William Mikelbrencis sitzt mit enttäuschtem Blick auf dem Rasen

William Mikelbrencis stand zuletzt dreimal in Folge in der Startelf – war beim HSV aber nicht immer vollends happy. (Foto: WITTERS)

„Ich war ganz allein“: Mikelbrencis im ersten HSV-Interview mit Geständnis

William Mikelbrencis sagte nach drei Startelf-Einsätzen in Folge: „Ich hoffe, dass es so weitergeht. Ich gebe mein Maximum, damit es so bleibt.“ Denn seine bisherigen zwei HSV-Jahre waren nicht immer einfach. Öffentlich gesprochen hat der 20-Jährige darüber noch nicht, seitdem er im Sommer 2022 nach Hamburg gekommen ist. Doch in seinem ersten Interview vor Klub-Kameras gab Mikelbrencis vor dem Ulm-Spiel, in dem er nicht zum Einsatz kam, ehrliche sportlich-private Einblicke.

„Für meine Moral“, sagt der Franzose im „Spieltagscheck“ des Vereins auf YouTube, „ist es sehr wichtig, dass ich aktuell von Anfang an spiele.“ Auf insgesamt 24 Einsätze für den HSV bringt es Mikelbrencis inzwischen, in sieben der letzten neun Pflichtspiele stand er auf dem Feld. Die gute Entwicklung ging zuletzt sogar so weit, dass Vorstand Stefan Kuntz dem zwischenzeitlichen Wechselkandidaten einen Verbleib über den Winter hinaus in Aussicht stellte.

Mikelbrencis ging mit HSV-Wechsel erstmals ins Ausland

Danach sah es lange Zeit nicht aus. Auch wegen Verletzungen spielte Mikelbrencis in der Rückrunde der Vorsaison gar nicht, in seiner ersten HSV-Spielzeit 2022/23 hatte er es unter Tim Walter auf lediglich sechs Zweitliga-Einsätze gebracht. „Meine Anfangszeit war nicht leicht“, gesteht Mikelbrencis jetzt offen. „Vor allem, dass ich hier ganz allein ohne meine Familie war. Das war schwierig.“ Schließlich war der Schritt vom FC Metz nach Hamburg vor zweieinhalb Jahren für Mikelbrencis der erste ins Ausland. Damals war er dem HSV 700.000 Euro wert, aber selbst war erst 18.

Spätestens im Laufe dieser Spielzeit sei es besser geworden, berichtet Mikelbrencis, der es zu Saisonbeginn noch schwer hatte und zwischen dem zweiten und siebten Zweitliga-Spieltag nie im Profi-Kader stand. Stattdessen kam er fünfmal in der Regionalliga zum Einsatz (ein Tor, vier Vorlagen). „Weil ich noch ein junger Spieler bin, ist es für mich wichtig, zu spielen. Deshalb war es besser für mich, Spielpraxis in der U21 zu sammeln“, erklärt Mikelbrencis.

HSV-Trainer Favé und Krohn helfen dem jungen Franzosen

Zu Loic Favé und Richard Krohn, die mittlerweile die Profi-Assistenten von Merlin Polzin sind, die aber eigentlich bei der U21 an der Seitenlinie stehen, habe er ein „gutes Verhältnis“, sagt der Youngster. „Das passt, ich habe ein sehr gutes Gefühl.“ Zumal Favé französisch spricht, was ihm helfe. „Loic und Richi haben viel mit mir geredet und waren für mich da“, zeigt sich Mikelbrencis froh. „Es war mein Anspruch, in der U21 alles zu geben und gute Leistungen zu zeigen, um es irgendwann wieder in den Profi-Kader zu schaffen.“ Dazu kam es erstmals wieder Anfang Oktober.

Es sei zwar „hart“ gewesen, bis zur Partie in Düsseldorf (3:0) gar nicht für die Zweitliga-Mannschaft zu spielen, gesteht Mikelbrencis. „Aber im Fußball kann es in beide Richtungen sehr schnell gehen. Deswegen habe ich weiter an mir gearbeitet und hoffe, dass ich mich jetzt in der ersten Mannschaft festgespielt habe.“ Einigen Kurzeinsätzen folgten zuletzt die Startelf-Auftritt gegen Schalke 04 (2:2), den Karlsruher SC (3:1) und den SV Darmstadt 98 (2:2).

„Wie mein zu Hause“: Mikebrencis beim HSV angekommen

Auch Polzin nahm Mikelbrencis nach dem Abschied von Steffen Baumgart erst mal nicht aus der Anfangsformation. „Merlin und ich kennen uns schon länger. Jetzt ist er der Cheftrainer, aber er war ja schon Co-Trainer unter Tim (Walter; d. Red.) und Steffen (Baumgart; d. Red.)“, weiß der ehemalige U-Nationalspieler und erzählt über sich und Polzin: „Wir haben eine gute Verbindung zueinander. Er ist mit mir viel in die Video-Analyse gegangen und hat mir geholfen, indem er gezeigt hat, was ich besser machen kann. Merlin hat mir immer an mich geglaubt und das will ich ihm auf dem Platz zurückzahlen, wenn ich die Chance habe, zu spielen.“ Dafür benötigt er vor allem: Konstanz.

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Wegen seines Patzers vor dem zweiten Darmstädter Tor am vergangenen Sonntag ist unsicher, ob Mikelbrencis auch in Ulm wieder starten darf. Im HSV-Trikot agierte er bei allen positiven Ansätzen, die er immer wieder zeigt, bislang zu wechselhaft. An einen Abschied denkt Mikelbrencis momentan aber offenbar nicht – sagt er doch: „Ich komme jeden Tag gerne hierher. Ich fühle mich sehr gut hier. Es ist jetzt wie mein zu Hause.“ Mit Jean-Luc Dompé und Lucas Perrin habe er aufgrund der gemeinsamen Herkunft „eine besondere Beziehung“. Aber nicht nur das.

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Auch mit Fabio Baldé (19) versteht sich Mikelbrencis bestens. „Fabio und ich sind im gleichen Alter, wir lachen viel zusammen und gehen zusammen Abendessen“, berichtet er. „Wir haben gleiche Interessen und machen auch außerhalb des Platzes viel zusammen. Aber ich verstehe mich mit allen aus der Mannschaft gut.“ Robert Glatzel, Bakery Jatta und Ludovit Reis seien „wie große Brüder“ für ihn: „Sie ermutigen mich und sind für mich da, wenn es für mich nicht so gut läuft.“ Mikelbrencis’ Hoffnung und auch die des HSV ist, dass es so gut weiterläuft wie zuletzt.

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