Dramatische Zahlen! Wie lange hält HSV-Trainer Polzin noch an Königsdörffer fest?
Seine Uhr tickt und tickt. Seit 659 langen Minuten wartet Ransford Königsdörffer darauf, dass sein Torknoten endlich platzt. Auch beim 1:4 in Köln jagte der HSV-Angreifer seinem ersten Bundesligatreffer vergeblich nach, stattdessen ging diesmal fast alles schief, was schiefgehen konnte. Und nun? Die öffentlichen Diskussionen um Königsdörffer nehmen wöchentlich zu, Merlin Polzin aber hielt bis zuletzt ohne Wenn und Aber an seinem Stürmer fest. Mehr und mehr steht aber auch der Trainer in der Pflicht, das Problem zu lösen.
Königsdörffer ist nicht bekannt dafür, in den sozialen Medien nach jedem noch so kleinen Eintrag zu seinem Namen zu suchen. Das ist dieser Tage vielleicht auch gut so. Schon während der Partie in Köln wurde der Auftritt des Stürmers auf X, Instagram oder Facebook schnell zu einem der Lieblingsthemen aller Meckerköpfe, nach dem Abpfiff der Partie wurde es nicht besser. Neben sachlichen Kommentaren sind vorwiegend jede Menge Gehässigkeiten zu finden, gern greift man sich die heraus, die ohnehin am Boden liegen – so funktioniert Social-Media-Hetze. Königsdörffer ist da aktuell ein leichtes Opfer.
Königsdörffer leitet in Köln das zweite HSV-Gegentor ein
Nun muss man zugeben, dass der 24-Jährige in Köln auch recht wenig dafür tat, seine Kritiker eines Besseren zu belehren. Anders als noch fünf Tage zuvor im Pokal in Heidenheim (1:0), als er zwar auch nicht traf, durch seine Schnelligkeit aber eine für den Ausgang der Partie mitentscheidende Rote Karte herausholte. Seine Bilanz in Köln las sich anders. Da fiel Königsdörffer insbesondere dadurch auf, dass er beim Torschuss seines Kollegen William Mikelbrencis im Weg stand (33.) und mit einem schlampigen Pass einen Kölner Konter einleitete, der das 0:2 begünstigte (48.). Und nach 58 Minuten vergab er seine recht große Kopfballchance so, wie es ein Stürmer zu tun pflegt, dem es erkennbar an Selbstvertrauen mangelt. Königsdörffers Auswechslung nach 59 Minuten kam dann fast schon einer Erlösung gleich.

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Kein schöner Tag. Nicht für den HSV, nicht für Königsdörffer im Speziellen. Und nun? Wie viel Geduld bringt Polzin noch auf, nach neun Startelf-Einsätzen in der Liga ohne Treffer?
HSV-Trainer Polzin lobte Königsdörffer zuletzt
Bislang führte Polzin die Diskussion um seinen glücklosen Angreifer offensiv. „Ich bin unfassbar zufrieden mit seiner Entwicklung“, sagte er jüngst. „Vielleicht nicht, was das Erzielen von Toren angeht. Aber er sorgt durch seine Positionierung dafür, dass andere Spieler gefährlich werden können.“
Damit hat der Trainer grundsätzlich recht. Aber: Ein Stürmer wird letztlich auch an Toren gemessen. Diesbezüglich sprechen Königsdörffers Statistiken eine klare Sprache. Das Bemühen, den Knoten platzen zu lassen, ist ihm niemals abzusprechen. Ligaweit gaben nur elf Profis mehr Torschüsse ab als Königsdörffer (20). Dramatisch aber wird es, wenn man sich die xGoals-Statistik des HSV-Profis ansieht. Mit einem Wert von 3,73 Toren, die man von ihm anhand seiner Chancen hätte erwarten können, liegt Königsdörffer auf Rang zehn der Liga. Mit anderen Worten: Drei bis vier Treffer in dieser Spielzeit wären im Normalfall drin gewesen. Gemessen an seinen null Toren ist sein Wert der schlechteste der Liga.
HSV-Kapitän Poulsen wird mehr und mehr zur Alternative im Angriff
Welche Optionen aber bieten sich Polzin, Königsdörffer so adäquat zu ersetzen, dass sich der Spielstil des HSV nicht komplett verändern müsste? Kapitän Yussuf Poulsen, der mehrere Wochen lang verletzungsbedingt fehlte, legt von Woche zu Woche zu und steigert auch seine Einsatzzeit. Von 14 Minuten in Leipzig über 26 gegen Wolfsburg bis hin zu nun 31 in Köln. Ein Konterstürmer ist Poulsen aber nicht, er hat seine Stärken im Strafraum. Das trifft auch auf Robert Glatzel zu, der in den vergangenen vier Spielzeiten in Liga zwei 63 Tore in 100 Spielen erzielte.

Eine Alternative würde sich Polzin bieten, wenn er Rayan Philippe (mit drei Toren bester HSV-Schütze der Saison) von der rechten Seite ins Sturm-Zentrum beordern würde. Im Idealfall könnte dann Fábio Vieira auf Philippes Position rücken. Das Problem: Der Portugiese wird nach seiner Gelb-Roten Karte in Köln am Samstag gegen Dortmund fehlen. Die weiteren Alternativen für die rechte Außenbahn (Fabio Baldé, Emir Sahiti) spielten zuletzt wenig bis gar keine Rolle. Bakery Jatta ist chancenlos, kommt nur noch in Testspielen zum Einsatz. Heißt: Philippe wird auch weiterhin rechts gebraucht.
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Nimmt man alles zusammen, dürfte Königsdörffer somit auch gegen den BVB die besten Karten haben. Gegen den Champions-League-Teilnehmer wird der HSV vor allem auf Kompaktheit und schnelles Umschaltspiel setzen, Poulsen oder Glatzel kämen eher als Joker infrage. Polzin wird auch weiterhin versuchen, Königsdörffer mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln aufzubauen. Doch er bräuchte allmählich auch einen Plan B, eine Idee für eine HSV-Startelf ohne den so glücklosen Angreifer. Auch das könnte eine der Hauptaufgaben dieser Hamburger Trainingswoche sein.
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