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Leistner in Grassau
  • HSV-Verteidiger Toni Leistner in Grassau.
  • Foto: WITTERS

Toni Leistner im Interview: Das denkt er über Walters Strafen

Toni Leistners erste Saison beim HSV war geprägt durch Aufs und Abs. Erst fand er nicht in die Spur, schließlich wurde er zum Abwehrboss – und dann durch eine Verletzung jäh ausgebremst. Die MOPO traf den 30-Jährigen im Team-Hotel in Grassau. Mit Maske. Und Abstand.

MOPO: Sie haben sich im Urlaub mit Corona infiziert. Wie geht es Ihnen aktuell?

Leistner: Mir geht es gut, danke. Ich hatte nur leichte Symp­tome und habe danach dann das Trainingsprotokoll zum Wiedereinstieg absolviert. Ich trainiere jetzt wieder ganz normal ohne Probleme mit der Mannschaft  – auch, wenn ich natürlich ein bisschen was nachzuholen habe. Von der Luft her ist aber alles gut.

Inwieweit hat Sie die Infektion in Ihrer Vorbereitung zurückgeworfen?

Vom Timing her war der Zeitpunkt der Infektion für mich persönlich eher blöd, weil es im Urlaub war (lacht). Gut ist, dass ich pünktlich zum Trainingsstart  die häusliche Quarantäne verlassen konnte. Wäre das während der Vorbereitung passiert, wäre das was anderes gewesen. Ich denke nicht, dass mich das zurückgeworfen hat. Auf dem Platz merke ich davon nichts mehr.

Sie haben eine turbulente Debütsaison beim HSV hinter sich. Wie bewerten Sie ganz persönliche Ihr erstes Jahr in Hamburg?

Ich hatte einen schwierigen Beginn mit der Dresden-Geschichte und der Roten Karte in Fürth, aber das gehört im Fußball leider manchmal dazu. Es geht nicht immer nur bergauf, es gibt auch Tiefs. Das muss man gut abschütteln. Ich denke, dass ich dann in den Spielen vor meiner Verletzung gezeigt habe, dass ich dem Team helfen kann. Dass ich mich ausgerechnet dann das erste Mal in meiner Karriere so richtig verletzt habe (Muskelbündelriss, d. Red.), war natürlich ärgerlich. Ich habe in der Reha richtig Gas gegeben, auch wenn einige Experten mir schon das Saison-Aus prognostiziert hatten. Alles in allem war es für mich persönlich eine durchschnittliche Saison.

Wie lange haben Sie nach der Saison gebraucht, um die Enttäuschung des Nicht-Aufstiegs abzuschütteln?

Klar hat man so ein, zwei Wochen daran zu knabbern. Natürlich macht man sich seine Gedanken und hinterfragt sich: Warum, wieso, weshalb? Das haben wir auch als Spieler untereinander gemacht und haben zusammen die Punkte analysiert. Jetzt gilt es, es in der neuen Saison besser zu machen.

In der Mannschaft und dem Trainerteam gab es einen Umbruch. War der aus Ihrer Sicht auch notwendig?

Dass es mit Horst nicht weitergeht, war ja von Anfang an klar. Deswegen musste ein neuer Trainer her. Dieser hat natürlich neue Ideen, wie er Fußball spielen möchte. Da kommt der Umbruch automatisch. Bei uns sind zudem viele Spieler gegangen, viele dazugekommen und vielleicht wird der eine oder andere noch kommen. Wenn man so lange dabei ist wie ich, ist das nichts Neues mehr. Da hat man schon das ein oder andere Gesicht mehr gesehen (schmunzelt). Jetzt wollen wir uns schnell aneinander gewöhnen und wieder angreifen.

Tim Walter ist ein sehr lauter, aktiver Trainer, hat viele Wettkampf-Ideen. Kommt das bei den Spielern gut an?

