, dafür übernahm Gisdol – und Bahoui spielte nie wieder für den HSV. Nur einmal stand er zwischen dem 6. und 34. Spieltag noch im Kader, im Saisonfinale durfte er dann nicht mal mehr mittrainieren, weil Gisdol ihn sowie Ex-Kapitän Johan Djourou und Ex-Talent Ashton Götz suspendierte.

„Der Trainer ist ein feiger Drecksack! Die Entscheidung hat nichts mit Fußball zu tun“, polterte Bahouis Berater Nochi Hamasor im Mai 2017. Der Agent bot seinen Schützling in der Folge sogar beim Stadtrivalen FC St. Pauli an, doch deren Ex-Geschäftsführer Andreas Rettig lehnte ab, verurteilte stattdessen die Wortwahl des Beraters. „Die Aussagen des Beraters sind katastrophal. Seine Beschimpfungen sind in der Szene registriert worden“, kritisierte auch Ex-HSV-Boss Heribert Bruchhagen. Der ehemalige Hamburger Sportdirektor Jens Todt wurde im Juli 2017 dann mit diesen Worten zitiert: „Wir wünschen Nabil in Zürich alles Gute und vor allem mehr Einsatzzeiten.“

Bahoui spielte nur kurz in Zürich und in den Niederlanden

Bahouis HSV-Zeit war nach sieben Bundesliga-Spielen in eineinhalb Jahren ohne Tor und ohne Vorlage beendet, trotz Vertrags bis 2018. Der HSV soll Bahoui sogar eine Abfindung in Höhe von 400.000 Euro gezahlt haben. Er wechselte zu den Grasshoppers Zürich, von dem er sich ein halbes Jahr später aber schon wieder verleihen ließ – für die Rückrunde 2017/18 zu AIK nach Schweden. Anschließend folgte wieder eine Halbserie für seinen Ex-Stammklub aus der Schweiz, ehe Bahoui auch von den Grasshoppers genug hatte und sich im Februar 2019 in Richtung der Niederlande verabschiedete. Für den heutigen Zweitligisten De Graafschap Doetinchem lief der Flügelspieler aber ebenfalls nur wenige Monate auf, im Sommer ging es erneut beim AIK in seinem Heimatland weiter. Diesmal aber fand Bahoui, der ablösefrei wechselte, endlich eine feste Bleibe – für dreieinhalb lange Jahre.

Von Sommer 2019 bis Februar 2023 spielte Bahoui 90-mal für AIK, auch in der Europa-League- sowie Conference-League-Quali, und brachte es auf 30 Treffer und neun Vorlagen. In einem Testspiel gegen Man United glänzte er gar so sehr, dass der Premier-League-Klub ihn verpflichten wollte. Doch dann kam es auch bei seinem Herzensklub, der nicht länger mit dem Ex-Hamburger plante, zum Knall. „Ich bin sehr enttäuscht darüber, wie das gehandhabt wurde. Ich wollte schon immer bei AIK bleiben, ich habe ein großes Herz für AIK und liebe den Verein“, schrieb Bahoui damals auf Instagram. „Ich wäre gerne mit einem neuen Trainer auf dieser Reise gewesen, an den ich sehr glaube.“

Bei Herzensklub AIK kam es zum Knall um Ex-HSVer Bahoui

Der damalige AIK-Coach Andreas Brännström hätte ihm versichert, „dass er wirklich möchte, dass ich bleibe“, fuhr Bahoui fort. „Aber es gibt andere im Verein, die mich aus irgendeinem Grund nicht behalten wollen. Ich weiß, wer sie sind, und ich werde mehr darüber reden in Zukunft.“ Es war eine Attacke in Richtung der AIK-Bosse, mit der sich der achtmalige Nationalspieler vom Klub aus dem Norden Stockholms verabschiedete. Seine alte, neue Heimat wurde dann: die Wüste. Diesmal ging es aber nicht nach Saudi-Arabien, sondern nach Katar, wo er im Februar 2023 beim Qatar SC unterschrieb. „Neues Kapitel“, schrieb Bahoui damals auf Instagram. Es wurde wieder nur ein kurzes.

Nabil Bahoui (r.) lief zuletzt von September 2023 bis Februar 2024 für Persepolis in Indien auf. IMAGO/Aksonline
Nabil Bahoui im Einsatz für Persepolis in einem Zweikampf
Nabil Bahoui (r.) lief zuletzt von September 2023 bis Februar 2024 für Persepolis in Indien auf.

Wieder nur gut ein halbes Jahr. Wieder wurde er nicht glücklich. Wieder lief sein Vertrag aus. Wieder war er also ablösefrei. Wieder musste er sich einen neuen Verein suchen. Und wieder sagte er bei einem neuen Klub zu: Der iranische Erstligist Persepolis wurde im Herbst des Vorjahres zum zwölften Profiklub in seiner Karriere. Doch Sie ahnen es: Auch in der Persian Gulf Pro League sollte Bahoui nicht lange auflaufen. Hatte er im September 2022 dort unterschrieben, war im Februar dieses Jahres schon wieder Schluss. Laut iranischen Medienberichten war Bahoui bei Persepolis, für das er elfmal spielte (ein Tor, ein Assist), auf einmal unerwünscht. Der Vertrag wurde aufgelöst, seither ist Bahoui vereinslos. Auch den Abschied von Persepolis bedauert der Offensivspieler jedoch offenbar.

Vertrag im Iran aufgelöst: Spielt Bahoui noch einmal?

Dass er sich mit dem Iran-Klub noch sehr verbunden fühlt, verdeutlichte er in dieser Woche: Da repostete Bahoui anlässlich der Meisterschaft von Persepolis einen Beitrag seines Ex-Vereins und schrieb dazu: „Man muss kein Iraner sein und Persisch kennen, um Persepolier zu sein. Man muss sie einfach lieben. Herzlichen Glückwunsch Rote Armee.“ Unter dem Post erhält Bahoui viel Zuspruch von Persepolis-Fans, die sich einen Verbleib des mittlerweile 33-Jährigen wohl gewünscht hätten. Doch die Realität sieht anders aus. Offiziell beendet hat Bahoui seine Karriere noch nicht, kürzlich gab es Gerüchte um ein angebliches Interesse des brasilianischen Erstligisten Cuiabá EC.

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Doch momentan erscheint es fraglich, ob Bahoui – der beim HSV Suspendierte, der vielerorts Unerwünschte und jetzt Vereinslose – am Ende seiner Laufbahn voller Rätsel überhaupt noch mal bei einem Verein unterschreiben wird.

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