Miro Muheim im Gespräch mit Merlin Polzin

Miro Muheim (l./mit Merlin Polzin) traf auf Mallorca ins eigene Tor. Foto: WITTERS

Läuft dem HSV die Zeit weg? Schwache Generalprobe besorgt Polzin „gar nicht“

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Die 47. „Trofeu Cituat de Palma“ (Trophäe der Stadt Palma) bleibt in der Heimat des Gastgebers: RCD Mallorca. Der HSV hat gegen den spanischen Erstligisten mit 0:2 (0:1) und somit sein fünftes Testspiel in Folge verloren – also die Generalprobe vor dem Pflichtspielauftakt in der kommenden Woche in den Sand gesetzt. Die Partie zum Abschluss des Inselcamps offenbarte abermals viele Mängel, die vor dem Saisonstart alarmierend wirken. Negativer Höhepunkt: Jordan Torunarigha kassierte wegen einer unnötig harten Grätsche kurz vor Schluss Rot.

Das niveauarme Duell mit den Mallorquinern hinterlässt weitere Fragezeichen. Der dünne Auftritt des HSV konnte die Zweifel, ob er bereit ist für den Bundesliga-Auftakt, nicht beseitigen. Trotzdem ist Merlin Polzin „gar nicht“ in Sorge darüber, dass seiner Mannschaft die Zeit wegläuft – dass nicht mehr genügend Vorbereitungstage bleiben, um die nötigen Korrekturen vorzunehmen. Und auch die Qualität wird reichen, um in der Bundesliga zu bestehen, glaubt der Trainer. „Ja, klar“, antwortete er nach dem letzten Test des Sommers und versprach: „Wir werden bereit sein – auf unsere, eine andere Art und Weise, weil wir nur damit eine Chance haben.“ Der Samstagabend machte in dieser Hinsicht kaum Hoffnung. 0:1 in Kopenhagen, 1:2 in Graz, 0:4 gegen Lyon, 1:5 in Freiburg, nun das finale 0:2.

HSV verliert letztes Testspiel gegen RCD Mallorca mit 0:2

Der HSV startete schläfrig und lag daher früh hinten. Nach einem schnellen RCD-Spielzug war die linke Abwehrseite der Hamburger entblößt, Daniel Elfadli war im Zentrum nicht optimal positioniert im Duell mit Vedat Muriqi – und der kurz unaufmerksame Torunarigha ließ Torschütze Takuma Asano entwischen (0:1/13.). Elfadli musste danach noch zweimal in höchster Not klären. Der defensiv eingestellte HSV operierte offensiv meist mit ungenauen langen Bällen, auch das Kurzpassspiel war fehlerhaft. Bezeichnend: Torunarighas Pass ins Aus, da Alexander Røssing-Lelesiit eine andere Idee hatte. Die Abstimmungsprobleme, sie häuften sich. Der HSV wirkt kurz vor dem Start nicht eingespielt.


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Weitere Probleme: Im Spielaufbau herrschte zu wenig Bewegung, die Automatismen im neuen 3-4-3-System sitzen längst noch nicht. Das ist grundsätzlich verständlich bei einem Umbruch, wie der HSV ihn in diesem Sommer hinter sich hat. Mit Giorgi Gocholeishvili stand zudem ein gerade erst verpflichteter Spieler erstmals in der Startelf. Dass sieben Tage vor dem DFB-Pokal-Erstrundenspiel in Pirmasens nur eine gefährliche Torchance in der ersten Hälfte zustande kam, ist dennoch zu wenig: Ransford Königsdörffer scheiterte nach einem langen Ball von Torunarigha, den Nachschuss brachte Nicolás Capaldo nicht im Tor unter (39.). Ansonsten verteidigte der HSV viel – und tief.

Auch bei Gegentor: Viele Abstimmungsprobleme beim HSV

Nach der Pause führte ein weiteres Abstimmungsproblem zwischen Kapitän Miro Muheim und Daniel Peretz, der beginnen durfte, zum 0:2: Der Schweizer köpfte über den HSV-Torwart hinweg ins eigene Tor (59.). Peretz konnte sich bei seiner Bewährungsprobe im Duell um die Nummer eins kaum auszeichnen, in Pirmasens wird Daniel Heuer Fernandes über 90 Minuten im Tor stehen. Zumindest vorne lief das HSV-Spiel im zweiten Abschnitt etwas flüssiger.

Königsdörffer hätte nach einer Flanke von Joker Rayan Philippe treffen müssen (68.), der Franzose selbst scheiterte in der Schlussphase nach einem Kopfball-Querpass von William Mikelbrencis (81.). Auch in der 90. Minute tauchte der HSV noch mal in Mallorcas Strafraum auf: RCD klärte, Torunarigha lief Jan Salas hinterher – und grätschte das 19-jährige Talent an der Seitenlinie rüde um. Eine völlig überflüssige Aktion, noch dazu in einem Testspiel, für die er zu Recht die Rote Karte sah. Der Platzverweis rundete den schwachen Hamburger Auftritt ab. Fünf Pleiten in Serie.

Jordan Torunarigha sah gegen RCD Mallorca glatt Rot. WITTERS
Jordan Torunarigha sieht auf Mallorca Glatt-Rot
Jordan Torunarigha sah gegen RCD Mallorca glatt Rot.

„Natürlich haben wir gehofft, dass wir noch ein Stück weiter sind, was Konsequenz angeht“, gestand Polzin nach der Partie. „Es geht gar nicht so sehr um den Spielverlauf, sondern, dass wir dann eher kaltschnäuziger sind.“ Der Coach bewertet es als positiv, dass der HSV nach Ballgewinnen – anders als noch gegen Freiburg – diesmal die eine oder andere Chance herausgespielt hat. Die Effektivität in den entscheidenden Situationen habe aber gefehlt – und die Entschlossenheit in der Defensive. „Natürlich haben wir alle gesehen, dass wir noch nicht in einem Flow sind, dass wir noch nicht so weit sind, dass da alles perfekt läuft.“ Polzin bezeichnet diesen Prozess aber weiterhin als normal und verweist auf die vielen Neuzugänge in der Startformation: „Es gibt Verbindungen, die noch nicht gegeben sind.“

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Dennoch: Ein Mutmacher war der Auftritt im mit 11.150 Zuschauern gefüllten „Estadi de Son Moix“ nicht. Hunderte HSV-Fans waren vor Ort, bekamen aber eine über weite Strecken harmlose Auswärtsmannschaft zu sehen. Polzin befand: „Entscheidend ist, dass wir jetzt nicht kopflos werden und aus den Emotionen heraus handeln.“ Er betonte trotz des erneut schlechten Resultats: „Wir haben Bock auf die Herausforderung – und sind auch dazu bereit, diese Herausforderung anzugehen. Die Mannschaft ist es auch. Wir sind klar im Verein. Das ist das Wichtigste, was zählt.“ Zumindest intern. In der Bundesliga aber, die in knapp zwei Wochen beginnt, werden ausschließlich Punkte zählen.

So spielte der HSV: Peretz – Ramos (78. Omari), Elfadli, Torunarigha – Gocholeishvili (61. Mikelbrencis), Remberg (61. Meffert), Capaldo, Muheim – Sahiti (45. Philippe), Königsdörffer (78. Glatzel), Røssing-Lelesiit (61. Stange)

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