„Nicht abschlachten lassen!“ Verhinderte diese HSV-Szene eine Voll-Blamage?
Merlin Polzin nutzte die Halbzeitpause, um eindringlich auf seine Profis einzureden. Es wurde laut in der Gästekabine der Allianz Arena, das bestätigte Daniel Heuer Fernandes nach der 0:5-Klatsche beim FC Bayern. Der HSV-Keeper hatte vor der Standpauke durch den Trainer bereits auf dem Platz das Wort ergriffen. Er war mittendrin in einer Szene, mithilfe derer die Hamburger die große Blamage in München abwenden wollten.
Heuer Fernandes, Luka Vuskovic und Nicolai Remberg waren die Initiatoren des Mannschaftskreises, der sich in der eigenen Spielhälfte bildete, als Luis Díaz gerade zum 4:0 für die Bayern getroffen hatte – nach nur 29 Minuten. Es deutete sich Böses an. Weshalb die Führungsspieler ihre Kollegen um sich herum versammelten. Und dann gab es, während die Bayern-Stars um Díaz, Harry Kane und Serge Gnabry ein paar Meter weiter abermals jubelten, Klartext.
HSV-Profis wollten sich nach 0:4 ihren „Arsch aufreißen“
„Wir haben gesagt, wir reißen uns jetzt den Arsch auf“, berichtete Remberg hinterher. Nach dem vierten von fünf Gegentreffern seien im Teamkreis diese Worte gefallen: „Wir spielen trotzdem weiter, wir versuchen trotzdem, nach vorne zu spielen – und wir lassen uns hier nicht abschlachten!“ Der Mittelfeldmann war einer der HSV-Profis, die ihre Stimme erhoben, um alle verbal wachzurütteln. Auch Heuer Fernandes tat das, eilte dafür sogar aus seinem Tor.

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„Ich habe in diesem Moment gespürt, dass ich der Mannschaft irgendetwas mitgeben möchte, dass wir Stabilität brauchen“, erklärte der Keeper. „Wenn du in der Anfangsphase so viele negative Erlebnisse hast, brauchst du so ein Break.“ Dieser Moment des Innehaltens, des gegenseitigen Einschwörens auf die kommenden 60 Minuten, schien dem HSV geholfen zu haben. Zwar musste Heuer Fernandes vor der Pause noch gegen Michael Olise parieren (41.), aber kein weiteres Gegentor schlucken – ehe Polzin in den Katakomben an die Ehre seiner HSV-Spieler appellierte.
HSV-Keeper Heuer Fernandes: „So wirst du hier bestraft“
„Auch unsere Halbzeitansprache war wichtig“, befand Heuer Fernandes. „Wir haben sie mit Inhalten gefüllt, aber auch mit Energie. Und ich glaube, in der zweiten Halbzeit hat man gesehen, dass wir aggressiver waren, dass wir dem Gegner weniger Raum gegeben haben und selbst mehr Druck auf dem Ball hatten.“ Man habe ein „anderes Gesicht“ zeigen wollen, was nach dem erschreckenden Start ins Spiel unabdingbar war, um nicht auf dramatische Art und Weise unterzugehen. „Wir waren zu offen“, bemängelte der Torwart. „Dann wirst du hier eiskalt bestraft.“
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Debütant Vuskovic sah bei mindestens zwei von vier Gegentoren vor dem Seitenwechsel nicht gut aus. Auch auf den 18-Jährigen, der sich nach dem Debakel selbstkritisch zeigte, war es aber zurückzuführen, dass sich die HSV-Profis nach Díaz’ Fernschusstor versammelten. Dies belegt, dass der Kroate trotz seines jungen Alters bereits den Anspruch hat, als Abwehrchef und Leader voranzugehen. „Ich bin hier, um zu helfen“, erklärte Vuskovic nach der klaren Niederlage, die – auch dank des gnädigen Rekordmeisters – immerhin nicht zu einer Voll-Blamage wurde.
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