Ex-HSV-Stürmer Lasogga: So heiß ist er auf sein Derby-Comeback
Sieben Stadtduelle und fünf HSV-Pleiten in diesen Partien hat es gegeben, seit Pierre-Michel Lasogga zum Derby-Helden avancierte. Am Freitagabend wird er erstmals, seit er zum 4:0-Sieg am Millerntor im März 2019 zwei Tore beitrug, wieder bei einem Spiel seines Ex-Klubs gegen St. Pauli dabei sein. Und ist heiß auf sein etwas anderes Derby-Comeback. Im MOPO-Interview spricht Lasogga über seine Rolle als Co-Kommentator, jene als Derby-Held, seine Erwartungen an das Spiel und den HSV-Aufstieg.
Sieben Stadtduelle und fünf HSV-Pleiten in diesen Partien hat es gegeben, seit Pierre-Michel Lasogga zum Derby-Helden avancierte. Am Freitagabend wird er erstmals, seit er zum 4:0-Sieg am Millerntor im März 2019 zwei Tore beitrug, wieder bei einem Spiel seines Ex-Klubs gegen St. Pauli dabei sein. Und ist heiß auf sein etwas anderes Derby-Comeback. Im MOPO-Interview spricht Lasogga über seine Rolle als Co-Kommentator, jene als Derby-Held, seine Erwartungen an das Spiel und den HSV-Aufstieg.
MOPO: Herr Lasogga, HSV gegen St. Pauli, Sie kennen dieses Duell aus Ihrer Zeit im Volkspark. Was bedeutet es, als Spieler bei so einer Partie auf dem Platz zu stehen?
Pierre-Michel Lasogga (31): Es sind in einer Saison definitiv ganz besondere Spiele, die einen ganz anderen Gemütszustand bei den Spielern auslösen. Es ist egal, wie viele Bundesliga- oder Zweitliga-Spiele man auf dem Buckel hat: Diese Spiele werden immer etwas Besonderes sein. Schon gefühlt zwei, drei Wochen vorher merkt man die Atmosphäre in der Stadt, dass das Derby immer näher rückt. Das bekommt man als Spieler mit. Am Spieltag selbst sieht man oft Märsche von Fans, den zunehmenden Verkehr.
Ex-HSV-Profi Pierre-Michel Lasogga im MOPO-Interview
Das macht schon etwas mit einem, weil es die Besonderheit dieses Spiels widerspiegelt. Auch während des Spiels, vor allem in den ersten Minuten, merkt man die Anspannung, den Druck – weil beide Fan-Parteien unabhängig vom Saisonverlauf die Erwartung haben, dass man dieses Spiel gewinnt. Das spürt man natürlich als Spieler. Es ist ein normaler Spieltag – aber trotzdem etwas Außergewöhnliches.
Ihr zweites und bisher letztes Stadtderby fand im März 2019 statt. War das im Rückblick einer der schönsten Tage in Ihrer HSV-Zeit?
Das würde ich definitiv dazuzählen. Auch wenn die acht, neun Spiele danach sehr unglücklich gelaufen sind: An diesem Tag hat irgendwie alles gepasst. Gefühlt war es noch geiler, dort am Millerntor zu gewinnen als zuhause. Es hat sich an diesem Tag so sensationell angefühlt. Es gehört zu den erinnerungsträchtigsten Spielen meiner HSV-Zeit.
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Der HSV gewann am Millerntor mit 4:0 und Sie schossen selbst zwei Tore. Kann man sich einen Derby-Tag besser ausmalen?
Absolut nicht. Unabhängig davon, dass ich selbst erfolgreich war: Ich hatte das Gefühl, dass es eines unserer besten Spiele war. Es hat alles geklappt, jeder hat sich für jeden geopfert, es hat mega viel Spaß gemacht, auf dem Platz zu stehen. Ich fühle diesen Tag noch immer sehr. Es war schon etwas Außergewöhnliches. Ich hatte vorher schon mit Hertha BSC auf St. Pauli gespielt, aber mit dem HSV dort zu spielen und zu gewinnen, das hat sich eingeprägt.
Nach Derbysieg auf St. Pauli: Lasogga war „fix und fertig“
Wie fühlt sich das an, wenn man im Nachgang tage- oder sogar wochenlang als Derby-Held gefeiert wird?
Schwierig zu sagen. Natürlich freut es einen und überkommt einen, dass man mitentscheidend zum Derbysieg beigetragen hat. Viele haben den Sieg damals echt gefeiert, aber ich werde bis heute nicht vergessen, dass ich nach dem Spiel um 18 oder 19 Uhr fix und fertig und total erschöpft war. Man denkt sich, dass man voller Energie sein, feiern und den Tag genießen sollte – aber bei mir war es komplett anders. Der Druck, der auf mir gelastet hat, hat sich an dem Abend gelöst – weil es einfach so gut geklappt hat, wir gewonnen haben und ich zwei Tore gemacht habe. Es hat sich alles gelöst, sodass ich einfach nur müde war und total ausgepowert. Weil man sich so fokussiert und reingebissen hat in dieses Spiel, dass mein Körper nach dem Spiel wie auf null war.
