„Permanent im Risiko“: HSV-Boss erklärt den doppelten Transfercoup
Am Montagabend um kurz vor 20 Uhr gab es keine Chance auf eine Verschnaufpause. Oder wie Claus Costa sagt: „Es blieb keine Zeit, um zwischendurch einen Kaffee zu trinken.“ Den fixen Transfer von Albert Sambi Lokonga hatte der HSV bereits wenige Stunden vor der Deadline des Transferfensters verkündet, die Leihe von Fábio Vieira wurde angesichts all der Formalitäten aber zu einem Last-Minute-Deal. „Ich weiß die Uhrzeit nicht genau“, berichtete Sportdirektor Costa einen Tag später – und erklärte, wie der doppelte Transfercoup gelang.
„Wir haben am Anfang der Transferphase immer gesagt, dass wir Geduld haben wollen, dass wir auch am Ende des Transferfensters noch Kaderplätze frei haben wollten“, beschrieb Costa am Dienstagmittag, nachdem Lokonga und Vieira ihre erste HSV-Trainingseinheit hinter sich gebracht hatten. „Und wir sind ganz happy, dass wir das am Ende so umgesetzt bekommen haben.“ Der Kontakt zum Premier-League-Verein FC Arsenal, von dem das Duo kam, sei „relativ kurzfristig entstanden, nachdem sich die beiden Spieler in unsere Richtung comittet hatten“, erklärte Costa.
HSV-Zugänge Lokonga und Vieira „lange und gut bekannt“
Der 41-jährige Kaderplaner nannte mehrere Schlagwörter, als er gefragt wurde, wie der HSV es geschafft habe, Mittelfeldstratege Lokonga und Kreativspieler Vieira nach Hamburg zu lotsen. Erstens: mit „viel Kommunikation“. Zweitens: „mit zwischendurch ganz guten Nerven“. Und drittens: „mit einem am Ende guten Timing für uns“. Die beiden letzten Zugänge des Sommers seien dem HSV „lange und gut bekannt gewesen“, verriet Costa. „Wir hatten sie immer auf dem Zettel. Und gerade bei Sambi bestand die Möglichkeit schon ein wenig länger, dass man davon ausgehen konnte, dass da eventuell eine Tür aufgeht.“ Sie ging tatsächlich auf. Der HSV holte Lokongo, der nach vorangegangener Leihe bei Arsenal perspektivlos war, fest – für eine Summe offenbar unter der Millionengrenze.

Die exakte Ablösesumme bezifferte Costa am Tag nach dem Deadline Day nicht. Er sprach aber von einer „ganz charmanten Möglichkeit“, die sich für den HSV ergeben habe, weil Lokongas Vertrag in England nur noch bis Ende Juni 2026 galt und Arsenal-Coach Mikel Arteta nicht mehr auf ihn setzte. „Wir sind, ich will nicht sagen sparsam, aber konservativ im Wirtschaften, versuchen da absolut im Rahmen zu bleiben“, deutete Costa an, dass Lokonga eher zu einem Schnäppchen wurde. „Wir haben uns nicht treiben lassen – und die Geduld nicht zu früh verloren.“
Sportdirektor Costa: „Bei Vieira am Anfang keine Chance“
Costa betonte, dass nicht erst die Derbyniederlage gegen den FC St. Pauli dazu geführt habe, dass die Bosse noch einmal nachlegen wollten auf dem Transfermarkt. „Sondern wir haben relativ klar immer definiert, welchen Bedarf wir noch haben, wo wir noch nachrüsten wollen“, sagte er. „Dass wir auf der offensiven Kreativposition noch etwas machen wollten, das war auch hinlänglich bekannt.“ Zuletzt hatte Sportvorstand Stefan Kuntz diesen Wunsch am späten Freitagabend noch einmal geäußert. Der HSV setzte sein Vorhaben um – vor allem mit der Vieira-Leiha.
„Bei Fábio war es so, dass man am Anfang keine Chance hatte“, erzählte Costa über den 25-Jährigen, dessen Marktwert bei 22 Millionen Euro liegt und der in der Vorsaison beim FC Porto noch Europa League spielte sowie an der Klub-WM teilnahm. In den vergangenen Tagen aber erhielten die HSV-Bosse das Signal, dass eine Chance auf Vieira besteht. „Und das wurde dann kurz vor Ende relativ konkret, deswegen konnten wir zuschlagen“, so Costa.
HSV setzte drei späte Ausrufezeichen auf Transfermarkt
Mit Vieira, Lokonga (25) und dem auf Leihbasis von Tottenham Hotspur verpflichteten Luka Vuskovic (18) hat der HSV drei späte Ausrufezeichen auf dem Markt gesetzt. Garantien gab es dafür nie, vielmehr zähe Verhandlungen.
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„Man lebt natürlich permanent mit dem Risiko, dass am Ende des Tages etwas zeitlich nicht mehr aufgeht – oder Optionen wegbrechen“, weiß Costa. „Man muss viel kommunizieren und immer wieder fühlen: Kann das Wirklichkeit werden, oder jagen wir da irgendeinem Luftstoß hinterher?“ Das Netzwerk und die Erfahrung des Managers halfen dem HSV. Und Costa, der auf die Arbeit des gesamten Hamburger Scouting-Teams verwies, hielt zum Abschluss des intensiven Transferfensters mit elf Zugängen für die Profis (fix und per Leihe) fest: „Wenn man länger in diesem Transferzirkus mitarbeitet, dann hat man ein ganz gutes Gespür dafür, was Realität werden könnte und was nicht.“ Der Vieira-Deal wurde am Montagabend als Letztes real – auch wenn es um kurz vor 20 Uhr etwas hektisch zuging.
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