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HSV-Talent Jonah Fabisch
  • 2012 wechselte Jonah Fabisch zum HSV. Sein großes Ziel steht: Simbabwes Nationalspieler will Profi bei seinem Verein werden.
  • Foto: WITTERS

Einziger A-Nationalspieler: Talent Fabisch macht den HSV stolz

Er sucht beim HSV seinesgleichen, das macht die ganze Angelegenheit noch etwas erstaunlicher. Jonah Fabisch ist der einzige aktuelle A-Nationalspieler des stolzen Vereins, im November feierte der 20-Jährige sein Debüt für die Auswahl Simbabwes. Ein großer Tag, eine tolle Auszeichnung. Für Fabisch, der mit der U21 des HSV in der Regionalliga spielt, aber nur ein Zwischenschritt zu einem noch größeren Traum, den er sich erfüllen möchte.

Nur das Schönste aller Souvenirs fehlt, er war einfach zu schüchtern, danach zu fragen. „Ich habe mein Trikot nicht behalten“, sagt Fabisch und denkt an die Minu­ten nach dem Abpfiff zurück. Gerade hatte sich Simbabwe in der WM-Qualifikation 1:1 von Äthiopien getrennt, da landete Fabischs Dress mit der Nummer 14 auch schon im bereitgestellten Koffer. „Wir sollten die Trikots nach dem Spiel in die Wäsche packen“, erinnert er sich. „Da habe ich mich nicht getraut, zu fragen, ob ich es behalten kann. Aber sollte ich in Zukunft nochmal dabei sein dürfen, würde ich gerne eins mitnehmen.“


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Ein klein wenig wird er sich gedulden müssen. Die nächste Chance – der Afrika-Cup, der ab dem 9. Januar in Kamerun ausgespielt wird – findet ohne Fabisch statt. Nachdem der Mittelfeldmann noch im vorläufigen Aufgebot Simbabwes stand, fehlt sein Name im finalen Kader. Schade drum. Was ihm aber bleibt, ist ein Erlebnis, von dem wohl jedes kickende Kind träumt. Ob in Deutschland, Japan, Kolumbien oder eben Simbabwe.

Am 14. November wurde HSV-Talent Fabisch Nationalspieler

Dass es überhaupt dazu kommen konnte, dass Fabisch am 14. November in Harare nach 73 Minuten zum A-Nationalspieler wurde, ist der Verdienst seines Vaters. Reinhard Fabisch, der 2008 viel zu früh im Alter von 57 Jahren verstarb, war fünf Jahre lang (1991 bis 1996) Nationaltrainer Simbabwes und ist dort eine Legende. Jonahs Mutter Chawada Kachidza war früher Landes-Rekordhalterin über die 100 Meter Hürden. Dem Filius wurde der Sport in die Wiege gelegt.

„Simbabwe ist meine zweite Heimat“, betont Fabisch, der in Kenia geboren wurde (noch so ein Verdienst seines Vaters) und 2012 ins Jugend-Leistungszentrum des HSV wechselte. Eine Verbindung zu Afrika, die nicht auf Phrasen beruht, sondern die er lebt. „Ich war fast jedes Jahr in Simbabwe, mal im Sommer, aber zumeist an Weihnachten“, sagt er während des Telefonats mit der MOPO, während im Hintergrund die knarzenden Geräusche der U-Bahn zu vernehmen sind, die Fabisch durch die Hamburger City bringt. „Durch Corona wird das diesmal aber leider erneut nicht möglich sein.“ Die Situation im Land sei angespannt, viele Menschen haben ihre Jobs verloren. „Anders als hier gibt es dort häufig nicht die Option, dann einfach einer anderen Arbeit nachzugehen.“

HSV-Talent war beeindruckt von seinen Mitspielern

Fußball dient in diesen Zeiten auch in Simbabwe als willkommene Abwechslung. Die „Warriors“, die Krieger also, sind diesbezüglich der Stolz des 15 Millionen Einwohner fassenden Landes, das an Südafrika grenzt. Im September nominierte der Verband Fabisch erstmals. Eingesetzt wurde er damals noch nicht, doch er kehrte mit großen Augen in den Volkspark zurück und berichtete davon, wie ausgelassen die Fahrten zu den Spielen waren, von den afrikanischen Songs, die alle Team-Mitglieder im Bus gemeinsam sangen.

