„Eine längere Vorgeschichte“: Warum Schiri Schlager den HSV zur Weißglut brachte
Er hatte Redebedarf – und das nicht zu knapp. Nach der Partie in Köln diskutierte HSV-Trainer Merlin Polzin noch lange mit Schiedsrichter Daniel Schlager. Der Referee hatte beim 1:4 der Hamburger binnen vier Minuten Immanuel Pherai (79.) und Fábio Vieira (83.) mit Gelb-Rot vom Platz gestellt. Für den HSV-Coach zwei inakzeptable Entscheidungen: „Der Schiedsrichter hat massiv auf das Endergebnis des Spiels Einfluss genommen. Das kann nicht im Sinne des Fußballs sein.“
Zweimal Gelb-Rot für den HSV, zweimal heftige Diskussion. Schon bei der ersten, als Pherai nur 51 Sekunden nach seiner ersten Verwarnung und ganze 90 Sekunden nach seiner Einwechslung in Kölns Kristoffer Lund hineinrutschte und des Feldes verwiesen wurde. Bitter für den Hamburger, der vor dem Zweikampf ausrutschte und nicht mehr abbremsen konnte.
HSV-Trainer Polzin moniert fehlende Verhältnismäßigkeit
Schlager erklärte bei TV-Sender DAZN: „Für mich geht der Spieler mit hoher Intensität in den Zweikampf, spielt nicht den Ball und grätscht mit hohem Tempo in die Beine seines Gegenspielers. Das ist für mich in dem Fall rücksichtslos.“ Und weiter: „Da er schon verwarnt war, ist es eine Gelbe Karte und wenn es eine Gelbe ist, ist es entsprechend auch eine Gelb-Rote Karte.“

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Polzin sah das anders – denn in Hälfte eins war HSV-Abwehrmann Luka Vuskovic Leidtragender einer ähnlichen Attacke, freilich ohne Konsequenzen für seinen Gegenspieler. „Die Verhältnismäßigkeit, wenn in der ersten Halbzeit ein Argument Richtung unsere Bank geht, dass es kein Gelb für einen Kölner ist aufgrund des Wegrutschens, weil er es nicht mit Absicht getan hat, passt halt einfach nicht zusammen“, so Hamburgs Trainer.
„Irgendwann ist auch bei mir eine Grenze erreicht“
Hoch schlugen die Wellen der Empörung auch wegen der zweiten Gelben Karte für Vieira, der sich zuvor über das Zeitspiel der Kölner bei Schlager beschwerte. „Das hat eine längere Vorgeschichte“, so der Referee. „Es war in der ersten Halbzeit so, dass der Spieler Vieira immer wieder zu mir kam und protestiert hat bei Situationen. Aber wir haben den Kapitänsdialog, es darf eigentlich nur der Kapitän mit dem Schiedsrichter sprechen und wir haben da trotzdem sehr viel zugelassen.“
Dennoch: Schlager will Vieira und Polzin in der Pause darauf hingewiesen haben, dass es so nicht weitergehen könne. „Es hat aber auch in der zweiten Hälfte nicht aufgehört. Irgendwann ist auch bei mir eine Grenze erreicht.“
Klar, dass Polzin eine andere Sicht der Dinge hat: „Ich hätte mir erwartet, dass mehr Fingerspitzengefühl vorhanden ist. Die Aktion von Fábio war nicht so schlimm, dass man so reagieren muss. Es war kein böses Foul und es sind keine Schimpfwörter gefallen.“ Für den Trainer unterm Strich „zu wenig, um das Spiel so massiv zu beeinflussen. Das muss man auch den Spielverlauf ein wenig im Blick haben“.
Fábio Vieira kassiert zweiten Platzverweis beim HSV
Schlimm für Vieira, der binnen fünf Wochen zum zweiten Mal des Feldes verwiesen wurde. Nachdem er in Berlin glatt Rot gesehen hatte, fehlte er zwei Partien. Nun muss er auch am kommenden Samstag gegen Dortmund pausieren.

Möglich, dass auch Vieiras Frust über sein nicht gegebenes Tor zum vermeintlichen 1:2 (50.) eine Rolle spielte – nachdem Schlager und der Kölner Keller sich zuvor mehr als fünf Minuten damit Zeit ließen. „Wenn man weiß, dass dann sein Puls ein wenig höher ist, muss man mit den folgenden Szenen vielleicht etwas anders umgehen“, so Polzin.
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Schlager gab sich Mühe, den Hamburgern seine Entscheidungen zu erklären. Letztlich reichte man sich die Hand – das Unverständnis aber blieb.
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