Fühlen Sie sich noch immer als Derby-Held?
Das sind Momente, die nicht verschwinden. Das Spiel ist nach wie vor da und man kann nach wie vor sehen, wer prägend eingegriffen hat in das Spiel (lacht). Das wird sich nicht ändern. Aber ich erwarte nicht, dass ich heute durch die Stadt gehe und mich jeder als Derby-Held sieht. So bin ich nicht als Typ und Fußball ist ein sehr schnelllebiges Geschäft. Es war ein sehr besonderes Spiel, aber auch dafür gab es nur drei Punkte. Es wird trotzdem immer ein geiler Tag bleiben, den ich erleben durfte.

Nach besagtem 4:0 konnte der HSV nur noch eines der folgenden sieben Stadtderbys gewinnen. Wie haben Sie die Spiele gegen St. Pauli seither aus der Ferne verfolgt? War auch ein bisschen Schmerz dabei?
Es war weniger Schmerz als oft überraschend. Unabhängig davon, wie eine Saison verläuft oder verlaufen ist: Wenn es zu diesem Spiel kommt, werden die Karten neu gemischt. Da ist es egal, ob der eine auf Platz eins oder der andere auf Platz 18 steht. Man weiß nie, was passiert – und das hat man in den letzten Jahren gesehen, weil der HSV wahrscheinlich in 95 Prozent als Favorit ins Spiel ging, aber es fast nie überzeugend auf den Platz bringen konnte. Ich weiß nicht, wieso, aber St. Pauli hat es irgendwie geschafft, sich immer zu einhundert Prozent auf dieses Spiel einzulassen
Bei Sky: Lasogga kommentiert den HSV im Stadtderby
Ist es das erste Derby, bei dem Sie am Freitag wieder im Stadion sein werden?
Tatsächlich ja. Davor hat es einfach nicht geklappt – aufgrund der Pandemie und der Entfernung zu Hamburg, die ich in Katar hatte. Es hat sich nicht ergeben, aber jetzt passt es und ich bin sehr froh, mal wieder dabei zu sein.
Am Freitag werden Sie in ganz neuer Rolle dabei sein: als Co-Kommentator. Ist es Ihr Debüt?
Tatsächlich ist es mein erstes Mal. Ich bin selber sehr gespannt, wie es funktionieren wird. Ich habe in meinem Leben schon sehr viele Interviews gegeben, auch vor laufender Kamera, und ich habe mir schon sehr viele Spiele mit Co-Kommentator angeguckt. Aber selber mal in der Rolle zu sein – da werde ich mich überraschen lassen, wie ich das meistern werde.
Werden Sie die Neutralität wahren können – oder drücken Sie insgeheim dem HSV die Daumen?
Eine gewisse Neutralität muss man wahren, so viel Profi muss man sein. Aber natürlich: Jeder, der mich kennt, weiß, dass mein Herz für den HSV schlägt. Aber wenn St. Pauli eine gute Aktion hat, werde ich das nicht kritisieren. Da wird jeder vollstes Verständnis haben, wenn ich den einen oder anderen positiven Kommentar über St. Pauli fallen lassen werde (lacht).
Lasogga hofft auf den HSV-Aufstieg: „Wird nicht einfacher“
Wie geht das Spiel aus? Und warum?
Sehr, sehr schwierig. Was dieses Spiel so interessant macht, ist die Tabellenkonstellation. Ich glaube, das gibt noch mal eine gewisse Extra-Brisanz. Ich wünsche mir ein 2:1 für den HSV. Warum das Spiel so ausgeht, weiß ich selbst nicht (lacht). Wenn ich den Blick in die Zukunft richte und sehe, was bald wieder aus der Bundesliga runterkommen könnte, würde ich es mir einfach wünschen, damit der HSV aufsteigt. Da wären drei Punkte unabhängig vom Derby-Sieg einfach enorm wichtig.
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Glauben Sie an den Aufstieg Ihres Ex-Klubs?
Ich hoffe es einfach und wünsche es dem HSV, seinen Fans und auch der Stadt Hamburg, mal wieder einen Bundesliga-Klub in der Stadt zu haben. Es wird Jahr für Jahr nicht einfacher. Dieses Jahr sieht es ganz gut aus und ich hoffe, dass sie es in den letzten Spieltagen einfach ziehen. Das sollte machbar sein.