Ransford Königsdörffer beim Volksparkfest

Ransford Königsdörffer beim Volksparkfest Foto: WITTERS

Königsdörffer vorm Blitz-Abgang – was der Deal für den HSV bedeuten würde

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Die Nachricht schlug am Samstagabend ein wie eine Bombe. Ransford Königsdörffer steht unmittelbar vor dem Abgang zum französischen Spitzenklub OGC Nizza, die Ablöse soll bei zumindest sechs Millionen Euro liegen. Für den HSV wäre es der nächste Abgang eines der Aufstiegshelden, die den Verein nach sieben Jahren Zweitklassigkeit zurück in die Bundesliga schossen. Geht nach Davie Selke (ablösefrei zu Basaksehir Istanbul) auch Königsdörffer, wären 36 Saisontore einfach weg.

So mancher HSV-Fan war am Samstag noch damit beschäftigt, die Berichte zur 1:5-Testspielniederlage beim SC Freiburg einzuordnen, da lieferte das Internet schon neues Futter. Um 19.07 berichtete der französische Journalist Fabrice Hawkins vom Radio-Sender „RMC“ via „X“ von Königsdörffers offenbar bevorstehendem Wechsel. Eine Überraschung, nicht zuletzt, weil der HSV wenige Stunden zuvor eine falsche Fährte gelegt hatte. Dass Königsdörffer in Freiburg zwar anwesend war, aber nicht zum Einsatz kam, habe mit Gründen der Belastungssteuerung zu tun, hieß es am Rande des Spiels. Trick 17 sozusagen …

Königsdörffer schoss in der HSV-Aufstiegssaison 14 Tore

Dass Königsdörffer den HSV tatsächlich allem Anschein nach verlassen wird, liegt an seiner aus Vereinssicht komplizierten Vertragslage. Der Kontrakt des Angreifers – der in der Vorsaison mit 14 Treffern maßgeblich am Aufstieg beteiligt war – endet im Sommer 2026. Seit Monaten laufen die Gespräche bezüglich einer Verlängerung. Doch insbesondere in Gehaltsfragen sollen Klub und Spieler auch zuletzt noch recht weit auseinandergelegen haben. Eine Diskrepanz, die Nizza nun zu seinen Gunsten zu nutzen scheint. Denn in diesem Sommer kann der HSV letztmals eine Ablöse für Königsdörffer generieren.


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Die Franzosen locken mit der Aussicht auf die Champions League. Am Mittwoch steht das Hinspiel der Playoffs gegen Benfica Lissabon auf dem Programm. Sollten die „Niçois“ scheitern, bliebe zumindest die Teilnahme an der Europa League. Verlockende Aussichten für Königsdörffer, der an der Côte d’Azur auch den erhofften Gehaltssprung schaffen würde. Und dem HSV würde ein satter Transfergewinn bleiben: Vor drei Jahren war Königsdörffer für 1,2 Millionen Euro aus Dresden nach Hamburg gewechselt.

Verpflichtet der HSV einen Königsdörffer-Ersatz?

Auch wenn es bis Sonntagmittag weiterhin keine offizielle Bestätigung des sich anbahnenden Transfers gab, gilt der Deal als sehr wahrscheinlich. Spannend wird zu verfolgen sein, wie der HSV auf den Abgang seines Stürmers reagieren würde. Verpflichten die Bosse bis zum Ende des Transferfensters einen neuen Stürmer? Oder setzen sie auf den vorhandenen Kader?

Rayan Philippe (r./hier im Test gegen Lyon) könnte bei Bedarf in die Königsdörffer-Rolle rutschen. imago/Michael Schwarz
Rayan Philippe (r./hier im Test gegen Lyon) könnte bei Bedarf in die Königsdörffer-Rolle rutschen.
Rayan Philippe (r./hier im Test gegen Lyon) könnte bei Bedarf in die Königsdörffer-Rolle rutschen.

Schaut man sich das aktuelle Aufgebot an, müsste der HSV wohl nicht zwingend reagieren. Zwar startete Königsdörffer mit der Aussicht, künftig Hamburgs Stürmer Nummer eins zu sein, in die Vorbereitung. Nach überwiegend mageren Leistungen in den Tests aber hatten zuletzt Neuzugang Yussuf Poulsen (kam von RB Leipzig) und Robert Glatzel die besseren Karten. Dazu kommt: Mit dem aus Braunschweig verpflichteten Rayan Philippe hat der HSV einen weiteren Angreifer im Kader, der im Bedarfsfall die Königsdörffer-Rolle als spielender Stürmer ausfüllen könnte. So erzielte Philippe in den vergangenen beiden Zweitligajahren 21 Treffer (in 59 Partien) für Braunschweig. Auf dem rechten Flügel, wo der HSV Philippe eigentlich einplante, steht mit Emir Sahiti eine adäquate Alternative bereit. Im Angriff hätte der HSV auch noch Talent Otto Stange (18) in der Hinterhand.

Der HSV befindet sich nach dem Aufstieg im Umbruch

Deutlich gravierender könnte sich Königsdörffers Abgang hingegen auf das Innenleben der Mannschaft auswirken. Schon jetzt wirkt der HSV wie ausgewechselt und tut sich in der Vorbereitung – wenn auch gegen überwiegend starke Gegner – erkennbar schwer. Zuletzt setzte es Niederlagen in Kopenhagen (0:1), Graz (1:2), gegen Lyon (0:4) und in Freiburg. Die von Trainer Merlin Polzin angedachte Systemänderung mit Dreier-Abwehrkette braucht erwartungsgemäß Zeit. Dazu wurde der Kader mächtig auf links gedreht: Sieben neue Profis kamen bislang, zumindest drei weitere Zugänge (für die Abwehrmitte, rechts hinten und das offensive Mittelfeld) sind noch geplant. Mit Miro Muheim und Jean-Luc Dompé sind nur noch zwei Aufstiegsspieler der Vorsaison klar gesetzt. Und der Franzose droht wegen einer Sprunggelenksverletzung  den Saisonstart zu verpassen.

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Königsdörffer wäre nach Selke (wurde mit 22 Toren Zweitliga-Torschützenkönig) und Ludovit Reis (für bis zu sieben Millionen Euro nach Brügge) der nächste Hochkaräter, der den HSV verlässt. Und ein weiteres Gesicht des Aufstiegs, das plötzlich nicht mehr da wäre.  

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