Im November sang niemand mehr. Vermutlich, weil die WM-Qualifikation für Simbabwe längst zur Qual geworden war, die große Euphorie war dahin. Das zumindest ist Fabischs Erklärung. Und dennoch wurde der letzte Akt der Qualifikation zu seinem ganz großen Ding. „Ich werde diesen Tag niemals vergessen“, sagt er über den Moment, als er zum Nationalspieler wurde. Nervosität habe er bei seiner Einwechslung nicht verspürt, sondern „einfach nur Fußball gespielt. Aber nach dem Spiel ging es dann los, als all die Nachrichten mit den Glückwünschen auf meinem Handy ankamen. Da war ich wirklich stolz und habe gemerkt, dass das schon etwas Besonderes war, was da passiert ist.“

Fabisch lernte beim Nationalteam vieles dazu

Und dennoch, Fabisch ist kein Träumer. Fragt man ihn, welcher der gewaltigste Eindruck seines Debüts war, berichtet er nicht vom Abspielen der Hymnen oder dem Überstreifen des Trikots. Fabisch sagt dann: „Ich habe auf den Länderspielreisen den Männerfußball kennengelernt. Es war WM-Quali, die große Bühne – da zählt wirklich nur das Ergebnis. Das war eine wertvolle Erfahrung.“

Eine, die ihm nun helfen soll. „Nächster Halt: Stephansplatz“, dröhnt es aus den Lautsprechern der U-Bahn. Fabisch ist auf dem Weg. Im wahrsten Sinne, denn er möchte den nächsten Schritt machen. Erst Profi, dann Nationalspieler, so funktioniert es zumeist. Bei ihm soll der Weg andersherum verlaufen. Bereits in den vergangenen beiden Jahren trainierte der Mittelfeldmann immer mal wieder bei den HSV-Profis mit. Seine Heimat ist aber noch immer die Regionalliga Nord.

Fabischs großes Ziel: Er will den Sprung zu den HSV-Profis schaffen

Auch deshalb hat Fabischs Fußballjahr aus seiner Sicht zwei Medaillen. „Natürlich habe ich mir einen Traum erfüllt“, stellt er fest. „Aber total zufrieden bin ich nicht. Ich bin als Fußballer noch nicht da, wo ich langfristig hin möchte. Es ist mein Ziel, mich immer weiterzuentwickeln und möglichst noch höher als in der Regionalliga zu spielen.“

Man sollte meinen, er ist in dieser Hinsicht beim richtigen Verein. „Gerade beim HSV gibt es gute Beispiele dafür, wie schnell es gehen kann“, weiß Fabisch. Ob Überflieger Faride Alidou (20), Anssi Suhonen (20) oder Robin Meißner (22), sie alle schafften in diesem Jahr den Sprung aus der U21 zu den Profis. Da will auch Fabisch hin: „Natürlich ist es mein Ziel, mich in der ersten Mannschaft beweisen zu dürfen. Zu sagen, die Vierte Liga reicht mir langfristig, ist keine Option.“ Doch er weiß: „Ich muss es mir verdienen, Profi zu werden. Wenn ich dran bleibe und mich weiter entwickle, wird es irgendwann dazu kommen, da bin ich zuversichtlich. Am liebsten beim HSV.“

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Und natürlich immer wieder gern Simbabwe und die „Warriors“. Da wartet ja auch noch ein Trikot auf Fabisch. Nächstes Mal würde er fragen, ganz sicher.

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