Der Trainer will dadurch unseren Siegeswillen noch mehr fördern. Ich kam am Donnerstag erstmals in den Genuss, eine Bestrafung absolvieren zu müssen (schmunzelt) – das gehört halt dazu. Er macht das gerne. Dagegen können wir uns nicht sträuben. Deswegen gewinne ich lieber im Training. (lacht)

HSV-Verteidiger Leistner mit Trainingslager zufrieden

Wie ist Ihr erster Eindruck vom Trainingslager in Grassau?

Der FC Bayern war nicht umsonst hier. Die Plätze und das Hotel sind top, wir haben hier alles, was wir brauchen, um an unseren Abläufen und der Fitness zu arbeiten.

Im Testspiel gegen Wacker Innsbruck (1:0) machten Sie nicht den sattelfestesten Eindruck.

Man hat ja gesehen, dass ich einige Probleme hatte. Ich bin erst seit vergangenem Freitag auf dem Trainingsplatz, habe Sonntag und Montag nicht trainiert. Ich brauche natürlich noch Zeit, um mich an die Abläufe und die neuen Ideen zu gewöhnen. Ich glaube, ich bin gerade in dem Stadium, in dem der Rest des Kaders in der letzten Woche schon war. Meine Beine sind abends schwer, da kriege ich manchmal das linke Bein kaum vor das rechte (lacht). Da fehlt es mir aktuell noch an Spritzigkeit. Aber ich weiß, was ich kann und wie ich dem Team helfe. Deswegen mache ich mir da keine Sorgen, dass ich nicht hinterherkomme.

In der Vorsaison haben Sie mit Stephan Ambrosius ein lange erfolgreiches Innenverteidiger-Duo gebildet. Sie als erfahrener Profi, daneben ein Youngster. Kann Jonas David nun diese Rolle einnehmen?

Ich versuche immer, den jungen Spielern was mitzugeben. Egal, ob sie spielen oder nicht. Man muss den Hut ziehen vor Jonas. Er hat in der Vorsaison nicht viel gespielt, aber hat sich in jedem Training komplett reingehauen und sich stetig weiterentwickelt. Das hilft nicht nur ihm, sondern auch unseren Stürmern. Es ist immer schön anzusehen, wenn sich junge Spieler so entwickeln. Wenn er da dranbleibt, denke ich schon, dass er diese Saison mehr Einsatzminuten bekommen wird.

Welche Ziele haben Sie für die kommende Saison – persönlich und als Mannschaft?

Das erste Ziel ist natürlich, in Dresden nicht auf die Tribüne zu krabbeln… (lacht laut) Spaß beiseite. Ich möchte einfach fit bleiben. Die Jahre zuvor habe ich nie wirklich aufgrund von Verletzungen gefehlt. Als Team wollen wir natürlich so viele Punkte sammeln und oben ein Wörtchen mitreden. Es ist ja kein Geheimnis, dass der Hamburger SV eigentlich in eine andere Liga gehört. Dafür werden wir alles tun – und am Ende sehen wir, was dabei herrauskommt.

Leistner in Vorfreude auf HSV-Saison

Mit Schalke und Werder kommen zwei echte Schwergewichte in die Liga. Ist das für Sie noch eine Extra-Motivation?

Vielleicht ist es sogar ganz gut, dass sich Vereine wie zum Beispiel Sandhausen oder Erzgebirge Aue jetzt nicht nur auf den HSV freuen, sondern dass sie vielleicht auch vor einem Schalke-Spiel schon mal um 6 Uhr morgens aufwachen, weil sie heiß sind, wie Frittenfett (schmunzelt). Dass wir nicht in der absoluten Favoritenrolle sind, ist vielleicht ganz gut. Aber natürlich wollen wir jedes Spiel seriös angehen und für uns entscheiden. Ganz egal, ob es das erste Spiel auf Schalke ist oder das zweite Spiel gegen einen Aufsteiger.

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